Evangelisch-methodistische Bethesdakirche Leipzig

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Andacht

Jahreslosung 2023 – Verlag am Birnbach – Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

26. Februar 2023

“Du bist der einzige Jesus, den mache Leute je treffen werden.”

Zugegeben, ein äußerst herausfordernder Satz, den Shane Claiborne und Jonathan Wilson-Hartgrove in ihrem Buch Gott antwortet anders da schreiben. Und doch ein Satz mit unheimlich viel Tiefe. Denn ja, womöglich begegnen wir Menschen, die noch nie etwas von Jesus hörten und es auch nicht werden. Womöglich bist du die einzige Person, die von all dem berichten könnte – quasi im Auftrag Gottes.
Welch große Ehre und Verantwortung zugleich! Eine Verantwortung, die unmöglich, ja beinahe undenkbar scheint. Und doch ist es eigentlich nicht schwer, denn mit unserer Lebensweise können und dürfen wir Gott verherrlichen, von ihm berichten, die gute Nachricht weitergeben. Nicht nur Sonntags im Gottesdienst, nicht nur, wenn du gerade ganz bewusst im Auftrag Gottes unterwegs bist, nicht nur, wenn dich Leute nach IHM fragen. Einfach so, so wie du bist. Denn du bist der einzige Jesus, den manche Leute je treffen werden.

R. Heberlein

26. Januar 2023

„In dieser Zeit, wo Gewalttätigkeit in Lüge gekleidet so
unheimlich wie noch nie auf dem Throne der Welt sitzt,
bleibe ich dennoch überzeugt, dass Wahrheit, Liebe,
Friedfertigkeit, Sanftmut und Güte die Gewalten sind,
die über allen anderen Gewalten stehen. Ihnen wird
die Welt gehören, wenn nur genug Menschen die Gedanken
der Liebe, der Wahrheit und der Friedfertigkeit rein
und stark und stetig genug denken und leben.“

Albert Schweitzer

“Die ursprüngliche Liebe” (20. Dezember 2022)

Sonia und Max halten es nicht mehr miteinander aus. Seit sieben Jahren bewohnen sie mit den Kindern eine schöne Wohnung. Die äußeren Umstände passen. Doch ihnen ist das Vertrauen zueinander abhanden gekommen. Und die Liebe. Was da ist, tut nur noch weh. Nun wollen sie jede und jeder für sich klären, wie es weitergeht. Ihr Leben, wie sie es jetzt führen, geht so nicht mehr. Angeregt durch eine Beraterin denkt Sonia und denkt Max zurück an die Zeit als sie sich ineinander verliebten. An das, was Sonia an Max und Max an Sonia so faszinierte, was sie schweben ließ… an ihr erstes Wochenende in Paris, an Träume, die zu gemeinsamen Träumen und Erfüllungen wurden… In den tiefen Wunden, die sie sich zugefügt hatten, steigt nun die Erinnerung an ihre
Liebe auf und an das, was sie einst gemeinsam wollten…

Was ist das mit der Geburt von Jesus Christus und Gott? – so fragten sich Christinnen und Christen mehrere Generationen nach Jesu irdischem Leben. Es wurde spürbar: das römische Reich hatte seine große Zeit hinter sich, verlor mehr und mehr an Kraft. Große Veränderungen waren im Gange. Was lange als stabil und gewohnt galt, wurde unabsehbar.

Wie ist das mit der Geburt von Jesus Christus und Gott? Einst schuf Gott die Welt. Er liebt es, Leben ins Leben zu rufen. Dann kam Jesus aus Nazareth zur Welt. „Von Anfang an gab es den, der das Wort ist…Und er, das Wort war Gott in allem gleich. Dieses Wort gehörte von Anfang an zu Gott… Durch dieses Wort wurde alles geschaffen… Er, das Wort, was zugleich das Leben in Person. Und dieses Leben bedeutete das Licht für die Menschen. Das Licht leuchtet durch die Dunkelheit, und die Dunkelheit konnte es nicht überwältigen… Er, das Wort, wurde ein Mensch. Er lebte bei uns, und wir sahen seine Herrlichkeit…“ Gott selbst zog ein in seine geliebte Welt. Ganz gewöhnlich wurde er geboren. Und durchlief sein Leben weitestgehend wie andere Menschen auch. Gott wohnte unter Menschen und blieb dabei Gott.

Zum Christfest feiern wir diese ursprüngliche Liebe Gottes. Sie wird die Welt und uns darin zum Ziel führen. Zur Vollendung. Mir schenken sie Trost, es macht mich zuversichtlich in anstrengender Zeit.

Es lohnt sich, die Worte aus dem Vorwort zum Johannesevangelium mit Muße auf sich wirken zu lassen.

(c) Dieter Schütz / pixelio.de

“Was für ein Mann…” (30. November 2022)

…denke ich. Dem Henker riss er das Schwert aus der Hand und rettete Todgeweihte. Goldklumpen soll er heimlich aufs Fensterbrett gelegt und Mädchen vor der Prostitution bewahrt haben. Eine hungernde Stadt versorgte er mit Getreide. Als Sohn reicher Eltern verteilte er sein Hab und Gut unter den Armen. Für Kinder hatte er ein besonderes Herz und beschenkte sie.

Von Nikolaus weiß man wenig Gesichertes. Im 4. Jahrhundert war er Bischof von Myra. Das liegt an der Südküste der heutigen Türkei. Weil er zu Lebzeiten so Vielen half, wurde Nikolaus nach seinem Tod in Erinnerung zum „Volksheiligen“. Seefahrer, Kaufleute, Kinder und sogar Fleischer wählten ihn zum Patron. (In jeder Stadt, in der Handel getrieben wird, gab und gibt es eine Nikolaikirche.)
Ab dem 10. Jahrhundert tauchte er am 6. Dezember, seinem Todestag, als heimlicher Gabenbringer in rotem Bischofsmantel auf, ausgerüstet mit Bischofsmütze und Hirtenstab. Bis zur Reformation war der Nikolaustag Tag der Bescherung. Martin Luther übte generelle Kritik an der Heiligenverehrung und führte die Bescherung im Zusammenhang mit dem schenkenden Christuskind am 24. Dezember ein.
Wer weiß, vielleicht ist am 6. Dezember morgens eine kleine erfreuliche Überraschung im Schuh…?

(Quelle: nach „ach / das kleine Buch vom großen Staunen.)

 

Ein Buch-Tipp zum Schluss:
Anselm Grün/Giuliano Ferri: Die Legende vom heiligen Nikolaus; in kindgerechter Sprache erzählt.

“Der Sommer geht vorbei…” (26. Oktober 2022)

„Der Sommer geht vorbei…“ singt Konstantin Wecker in seinem kleinen Herbstlied.
Die Bäume entledigen sich ihres letzten Laubes.
Ein eigenartiges Licht zeigt sich. Vorbei sind die langen Tage. Auch wenn es momentan überdurchschnittlich warm ist, feuchte, kahle, kalte Tage werden nicht lange auf sich warten lassen. Die sommerliche Morgenfrische und lauschig entspannte Sommerabende sind schöne Erinnerungen.
Loslassen hat seine Zeit.
Eine Begleiterin schenkte mir Gedanken zum Loslassen.
Zum Ende des Kirchenjahres sind sie mir bedeutsam, darum teile ich sie hier:

Loslassen heißt nicht, sich nicht mehr um den anderen zu kümmern;
es heißt: Ich kann nicht alles für den andern tun.

Loslassen heißt nicht den Kontakt abbrechen;
es ist die Erkenntnis, dass ich den anderen nicht kontrollieren soll.

Loslassen heißt seine Machtlosigkeit zugeben.
Das bedeutet: Das Ergebnis liegt nicht in meinen Händen.

Loslassen heißt nicht, jemand anderen zu ändern oder zu beschuldigen.
Ich kann nur mich selbst ändern lassen.

Loslassen heißt nicht, Situationen für andere zu lösen,
sondern sie die Ergebnisse ihrer eigenen Handlungen erfahren lassen.

Loslassen heißt nicht, zu richten,
sondern dem anderen erlauben, Fehler zu machen.

Loslassen heißt nicht, den anderen zu ignorieren,
sondern anzunehmen.

Loslassen heißt nicht, den anderen zu beschützen,
sondern dem anderen zu erlauben, Realität zu erfahren.

Loslassen heißt nicht, das Vergangene bedauern,
sondern zu wachsen und das immerwährende Jetzt anzunehmen.

LOSLASSEN HEISST: SICH WENIGER FÜRCHTEN UND MEHR LIEBEN.

(Die Quelle ist mir nicht bekannt.)

„Wenn du deine Hand auftust!“ – Ein wunderbares Fest: Erntedank
(20. September 2022)

Wir sammeln zum Lob unsres Schöpfers die Stimmen in Lied und Gebet;
wir rufen mit Dank ins Gedächtnis, dass er uns die Ernten bestimmt.

In ländlichen Gebieten werden tolle Erntekronen gebunden. Wagenladungen voller sonnengereifter Weintrauben vom Hang am Geiseltalsee fahren zur Weiterverarbeitung… In meiner Erinnerung türmt sich ein kleiner Kartoffelberg, den die Kinder und ich aus dem Gartenbeet, damals Mitte der 90er Jahre, anhäuften. Das war ein echter Kartoffel-Freuden-Tag, den wir feierten. – Leckere Äpfel erfrischen Leib und Seele.

Wir danken dir, Gott, für das Gute, für Freude und Fülle der Frucht,
für Vorrat in Schränken und Lagern, für das, was der Einkauf uns bringt.

Gott für die Ernte zu danken, lebt vom Sammeln, vom Innehalten und zu staunend betrachten, was geworden ist. Die individuell gewachsenen Möhren, die blanken Kastanien. Den Gaumen erfreuen hat seine Zeit. Genießen hat seine Zeit. Und die Ernte teilen hat seine Zeit.

Aber auch das kommt schnell vor Augen: Ich fuhr mit dem Rad durch trocken-dürre Wälder Sachsen-Anhalts, sah verdorrte Mais- und Kornfelder, Flussläufe mit sehr wenig Wasser. Waldbrände machen zu schaffen.

Doch auch von der Not und vom Hunger, von Ohnmacht klagt dir unser Lied,
von Gaben, gebraucht zur Vernichtung, von Land, das verbrannt liegt und brach.
Wir schrein für der Hungrigen Notstand: dass Frucht auf den Feldern verfault.
dass Obstgärten achtlos verkommen, dass Waren dem Markt man entzieht.

Erntedank legt auch nahe, es Gott zu klagen: wo Nahrung vergammelt, Essen achtlos entsorgt wird und noch immer Menschen hungern. Lebensmittelretter nehmen dies nicht hin, sie bleiben nicht beim Beklagen der unhaltbaren Zustände. Auch in Leipzig ist foodsharing möglich.

Das Lied wächst zur Tiefe und Weite: Die Erde, die Völker sind eins.
Es gibt keinen Dank ohne Geben, kein Wort ohne wirksame Tat.

Der Text dieses unbekannten Liedes überrascht mich. Mehr als 50 Jahre alt, ist er aktueller denn je. Danken und eklagen der Missstände lädt zur Fürbitte und zu aktivem Protest ein. Den Lebensstil zu überdenken, den wir pflegen, dies ist Gebot der Stunde und jeder und jedem freigestellt. Nichts Neues unter der Sonne, jedoch überlebensnotwenig. In diesem Sinne wünsche ich ein genussvolles und fröhliches Erntedankfest.

Teilen reich macht.

Drum hilf uns Gott, du Herr aller Ernte, dass ehrlich sei unser Protest,
dass wir, was wir haben, auch teilen und sorgen mit dir für die Welt.

(Gesangbuch 114, Text: Fred Kaan (England), deutsch: Dieter Trautwein 1971)

Eine Weg-Geschichte: Anders schön. (10. August 2022)

Sonntag Mittag. Es ist sonnig, nicht zu heiß, also bestes Fahrradwetter. Spontan beschließen Frank und ich nach Magdeburg zu fahren, um von dort den Elbradweg nach Dessau zu radeln. Das hatten wir uns schon länger vorgenommen.
Auf dem Bahnsteig warten wir mit vielen anderen 9-Euro-Ticket-Inhaberinnen und -Inhabern und dem dazugehörigen teilweise überdimensionierten Gepäck sowie zahlreichen Kinderwagen auf den Regionalexpress. Viel zu kurz war der Zug. Wir kommen mit unseren Rädern nicht mit. Keine Chance. Auch der Versuch, mit der nächsten S-Bahn nach Halle zu fahren, scheitert. Auch dieser Zug ist viel zu kurz. Die Laune ist gesunken. Frank will aufgeben. – Lass uns noch eine S-Bahn abwarten!
Diese fährt nach Lutherstadt-Wittenberg. Wir finden bequem Platz und atmen auf. Wie schade, das Radeln an der Elbe von Magdeburg nach Dessau ist für heute passé. Wir überlegen, wo wir aussteigen und stattdessen mit den Rädern lang fahren wollen.
Ach, Wittenberg liegt ja auch an der Elbe! Und den Abschnitt nach Torgau waren wir bisher noch nicht gefahren. Also war die Entscheidung klar.
So radelten wir diesen schönen Streckenabschnitt. Was für eine Vielzahl von Kirchen in den kleinen Dörfchen, darunter auch sehr große Kirchen. Und das Eis in Mauken an der Fähre nach Pretzsch – einfach himmlisch! – Von Torgau war die Rückfahrt kein Problem.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Trotzdem kann anders auch schön sein.

Ich bin daran erinnert, wie es ist, wenn Pläne sich aus irgendwelchen Widerwärtigkeiten nicht durchführen lassen. Setze ich ausschließlich auf das eine Vorhaben und lasse enttäuscht davon ab, weil es sich nicht geradlinig durchführen lässt, entsteht schnell Frustration und Unlust. Bleibe ich jedoch offen für Spielarten oder ganz andere Möglichkeiten, wird sich häufig etwas finden, was jetzt passt. Anders ist auch schön.

Gott in allem finden, besonders eben dann, wenn Pläne aufgegeben werden müssen, das fordert nicht nur mich heraus. Wenn’s nicht um einen Sonntagsausflug geht, sondern um eine echt schwierige Situation, kommt mir Paul Gerhardt in den Sinn – während die S-Bahn nach Wittenberg durch seinen Geburtsort Gräfenhainichen fährt:

Befiel du deine Wege und was dein Herze kränkt,
der aller treusten Pflege, des der den Himmel lenkt.

Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

(Gesangbuch EmK, Nr. 371)

Weg-Geschichte 1 (27. Juli 2022)

Darf ich vorstellen? Das ist Raphael. Diesen Engel traf ich auf unserer Reise der Weser entlang, in der Klosterkirche
von Bursfelde. Er ist auf dem Bogen gemalt, durch den man in den Altarraum geht. Irgendwie fühlte ich mich von ihm angeschaut, müde wie ich war, mit Schmerzen in verschiedenen Körperteilen. Wieviele Menschen vor mir mögen schon göttliche Hilfe bei diesem Gottesboten erbeten haben…

Im 1. Chronikbuch 26,7 trägt ein Torwächter den Namen Raphael. „Gott hat geheilt.“ heißt Raphael auf deutsch.
Bekannt und beliebt wurde eine Geschichte aus dem Buch Tobit (eines der Spätschriften des Alten Testamentes). Sie erzählt von einem Erzengel Raphael, der Tobias (der Name bedeutet „Gott ist gütig.“) auf seiner Reise begleitet.
Er gibt ihm ein Heilmittel gegen die Erblindung seines Vaters Tobit. Vom ihm als Reisebegleiter und Heiler wurde
in früheren Zeiten gerne erzählt.

‚Einen guten Reisebegleiter und jemanden, der mir die Kraft schenkt, heil ans Ziel zu kommen, kann auch ich gut
gebrauchen‘, dachte ich. Und nahm den Raphael in Form einer Karte mit.

Diese Kirche ist ein besonderer Ort, an dem Frank und ich unsere Radreise bewusst in Gottes Hände legten. Das
taten schon viele vor uns mit ihrer Lebensreise.

warten und entspannen (28. Juni 2022)

Letzten Freitag habe ich es probiert: Ich habe das 9 EuroTicket genutzt. Dabei gewann ich viel Zeit, um auf Züge
zu warten.

Zwischenzeitlich erinnerte ich mich an ein Gespräch mit einem Kollegen, der einige Jahre als Missionar in
Mosambik lebte. Er erzählte, was er neu lernen musste: WARTEN. Trotz vereinbarter Termine. Warten an der
Bushaltestelle, warten beim Arzt, warten auf einem Amt, warten, wann eine Veranstaltung beginnen wird…
Überall wird gewartet. Warten nimmt in Afrika einen großen Teil des Lebens ein. Darüber wundert sich niemand.
Und keiner regt sich auf.

Während ich weiter übers Warten nachdenke, genieße ich die Sonne, verarbeite die Aggressionen Mitreisender,
die ich zu Beginn meiner Fahrt miterlebte, studiere unterschiedliche Erscheinungsformen von Menschen, höre
einen podcast und entspanne mich. Ich versuche, nicht mehr auf die Uhr zu schauen, denn davon kommt der Zug
auch nicht schneller. Mein Zeitplan ist außer Kraft gesetzt. Das nächste, worauf ich hoffe, ist das leichte Mittagessen bei meinen Eltern am Ziel meiner Reise. Warum muss auch alles auf die Minute genau getaktet sein?

Ich bin in guter Gesellschaft mit Menschen, die in der Bibel zur Sprache kommen. Es wird von Menschen erzählt,
die warten und hoffen, dass sich etwas tut, dass die Zeit erfüllt wird, dass sich was ändert, dass Gott wieder
erfahrbar wird…“Ich halte Ausschau nach dem Herrn. Ich will auf Gott warten, der mir hilft: Mein Gott wird mich
gewiss hören.“ (Micha 7,7) Also gar nicht schlimm, wenn ich auf dem S-Bahnsteig stehe und Ausschau halte, ob
der Zug in der Ferne schon zu sehen ist! Es hilft mir, Warten zu üben. Nicht nur, dass die S-Bahn mich von A nach
B bringt, sondern, dass Gott eine Perspektive zeigen wird, dass er sich kümmert in den drängenden Problemen
und Krisen. Ausschau halten ist aktives Warten, auch bei der langwährenden Wohnungssuche für Familie R.
Bei der Rückfahrt kam meine Wartegeduld ans Ende. Alle Züge hatten Verspätungen. Der Zug, für den ich ein
Ticket gebucht hatte, mehr als eine Stunde. Nachdem ich inzwischen schon eine Stunde gewartet hatte,
entschloss ich mich ein neues Ticket für den Zug zu buchen, der in 2 Minuten abfuhr. Er brachte mich verspätet,
jedoch entspannt, schnell und in angenehmer Kühle nach Hause.

Fazit: Warten ist keine Zeitverschwendung für mich, solange ich nicht unter Zeitdruck gerate, ein gutes Buch dabei hab und Kopfhörer, um den Lärm zu reduzieren oder etwas Angenehmes zu hören. Während des Wartens
entstehen manchmal interessante Ideen durch das, was es zu beobachten gibt. Auch mit Gott kann ich in Verbindung treten. Also ist warten nicht immer verschwendete Zeit, sondern kann auch zu sinnvoller Zeit werden.

Nächste Woche fahren Frank und ich mit den Rädern in den Urlaub. Die Reise beginnt mit einer Zugfahrt. Mal
sehen, was passiert und ob wir entspannen werden.

Gedanken zum Pfingstfest (Pfingsten 2022)

Auf haltezeichen.de, einem Angebot von Leipziger Christ:innen verschiedenster Gemeinden, findet sich ein Pfingstgruß unserer Pastorin: Zum Lesen, zum Anhören und Ansehen.

Wer schon immer einmal wissen wollte, wie Christin Eibischs Gedanken in Gebärdensprache aussehen, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen!

Dankbar (23. Mai 2022)

Vor einigen Tagen regnete es, ich war mit dem Rad unterwegs und suchte in einem anderen Stadtteil die Adresse, bei der ich mich einfinden sollte. Die Hausnummerierung ist in dieser Straße kurios. Ich war nahe am Verzweifeln, GoogleMaps war mir ein Rätsel. Ein Zuspätkommen wollte ich mir gerade bei diesem Termin nicht leisten.
So sandte ich ganz unentspannt einen kurzen Hilferuf zu Gott, da lief mir doch glatt eine junge Frau mit Stöpsel
in den Ohren über den Weg. Ich sprach sie an und bat, mir zu helfen die richtige Hausnummer zu finden. Sie
kannte sich auch nicht aus, konnte aber GoogleMaps besser verstehen als ich. So war ich Punkt Um zum Termin.

Als ich nach Hause radelte, freute ich mich über die Hilfe, die mir Gott geschickt hatte: Diese fremde Frau, die
mich nicht im Regen stehen gelassen hatte. DANKE DAFÜR!

Am 15. Mai berichtete Andrea W. vom Gemeindewochenende und gab folgende Anregung weiter:
Notiere etwas, wofür du dankbar bist, vielleicht kannst du dazu eine kleine Geschichte erzählen. Lege den Zettel
in eine kleine Origami-Schachtel. Sie liegen im Eingangsbereich aus. Deine gefüllte Schachtel kannst du auf dem
Altartisch ablegen und bei nächster Gelegenheit im Gottesdienst bei „miteinander teilen“ der Gemeinde Anteil
an deinem DANK geben.

28. März 2022

Dieser Tage entdecke ich folgendes Gebet für mich:

Schweigen möchte ich, Herr,
und auf dich warten.
Schweigen möchte ich, Herr,
damit ich verstehe,
was in deiner Welt geschieht.
Schweigen möchte ich,
damit ich den Dingen nahe bin,
allem Sein und allen Geschöpfen,
so dass ich ihre Stimme höre.
Schweigen möchte ich,
damit ich lerne,
dein und mein Wort zu unterscheiden.
Ich möchte schweigen,
damit ich unter den vielen Stimmen die Deine erkenne.

(nach Jörg Zink)

Glanz der Gnade (04. März 2022)

An allererster Stelle geht mir an die Nieren, was alle traurig macht, bestürzt und mitnimmt: der Krieg und was
damit verbunden ist.
Als ich die Predigt für Sonntag zu 2. Korinther 6, 1-10 vorbereitete, stieß ich auf Sätze von Nelson Mandela, die ich
mir vor längerer Zeit notiert hatte. Sie trösten mich und haben mich in der Arbeit zur Predigt geleitet.

„Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen das Hassen lernen.
Und wenn sie hassen lernen können, dann können sie auch lieben lernen.“

Nelson Mandela beschrieb es als Gnade, dass er in dieser Zeit nicht verbitterte, sondern reifte. Am Ende umarmte er seine Wärter. Dieser Mann wusste vom Glanz der Gnade zu erzählen:

„Unsere größte Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind”,
sagte er in seiner Antrittsrede als Präsident von Südafrika.
„Unsere größte Angst ist, dass wir kraftvoll sind – über alles Messbare hinaus.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die wir am meisten fürchten.
Wir fragen uns selbst: Wer bin ich schon, um strahlend, prächtig, begabt, fabelhaft zu sein?…
Du bist ein Kind Gottes. Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt.
Wir sind alle bestimmt, zu leuchten wie es die Kinder tun.
Wir sind geboren, um den Schein Gottes, der in uns ist, kundzutun.
Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem.“

(Eine genaue Quellenangabe habe ich nicht, vermutlich aus Mandelas Biographie „Der lange Weg zur Freiheit“)

Wer gewinnen will, muss Klartext akzeptieren (21. Februar 2022)

Ein Impuls von Ulrike Burkhardt-Kibitzki zu Markus 8,31-38 (https://www.impuls-zur-woche.de)

Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben dabei verliert. (Vers 36 BasisBibel)

Wenn die Zahl der Jahre, die vielleicht noch vor einem liegen, immer kleiner wird, hingegen die zurückliegenden
Jahre immer mehr, denken viele Menschen über ein Lebensresümee nach – insbesondere anlässlich hoher Geburtstage, was aber durchaus schon der Sechzigste sein kann. Dann fragt man sich: Bin ich die, die ich einst werden wollte? Haben sich meine Träume erfüllt? Was ist gelungen und was nicht? Kann ich zufrieden mit meinem
Leben sein? Das betrifft sowohl die Entwicklung der Persönlichkeit, des Glaubenslebens, aber natürlich auch materielle Aspekte. Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut und keine vergeistigten Wesen, die als Eremiten leben.

So wie ich Jesus verstehe, hat er keine grundlegenden Einwände gegen das, was unser Leben auch materiell
schön und reich macht. Entscheidend ist eher die Haltung, in der wir uns mit den »weltlichen« Dingen umgeben.
Sind wir gierig und maßlos, unersättlich und süchtig danach? Dann verlieren wir uns tatsächlich in der Seelenlosigkeit der Dinge. Wer sich an die Dinge der Welt verliert, ist verloren. So krass benennt es Jesus. Klartext hilft mehr als pseudodiplomatisches Drumherumreden. Jesus ist radikal in seinen Ansichten. Manchmal schmerzhaft, aber dann doch heilsam. Denn niemand will ja als Verlierer vom Platz gehen, wenn man doch genau weiß, dass man große Chancen auf einen Gewinn hat.

Ankommen und aufgenommen werden (18. Januar 2022)

„Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern. Und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“, sagte Jesus zu Leuten, die sich für ihn interessierten. „Aber ich habe es euch ja schon gesagt: Obwohl ihr mich gesehen habt, glaubt ihr nicht. Alle, die mir mein Vater anvertraut, werden zu mir kommen. Und ich weise niemanden ab, der zu mir kommt.“
Kurz vor Weihnachten stand ich an der Poststelle an. Ordentlich aufgereiht in einer Schlange warte ich mit anderen, um eine Postsendung loszuwerden. Als ich direkt vor der Tür stand, kam ein Mann in Schlips und Anzug raus und meinte: „So, jetzt ist Schluss. Wir können Ihr Paket nicht mehr annehmen.“ Etwas ratlos stand ich da, die Poststelle hatte doch noch 2 Stunden geöffnet? Ich wartete ab. Als Leute herauskamen, ging ich hinein. Der gebrochen deutschsprechende Türsteher wollte mich und die Leute nach mir abwimmeln. Ich fragte freundlich nach, was denn los sei und blieb. Schließlich kam der Anzugmann noch einmal und meinte, ich und die beiden nach mir könnten ihre Sendungen noch aufgeben. Sie hätten keinen Lagerplatz mehr, um die vielen Pakete anzunehmen. Ich war erleichtert, mein leichtes handliches Gepäck doch noch los werden zu können.

Anliegen abgelehnt. Wie oft erleben Menschen, nicht willkommen zu sein. Nicht gehört, nicht aufgenommen zu
werden. Geflüchtete. Bedürftige. Da liegen die Nerven blank. Nicht selten geht‘s um die nackte Existenz.

In der Jahreslosung 2022 kommt uns ein weiterer Zusammenhang entgegen. Menschen erleben, wie befreiend es ist, im Geiste Jesu zu leben. Und vertrauensvoll ans Leben heranzugehen. Einzelerfahrungen des Vertrauens können aber auch zu Schlüsselmomente werden, die im Laufe der Zeit verblassen und zu entfernten Erinnerungen werden.
Von Vertrauen zu sprechen und zu vertrauen, sind zwei unterschiedliche Schuhe. Sich völlig offen im Gottvertrauen zu üben, das ist eine echte Herausforderung! Sei es, die Kinder in einer neuen Lebensphase zu begleiten, sei es einen beruflichen Wechsel anzustreben, sei es, altgewordene Eltern zu begleiten, sei es, wesentliche Entscheidungen zu treffen. Garantierte Sicherheiten gibt es nie. Die Zusage Jesu gilt denen, die sich im Gottvertrauen üben, ganz gleich wie sehr eigene Erwartungen auch enttäuscht werden:
Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Darauf ist Verlass. Garantiert. Bei Gott ist ausreichend Platz  für alle, die zu ihm kommen.

Unter diesem Vorzeichen will ich achtsam bleiben in meinen Vertrauensübungen für das, was sich zeigen wird.
Und wie ist es bei Ihnen/ bei Dir? Wann fällt es schwer, wann fällt es leicht, Entscheidungen auf Basis des Gottvertrauens zu treffen?

Videobotschaft der Superintendenten zum 1. Advent

Auf YouTube steht eine kurze Videobotschaft zum 1. Advent der Superintendenten Werner Philipp und Christhard Rüdiger zum Anschauen bereit.

Wer sie lieber lesen möchte, nutze gern die dazugehörige Niederschrift.

Variationen alles wird anders (25. November 2021)

Zur Zeit hören Frank und ich einen Klavierpodcast mit dem Titel „Variationen: Alles wird anders“. Dabei handelt es sich um eine Reihe von – wie wir finden – wunderbaren Gesprächen über Klaviermusik.

Als ich heute morgen die ersten Gespräche führte und Mails las, fiel mir dieser Titel ein. Variationen: Alles wird anders. Ja, fast alle erleben das im Moment. Ganz schnell wird alles anders. Kurzfristige Planungen stehen stärker als sonst unter Vorbehalt. Niemand weiß, ob sie oder er morgen nicht auch aus dem gewohnten Alltag fällt, sich in Quarantäne begeben muss oder gar erkrankt. Die Fähigkeit zu variieren und zu improvisieren, sich zu verändern, umzustellen und/oder anzupassen steht im Moment besonders hoch im Kurs.
Das strengt an. Das macht schon am Morgen müde. Vielen bereitet es Befürchtungen und Sorgen… Trotzdem können einige Menschen relativ gelassen bleiben. Sie bleiben in ihrer inneren Mitte, bei all dem, was zu tun ist.

Variationen spielen mit einem Thema. Ein Thema ist gegeben, es wird immer wieder anders aufgenommen und entfaltet. Mal bedächtig, mal jagend, durch alle möglichen Farben, Tonarten, Rhythmen hindurch entwickeln sie ihre je eigene Dynamik.
Variationen gibt es praktisch überall: in der Natur, in der Malerei, in der Schauspielerei, Wissenschaft, Philosophie, auch im eigenen Leben. Ist nicht jeder Mensch eine Variation göttlicher Lebenslust?

GOTT ist in jeder und jedem erkennbar. In der derzeitigen Situation geht’s um’s Grundlegende, ums Vertrauen in
Gottes Nahesein, Vertrauen in seinen Schutz, Vertrauen in seine Fürsorge – was auch immer passiert. VERTRAUEN findet in vielen Variationen Ausdruck. Darin können Christinnen und Christen sich jetzt üben. Und daran werden sie erkennbar.

Ich wünsche einen gesegneten Eingang in die Adventszeit.

Ihre / Eure Christin Eibisch

Gott,
der du das Licht erschaffen
und mit ihm das Dunkel durchbrochen hast.
Leuchte uns
mit deiner Liebe,
mit deiner Nähe,
mit deiner Kraft.
Schenk uns Halt und zeige uns den Weg.
Wenn dein Licht brennt,
dann können wir leben.
Amen.

(aus: TeDeum.Extra.: Geist-der uns Beistand ist, S.10)

27. Oktober 2021

“Für mich gibt es nur eine einzige Familie auf der Welt, und ihr Familienname lautet Menschheit.“

„Ob jemand köstliche Brötchen backt, sorgfältige Abrechnungen schreibt oder als Arzt kranke Menschen behandelt – wir alle sind auf der Erde, um unsere Aufgabe zu erfüllen. Und dies mit Liebe zu tun. Für andere. Aus meiner Sicht ist das der Königsweg zum Lebensglück.“

Giora Feidman (Klappentext auf dem Buch: Klang der Hoffnung. Wie unsere Seele Frieden findet)

„Gott spannt leise feine Fäden,…“ (24. September 2021)

so beginnen die ersten Verse des Refrains eines Liedes im Jugendliederbuch „kreuz&quer“. Ein Netz kreuz und quer, in dem viele Fäden nicht nur in eine Richtung gehen, sondern sich vernetzen. Es ist ein schönes Bild für Gemeinde. Weil es sehr leise entstehen kann und die feinen Fäden uns von der Mitte her im Miteinander halten.

Im Rückblick auf die vergangen 1 ½ Jahre im Vorstand und anderen Gesprächen suchen wir nach einer Beschreibung der aktuellen Situation in unserer Gemeinde. Es geht dabei in erster Linie darum, die Situation wahrzunehmen und im Gespräch darüber zu sein, wie es uns gerade selbst, mit der Gemeinde und mit Gott geht. Und wie wir weiter gehen wollen. Es geht auch um Teilhabe an der aktuellen Situation jedes Einzelnen.

Aufgefallen ist, dass wir – trotz der für alle ungewöhnlichen Umstände – die feinen Fäden miteinander weitergesponnen haben. Dafür spüren wir an vielen Stellen große Dankbarkeit. Aufgrund der digitalen Möglichkeiten und die durch Corona bedingten Freiräume ist es aber auch manchmal leise geworden zwischen uns. Es fehlt das Gegenüber am anderen Ende des Fadens. Dann bleibt die Frage: „Wie geht es Dir/Euch?“ unbeantwortet.

Wir regen an, den Faden nicht vollständig los zu lassen, dort wo er schon sehr dünn geworden ist und die Freude am gemeinschaftlichen, persönlichen unterwegs sein im Glauben auch wieder neu zu entdecken. Eine Einladung, die Fäden wieder aufzunehmen oder einfach dran zu bleiben. Damit das Gemeindenetzwerk stabil und persönlich bleibt und auch lose Fäden ihren Platz finden können. Und auch neue geknüpft werden. Und wir „weiterspinnen“…

Alles zu seiner Zeit. Pastorin Christin Eibisch und Steffen L. grüßen herzlich

“Ich sage DANKE!” (27. August 2021)

Dieser Tage stieß ich wieder einmal auf Vikor E. Frankl. „Trotzdem Ja zum Leben sagen…“ lautet der Titel seines biographischen Buches, das er als Überlebender nach Auschwitz schrieb. Der Psychiater erlebte hautnah, wie zutiefst gedemütigte und leidende Menschen Kraft zum Überleben fanden, wenn sie begriffen, wofür sie lebten.

Wofür bin ich auf der Welt? Diese Frage meldet sich wohl immer mal zu Wort. Manchmal ist es eine echte Durststrecke, bis sich eine Antwort neu auftut.

Vor einer Zeit traf ich einen Mann, so Anfang 40 schätzungsweise. Der sieht Sinn darin und seine spezielle Aufgabe, das Leben voll Dankbarkeit wahrzunehmen. Dies drückt er, wann immer sich Gelegenheit bietet, aus. Jeden Tag schreibt er in sein Tagebuch einen Dank, wofür er bisher noch nicht gedankt hatte.

Dankbarkeit empfinden, verändert die Gefühle von Missmut, Groll, Selbstmitleid oder Widerstand. Dankbarkeit
befreit von dem Zwang, sich anderen zu vergleichen. Sie ermöglicht, sich mit anderen über Gelungenes zu freuen. Dankbarkeit kann ansteckend sein und ein gutes Klima schaffen. Sie ist ein weiches Bett, in das Ärgerliches hineingelegt werden kann. Und sie verbindet Menschen.

Letzten Sonntag hatten wir im Gottesdienst eine Zeit des miteinander Teilens. Diese Zeit hat mich sehr berührt und ging mir nach. Ein Beitrag begann mit der Schilderung einer konkreten persönlichen Dankbarkeit, die von Herzen
kam. Darauf hin stand ein Gast auf, der die Bethesdagemeinde zum ersten Mal besuchte, stellte sich vor und bedankte sich. Weitere Beiträge um Fürbitte und Dank folgten.
Dankbarkeit schwappt zu anderen über, wenn wir bereit sind, unsere Dankbarkeit auch auszusprechen. in Worten zu teilen. Dafür ist Raum im Gottesdienst. Danke dafür!

Ihre / Eure Christin Eibisch

„Überraschung in der weiten Welt“ (25. Juli 2021)

Erfüllt, erholt und überaus dankbar sind Frank und ich von unserer Urlaubsreise zurückgekehrt.
Am 18. Juli nachmittags besuchten wir die Eismeerkathedrale in Tromsø. Ein Orgelkonzert war angekündigt. Während kurzweilige, witzige Stücke erklangen, u.a. aus dem „Karneval der Tiere“, liefen Kinder mit ihren Müttern und Vätern durch die Kirche, schauten sich hier und da um, betrachteten das eindrückliche Altarbild wie ein Suchbild, auf dem sich verschiedene Motive finden lassen. Eine junge Frau sprach die Kinder einzeln an und lud sie ein, sich kreativ zu beteiligen. Dafür waren mehrere attraktive Angebote platziert. Eine entspannte Atmosphäre und für mich ungewöhnlich für ein Orgelkonzert.
Die größte Überraschung allerdings war die Kantorin: Sie ist eine Mitschülerin der Berliner Theresienschule, an der ich Abitur gemacht hatte. Ihre Schwester war in meiner Klasse, sie selbst zwei Jahrgänge über mir. Nun lebt sie dort „oben“ seit vielen Jahren.
Die freudige Überraschung beiderseits war groß, auch wenn keine Gelegenheit war, ausführlicher miteinander zu sprechen. Denn im Anschluss an das Konzert scharten sich Kinder mit ihren Eltern, die die Orgel durch ihre Anleitung ausprobieren und kennenlernen konnten.

Die große Welt Gottes ist klein. Die kleine Welt Gottes groß. In der Ferne kann man Nähe finden. Und in der Nähe
Ferne. Es kommt auf den Blickwinkel an. Gott macht sich bemerkbar, in ihm hat alles seinen Ursprung und findet sein Ziel. Auch hier: auf den Blickwinkel kommt es an.

Ihre / Eure Christin Eibisch

„Amen Atmen“ (28. Juni 2021)

Eben mal für ein paar Augenblicke den Tag voller Beschäftigung unterbrechen. Stille. Durchatmen. Mich hineinlegen in ein Vertrauenslied oder Gebet, das ich nicht erst formulieren muss, sondern was vor mir da ist und von vielen Menschen gebetet wurde und wird.
Auf https://amen-atmen.de/ finden sich u.a. kurze podcast-Gebetszeiten für morgens, mittags und abends. Sie
helfen, innezuhalten, sich mit Gott zu verbinden, sich am Morgen bewusst sich auf den Tag auszurichten und am
Abend den Tag vor Gott Revue passieren zu lassen.
Schön gemacht finde ich auch die 5-Minuten-Videos zum Thema beten, z.B. darüber, mitten im Alltag einen heiligen Ort oder Zeit zu finden. (siehe Inspirationen) Im Alltag aus Gottes Gegenwart leben, das tut gut.
Mich interessiert, wie es Ihnen/Dir mit einer Gebetszeit am Tag ergeht. Vielleicht hast Du/haben Sie ja Lust, das
mal auszuprobieren, und zwar nicht erst wenn mal mehr Zeit ist, sondern mitten drin: AMEN ATMEN.

Hier ein „Appetithappen“ aus dem Schluss eines Morgengebetes:

So lade ich dich, Gott, nun ein, den Tag, der vor mir liegt, zu gestalten – in mir und mit mir.
Atme in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes denke.
Wirke in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes fühle!
Pulsiere in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes tue!
Dir gebe ich meinen Tag und mein Leben.
Erfülle mich mit deiner Kraft und mit deiner Liebe.
Heute. Und an allen Tagen. Und in Ewigkeit.
Amen. (nach Augustinus)

Ihre / Eure Christin Eibisch

umgestürzter Bau„Umgefallen“ (30. April 2021)

Auf unserer Seeumrundung fiel uns am Wegesrand ein Baum ins Auge. Er war entwurzelt und – warum auch immer – umgefallen. Das allein ist nichts Außergewöhnliches.
So mancher Baum fällt um, auch wenn er noch nicht so alt ist, warum auch immer. Außergewöhnlich an diesem Baum sind die vielen Triebe, die aus dem Stamm hervorsprießen und gerade ergrünen. ‚Leben drängt nach Leben‘, dachte ich. Wie schön, daran erinnert zu werden. Aus abgebrochenem, entwurzelten, kranken, unvollendetem Leben kann vielfach neues Leben entstehen. Das ist gut zu wissen.
Und doch ist ein „Umfallen“, eine Krise, schwer auszuhalten im Herzen. Er mag von Weisheit, Erfahrung und Erkenntnis getragen sein, dieser Satz, dass in der Krise eine Chance liegt. Gleichzeitig geht eine Krise auch mit Schmerzen einher. Umfallen tut weh! Wer in eine Krise gerät, kommt in Gefahr. Es braucht Zeit, Schmerzhaftes zu akzeptieren. Und Grenzen und Beschränkungen zu akzeptieren, auch wenn das innere Gefühl nach ganz anderem Wollen drängt. So geht‘s mir gerade. Doch ich weiß, Krisen gehen mit Chancen einher. All das Beschwerliche, Mühsame, Ärgerliche dieser Zeit aushalten, das ist jetzt dran.
Und das Beste aus dem derzeit Möglichen machen, auch zu schauen, wo ich mich im Sinne der Bewahrung der
Schöpfung verändere. Daran erinnern mich der umgefallene Baum mit den grünenden Schösslingen.

Ihre / Eure Christin Eibisch

„Du musst Dein Mikro einschalten!“  (15. April 2021)

Zu beinahe jeder digitalen Konferenz gehört er, dieser Satz „Du musst Dein Mikro einschalten!“ Ich beginne zu
reden und zu gestikulieren, daraufhin huscht ein Schmunzeln über die Bildschirm-Gesichter der anderen.
Schmunzeln – bis der entsprechende Knopf gefunden ist, mit dem die Stummschaltung aufgehoben werden
kann. Weil Frau und Mann noch ein bisschen ungeübt sind, darum ist dieser Satz so etwas wie ein Standard geworden. Sinnvoll ist es, das Stummschalten in einer Videokonferenz! Stummschalten ist das Erste, was ich gelernt habe! „Du musst Dein Mikro einschalten, wenn wir Dich hören sollen!“, sagt der Moderator. Ohne eingeschaltetes Mikrofon kann man viel reden. Allein es würde nichts nützen, ganz gleich, wie laut sie oder er spricht.
Die anderen können sie und ihn nicht hören. Wenn ich rede, ist noch lange nicht gesagt, dass ich gehört werde.
Andere müssen in Hörweite sein, mit und ohne technische Voraussetzungen.
Wie nötig ein funktionierender Hörsinn ist, erleben besonders jene, deren Hörsinn mit zunehmenden Alter
schwächer wird. Immer feinsinniger werdende Hörgeräte ermöglichen darum -zig Menschen die Teilnahme am
gemeinschaftlichen Leben. Implantierte Hightechgeräte geben Kindern und Erwachsenen mit geringem Hörrest
die Chance zu kommunizieren.
Als vorgestern während der Vorstandssitzung wieder mehrfach gesagt wurde: „Du musst Dein Mikro einschalten, wenn wir Dich hören sollen!“ erinnerte ich mich an folgende kleine Geschichte. Sie handelt von einem Geschäftsmann. Dieser suchte auf einen Sprung nach anstrengendem Tag eine Bar auf, nahm zwischen ein paar anderen Gästen Platz und atmete auf. „Plötzlich fiel ihm auf, dass im Ohr seines Nachbarn eine Banane steckte, ja
eine Banane! Verwundert fragte er sich: ,Ob ich ihn darauf aufmerksam machen soll? Aber was gehts mich an.’
Doch es bohrte in ihm weiter. Nach ein, zwei Drinks stieß er seinen Nachbarn freundlich an: ,Entschuldigen Sie,
hm. In Ihrem Ohr steckt eine Banane.’ – Darauf der Nachbar: ,Was?’ – Der Geschäftsmann noch mal: ,Sie haben
eine Banane im Ohr.’ – Und wieder der Nachbar: ,Was meinen Sie?’ – ,In Ihrem Ohr steckt eine Banane!’ brüllt nun
der Geschäftsmann. – ,Sprechen Sie doch etwas lauter’, antwortet der Nachbar, ,ich habe eine Banane im Ohr.’
Dazu schreibt Anthony de Mello (1931 – 1987), der viele Menschen auf ihrem Weg geistlich begleitet und beraten
hat: „Das ist der springende Punkt: Die Leute… wollen sich eigentlich nicht ändern; die Leute wollen eigentlich
nicht glücklich sein. Wie mir jemand sehr weise sagte: „Versuch nicht, sie glücklich zu machen! Du schaffst dir nur
Probleme. Versuch nicht, einem Schwein das Singen beizubringen! Du verschwendest nur deine Zeit und irritierst
das arme Schwein.“
So beginnt sein Buch: „Der springende Punkt – Wach werden und glücklich sein.“ Eines der humorvollsten und
weisesten Bücher, das ich fast zuletzt aus meinem Bücherschrank weggeben würde.
Immerhin, ein kleiner erster Schritt ist es ja schon mal, wenn ich in einer nächsten Viko, bevor ich etwas sage, die
Stummschaltung aufhebe. Vielleicht ist das in Bezug auf Gott auch so, denke ich noch… Mikro einschalten!

Ihre / Eure Christin Eibisch

Karfreitag und Ostern 2021

Auch in diesem Jahr fanden in unserer Kirche über Ostern keine Präsenz-Gottesdienste statt. Das bedeutete jedoch nicht, dass Ostern ausfiel! Das wichtigste Fest der Christenheit fand statt und wurde gefeiert, na klar!
Denn die Auferstehung Jesu hat ja stattgefunden. Sie ist die Basis unseres Glaubens.

Daher gab es zwei digitale Gottesdienste der Bethesdakirche für Karfreitag und Ostern mitzuerleben, die auch nach Ostern gehört werden können. Denn: Die Osterbotschaft gilt an jedem Tag!

27. März 2021: Was mich beschäftigt…

Diese Woche spürte ich ihn: den lebendigen Geist. Und das kam so:
Anfang der Woche hatte ich mit einer Mischung von Unlust, Missmut, Alleinseingefühl, Traurigkeit, Ärger,
Gleichgültigkeit in mir zu tun. Zusammengefasst und unfein ausgedrückt: Ich hatte die Schnauze richtig voll.
Am Morgen stand eine Zoom-Sitzung auf der Tagesordnung. Die Vorsitzende hielt eine Andacht. Nach und nach
öffnete sich mein Herz. Ich hatte mir das nicht vorgenommen. Was ich hörte, erreichte nicht nur meinen Verstand, sondern auch mein Gefühl. Es war für mich, als wenn eine dicke dunkle Wolkendecke auarach, der Himmel nach und nach aublarte, bis das Himmelsblau wunderbar zur Geltung kam.
Einige Zeit später erhielt ich einen Anruf. Wir hatten uns lange nicht gesehen und gesprochen. Unterbrach der
Anruf auch meine Arbeit, freute ich mich doch sehr, seine Stimme zu hören. Wir tauschten uns darüber aus, was
gerade oben auf lag. Anderntags schrieb er, dass es ihm gut getan hat wieder einmal mit mir zu reden und dass
er jetzt an manchen Stellen etwas klarer sieht.
Diese kleinen Erlebnisse im Alltag erinnern mich an meine Bedürftigkeit danach, zu spüren, in Kontakt mit anderen zu sein. Gottes flexibler Geist schenkt mir, was ich brauche.
Vorgestern fand ich die Gedanken der Andacht meiner Kollegin im Fasten-Wegweiser. Es ist nichts Gigantisches.
Doch mich hat der lebendige Geist erreicht.

„Alles ist da.
Neulich war ich in eiern Kirche und sah einer Frau zu, die ein altes Mosaik freilegte und restaurierte. Sie war
ganz versunken in ihre Arbeit mit Bürste, Pinsel und Spachtel. Es schien für sie überhaupt keine Rolle zu spie-
len, wie lange es noch dauern würde. Das Mosaik befand sich in einer entlegenen, dunklen Kapelle, wohin
sich kaum jemand verirren würde. Aber auch das spielte keine Rolle. Das Einzige, was zählte, war: dass die
Mosaiksteine nachher wieder leuchteten, einer nach dem anderen, und es würden noch viele Hundert sein.
Ich saß lange da und mit einem Mal spürte ich, dass ich neidisch war: neidisch auf die Gegenwart, in der die
Farben leben konnten. Eine selbstgenügsame Gegenwart.“ (aus: Pascal Mercier: Das Gewicht der Worte)

Was mir aus meiner Dunklen-Wolken-Stimmung heraus geholfen hat? Auf einmal kam es mir zugeflogen:
Jedes einzelne Mosaiksteinen ist wichtig für das große Ganze. Während die Restauratorin sich jedem einzelnen
Steinchen zuwendet und es reinigt, ist das Mosaik als Gesamtbild nicht zu sehen. So ist das. Manchmal steht
nicht das Gesamtbild im Vordergrund, sondern die Arbeit an den einzelnen Details. Dieser Gedanke schenkte mir
wieder Zugang zu Trost und Zuversicht. DANKE!

Ihre / Eure Christin Eibisch

Andacht für Sonntag, den 14.02.2021

Für Sonntag, den 14. Februar 2021 hatte Matthias A. eine Andacht vorbereitet. Eine gesegnete Zeit und viel Freude beim Anhören.

28. Januar 2021: Was mich beschäftigt…

Die Corona-Pandemie geht mir auf die Nerven. Mit all dem, womit alle beschäftigt sind: Einschränkung des Bewegungsradius, Verzicht auf Gäste zum Geburtstag, keine Umarmungen, gemeinsam mit meinem Mann unser
frischgeborenes Enkel und seinen Eltern nicht besuchen zu können. Kein Kirchenkaffee, keine Mitbringparty
nach dem Gottesdienst, kein fröhliches Kinderlachen in der Kirche, Konzerte abgesagt oder verlegt, dass die
Impfungen nicht so schnell vonstattengehen wie erhofft, wenige Menschen nur hinter Masken sehen… Und das
alles schon so lange! Wie lange noch? Na klar, „jammern auf hohem Niveau“, höre ich oft sagen. Nützt ja nichts,
wir müssen durch. Klar.
„Wie lange noch?“, fragen Menschen Gott von alters her. Damit steht diese Frage nicht nur im Raum, sie bekommt eine Adresse: Wie lange noch, Gott? Hast Du Dir das so vorgestellt, HERR? In persönlicher Bedrängung, in
Einsamkeit bleiben Betende zwar allein, jedoch bleiben sie nicht einsam. Ihre Worte finden Platz im Chor derer,
die bei Gott Zuflucht suchen. Innerste Bedrängungen und äußere, Ängste und Sorgen finden Gottes hörendes
Ohr, unser Mitleiden mit Menschen, die zu zerbrechen drohen und wirklich zerbrechen an Grausamkeit und Ungerechtigkeit. Es lohnt sich Psalmen zu lesen, z.B. Psalm 4. Dabei erleben Betende eine Überraschung zum
Schluss. Die verrate ich hier aber nicht. Also: Auch Gebete, die beginnen mit „Gott, ich klage Dir…“ oder „Gott,
ich halte es nicht mehr aus, dass…“ können Platz an der Gebetswand im Kirchsaal der Bethesdakirche finden.

Ihre / Eure Christin Eibisch

Andacht zum Jahreswechsel 2020/2021

Wer zum Jahreswechsel den Übergang mit einem Innehalten gestalten möchte, findet hier eine Anregung, um Rückschau in Gottes Gegenwart zu halten.

„Seid barmherzig, wie auch euer himmlischer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6,36) – Gottesdienst zur Jahreslosung 2021

An dieser Stelle besteht die Möglichkeit, den Neujahrsgottesdienst als Audio-Gottesdienst zu erleben und am 03. oder 10. Januar 2021 daheim zu feiern. Alle sind eingeladen, den Psalm und die Lieder mitzusingen.

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate April und Mai 2020

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

was ist am Ostermorgen wirklich geschehen? Vieles an den biblischen Berichten erscheint märchenhaft, ja fast ein bisschen naiv. Wer etwas an der Grenze des Fassungsvermögens erlebt, stammelt herum oder ringt um Worte. Überwältigt vom unsagbaren Geschehen entstand über eine Generation hin ein Bericht in mehreren Varianten. Nicht alle Einzelheiten sind wichtig. Um die eine Botschaft geht es, die Maria ihren Freunden mitteilt: „Ich habe den Gekreuzigten lebendig gesehen!“ (Joh 20,18) Was wird wohl das dann mit der Auferstehung sein? Darauf können wir gespannt sein. Darum singt, wo auch immer und wie auch immer Ihr das Osterfest feiern werdet in diesem Jahr die Hymne

„Auferstehen, auferstehen werd auch ich
und den Auferstanden sehen,
denn er kommt und wecket mich.“
Text: Friedrich Mohn, EM 241,4

Wie werde ich den Osterspaziergang und das Osterfrühstück mit Euch vermissen! Es wird andere Gelegenheiten geben. Seid herzlich in den Frühling hinein gegrüßt und bleibt behütet,

Ihre / Eure Christin Eibisch

Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen,
Hoffnung, die aus dem Tod erstand, die uns befreit.
Text: Lothar Zenetti, 1973, EM 134

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Februar und März 2020

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Kreuz aus der Stiftskirche St. Servatus Quedlinburg, Foto: Frank Eibisch

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24)
Statt eines Zuspruchs kommt uns mit der Jahreslosung ein Appell an Gott entgegen. Genauer gesagt: Ein Hilfeschrei eines verzweifelten Vaters, der um seinen Jungen bangt. Jesus soll helfen! Kurz zuvor sagt Jesus zu ihm: „Wer glaubt, kann alles!“ Was für eine auf die Spitze getriebene Aussage! Fallen nicht genügend Beispiele ein, die diese Behauptung widerlegen? Ärgerlich, so ein Satz. Neben dem Ärger versuche ich auf eine andere Weise zu hören: im liebevollen Ton des Zuspruchs. Dann lockt er, das Gottvertrauen auszuprobieren. Wie so oft macht der Ton die Musik. Auch wenn das kleine Wörtchen „alles“ wohl ein Stachel bleibt. „Ich glaube… Jesus Christus, du Sohn Gottes, ich setze all mein Vertrauen auf dich.“ so spricht der Vater, der alles für seinen Sohn tut. Darin wird er mir zu einem motivierenden Vorbild. Doch der Zwiespalt bleibt, das Hin-und-Hergerissensein zwischen Vertrauen auf das was durch Gottes Geist werden wird und dem Bedürfnis, das Ergebnis selbst in Hand nehmen zu wollen. Doch Gottes Wirken bleibt unverfügbar. Dieser Zwiespalt lässt sich nicht auflösen. Wir leben darin. Wie gut, dass wir uns vertrauensvoll und skeptisch oder zweifelnd dem überlassen dürfen, in dessen Hand unser gesamtes Leben liegt. Was für ein schönes Bild: Mein Leben liegt in deiner Hand, barmherziger Gott.

Wir sind dein Eigentum, wir sind in deinen Händen.
Wir trauen deiner Macht an allen Enden.
Text: Hans-Georg Lotz, EM 352 – Die drei weiteren Strophen nehmen genau diesen Zwiespalt auf und münden in einem Dank für dieses Leben ein.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen / Euch ein spannendes Erleben mit diesem Satz. Was wird er bei Ihnen, bei Dir bewirken?

Herzliche Grüße,

Ihre / Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Dezember 2019 und Januar 2020

Quelle: Volker E.Kempf Das Wunder im Stall / Spraypainting auf Leinwand

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Was für ein Wunder!“ sagen frisch gebackene Eltern begeistert, die erlebt haben, wie ihr Kind auf die Welt gekommen ist. So wird es auch Maria und Josef ergangen sein.
Gott kommt zur Welt als Menschenkind. Der „Ich bin da“ begibt sich hinein in die Zeit, in die Geschichte, die Freude und das Verhängnis. „Und das Wort wurde Mensch und wir sahen seine Herrlichkeit.“ (Johannes 1,14)
“Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt!“ (Jochen Klepper) Nichts verändert das Angesicht der Erde so sehr wie Gottes Menschwerdung.
„Ich bin da.“ So ist Gott. Nicht: „Vielleicht. Mal sehen, ob ich Zeit habe, ob ich’s einplanen kann in meinem Kalender.“ „Ich bin da.“ Verlässlich. Immer und ewig.
Das wäre ja mal spannend: in den Tagen der Advents- und Weihnachtszeit die Fühler danach auszustrecken und zu schauen, wo Dir denn der Mensch gewordene Gott begegnet. Abends nimmst Du Dir dann einen Moment Zeit um den Tag mit seinen Begegnungen passieren zu lassen. Ein Stichwort in ein Notizheft schreiben zur Erinnerung, das reicht. Wer weiß, vielleicht entsteht daraus ein kleines Büchlein der Wunder, ein Geschenk für Dich? Und es gibt vom Mensch gewordenen Gott heutzutage einiges zu erzählen?
Für solch eine Geschichte wäre auch Platz im Gottesdienst bei „Glaube teilen“. Nur Mut!

„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ (David Ben Gurion)

Spannend herauszufinden, wie diese beiden Pole zusammenpassen.

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht Dir/wünscht Ihnen

Deine/Ihre Christin Eibisch

Und: einen fröhlichen Jahreswechsel!

Ich sehe Dich mich Freuden an und kann nicht satt mich sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen.

(Paul Gerhardt)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Oktober und November 2019


Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

es gibt sie noch, die Ökumenische Friedensdekade. Seit Anfang der 1980er Jahre läuft sie jedes Jahr zehn Tage bis zum Buß- und Bettag, dieses Jahr also vom 10.-20. November.

Rückblickend, so meine ich, haben die Impulse, Aktionen und Gebete der Friedensdekade besonders junge Menschen in der DDR geprägt und inspiriert, ermutigt und gestärkt. Ihr Erleben und ihr Friedenswille flossen in die friedliche Revolution vor 30 Jahren ein. Im Frühjahr 1982 fand ich mich zum Vorstellungsgespräch für das Studium an der Sektion Theologie zu Berlin ein. Diese befand sich in einer zugigen provisorischen Baracke. Im Vorzimmer des zuständigen Professors war zentral eine Lenin-Büste auf rotem Tuch platziert. Bevor das Gespräch begann, ermahnte man mich eindringlich, mit dem Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ nie wieder zu erscheinen. Aus meinen Glaubensansichten damals machte ich keinen Hehl und zitierte munter entsprechende visionäre Worte aus dem Propheten Micha (4,1-4): „…Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken…“ Freunden von mir wurden von staatlichen Amtsträgern die Aufnäher aus dem Ärmel ihres Parkas geschnitten. In der DDR gab es offiziell keine Friedensbewegung. Und doch gab es sie!
60 Jahre werden es, dass die Bronzestatue, die dieses biblische Motiv darstellt, im Garten des UNO-Hauptgebäudes in New York steht. Es war ein Geschenk der damaligen Sowjetunion.

„Friedensklima“, so lautet das diesjährige Thema. Vielfältige Informationen findet man hier. Gemeinsam feiern die Leipziger Kreuzkirche und die Bethesdakirche wieder einen Gottesdienst zum Beginn der Friedensdekade am 10.November um 09:30 Uhr in der Kreuzkirche.

Visionen können Menschen Kraft schenken, leiten und prägen. Davon gibt es viele Geschichten.
Bleiben wir, wo immer es möglich ist, Friedensbotinnen und Friedensboten Christi.

Das wünsche ich uns aus dankbarem Herzen und grüße herzlich

Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate August und September 2019

Quelle: Sr. Christamaria Schröter Ein Stück Himmel sehen und fliegen können
© 2017 Christusbruderschaft Selbitz . Buch- & Kunstverlag D-95152 Selbitz
Kunstkarte Nr. 13 www.verlag-christusbruderschaft.de

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

kürzlich fiel mir eine Postkarte ins Auge. Sogleich stellte sich ein Schmunzeln ein. Da sehe ich einen Menschen – Frau oder Mann oder Kind -, die Haare stehen zu Berge. Oder ist es ein Engel? Dieses Wesen lächelt. Punkt, Punkt, Strich, fertig ist das zuversichtliche Gesicht… Die Hand in orange deutet daraufhin, dass sie oder er offensichtlich eine schwere Last beiseite schiebt. Der Blick ins Freie wird möglich. Oder sind die beiden Bögen am unteren Rand in grün Füße an Beinen, die sich nach rechts bewegen? „Ein Stück Himmel sehen und fliegen können“ hat Schwester Annamaria Schröter dieses Bild genannt.
Wenn ich ein Stück Himmel sehe, dann spüre ich Weite. Manchmal komme ich ins Träumen, Lebenslust entsteht, Gottes Güte wahrzunehmen und zu feiern. Unweigerlich passiert es: Lächeln steckt an, macht fröhliche Stimmung, gute Laune und geht über von Mensch zu Mensch.
Das engelsgleiche Wesen in Orange mit zum Himmel strebenden Haaren mag eine unsichtbare Verbindung mit dem Himmel haben. Und es steht auf dem Boden (der Tatsachen), zeigt ein gütig-zuversichtliches, ja göttliches Lächeln. Vielleicht zaubert es auch ein Lächeln in Ihr und Dein Gesicht? Und Dein Lächeln bewirkt ein Lächeln bei einem anderen, und das Lächeln des anderen ruft ein Lächeln bei einem weiteren Menschen hervor und so geht es immer weiter…
Das Lächeln und die Zuversicht kommen von Gott und gehen zu Gott und dazwischen ist viel Gelegenheit, sich von der Sehnsucht nach Weite inspirieren zu lassen. Wie wohltuend.
Einen leichten Sommer, eine inspirierende Zeit und den Blick ins Weite
wünsche ich Ihnen / Dir

Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Juni und Juli 2019

Pfingsten – Gottes Geist bewegt

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Pfingsten – wie schön! Ein langes Wochenende lockt dazu, mal rauszukommen. Die Verwandtschaft zu besuchen oder sich in Gottes schöner Schöpfung zu tummeln. Das tut gut.

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes und Geburtstag der Kirche. Mich erstaunt, dass es die Christenheit immer noch gibt. Ohne Heiligen Geist gäbe es heute keine Gemeinde. Kirche und aufwirbelnder Wind, Kirche und Bewegung, Kirche und Aufbruch, Überlebtes und Neuwerden, wie passt das zusammen?

Die Pfingstgeschichte in der Apostelgeschichte 2,22ff macht gewiss, dass Gott auch in unserem Leben alles zum Besten lenkt. Wir kennen das: Scheitern mit und an unseren Plänen, seien sie noch so gut erdacht und beabsichtigt. Ja, manchmal kann sogar alles in einer Katastrophe zusammenfallen. Wie Jesus sind wir aufgefangen von Gott. Dort, wo wir am Ende sind, führt er uns zu neuer Freiheit. Richtet uns auf, so wie er Jesus nicht im Tod ließ, sondern auferweckte. Wenn wir am Ende sind, nichts mehr tun können, schafft er neues Leben. Wenn mir alles aus der Hand genommen ist, richtet Gott mich auf.

Pfingsten ermöglicht, dass Jesu Geist Menschen tröstet, heilt und zusammenführt, dass Jesu Ausstrahlung weitergeht. Der Heilige Geist Jesu will uns durchpusten und dazu bewegen, bei ihm zu bleiben. Ja, Jesus hat seinen Geist sogar über uns ausschüttet, er selbst ist durch uns am Werk. Seine Sache geht nicht nur äußerlich weiter, er selbst führt sie mit uns fort.

Pfingsten, ein Fest der Öffnung. Dazu braucht es, dass ich selbst mich öffne. Sich etwas zu Herzen gehen lassen, damit beginnt es. Und dann staunend erleben, wohin, wozu und wofür uns Gottes Geist treibt: neue Worte, eine neue Sprache, neue Töne. – Von der Enge ins Freie. Verwirrung, kreatives Chaos, fröhliches geistgewirktes Durcheinander. Menschen, die ich verstehe und die mich verstehen; die meine Sprache sprechen, deren Sprache ich spreche, trotz völlig unterschiedlichen Hintergrunds… Das tut gut.

Ich wünsche Ihnen/Dir ein bewegendes Pfingstfest.
Mit besten Wünschen für den Frühsommer

Ihre/Eure Christin Eibisch

Erwecke und belebe uns, du Geist der Freiheit.
Erleuchte und bewege uns, du heiliger Geist.
Du bist der Mut, der das Leben verwandelt,
machst Gottes Bild in den Glaubenden neu.
Du bist der Mut, der das Leben verwandelt,
in dir bleibt Gott dem Geschaffenen treu.

(Text: Hartmut Handt, EM 247,3)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate April und Mai 2019

Fensterbild, Dom St. Marien zu Havelberg, Anfang 15. Jhd (Foto: Frank Eibisch, Mai 2013)

„Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ – heißt es im Volksmund. Einen langen Atem braucht’s. Nicht alles, was schnell und zielstrebig Erfolg hat, wird sich durchsetzen. Besser ist es, durchzuhalten, durch Höhen und Tiefen. Bei Widerstand und auf Umwegen. Lass dich nicht beirren! Denn: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
In diesem Sprichwort mag etwas vom Osterglauben mitschwingen:
Am Ende steht das Lachen Gottes. Auf den Irrsinn dieser Welt schaut Gott, schaut sich das an und lacht. Lacht Zerstörung, Vernichtung, Dummheit, Bösartigkeit von Menschen aus. Es gibt eine Nacht, in der alle von Herzen lachen: über die Machthaber dieser Welt, die sich aufplustern und über den Tod. Der scheinbar das letzte Wort spricht und doch nicht das letzte Wort hat. Betende Menschen singen von alters her mit Psalm 2: Die Könige der Welt erheben sich. Und die Fürsten tun sich zusammen gegen den HERRN und seinen Gesalbten… Doch der im Himmel wohnt, lacht darüber. Der HERR spottet über ihr Tun.
Viele Menschen haben wahrlich nichts zu lachen! Bedrohte und Geknechtete, Verängstigte und Kaputtgespielte, Gemobbte und Gejagte, Diskriminierte und Verachtete. Am dritten Tag nach dem Desaster von Jesu Hinrichtung schenkt Gott ein Lachen. Die Auferweckung zu neuem Leben hat den Tod besiegt. Gott lacht! Welch ein Segen, wenn das in uns hinein fällt, mitten im Alltag, gerade dann, wenn wir uns nach Trost sehnen. Und unser Herz wird ein wenig weiter.
„Humor ist eine Erscheinungsform der Religion. Nur wer über den Dingen steht, kann sie belächeln,“ sagt Pater Brown gelassen in der englischen Kriminalkomödie.
Am Ende wird Gottes Lachen bleiben. Viel zu lachen zum Fest der Auferstehung Jesu wünsche ich Ihnen und Euch. In diesem Sinne: Fröhliche Ostern
Ihre/Eure Christin Eibisch

Er hat den Tod bezwungen,
das Leben und errungen.
Drum lasst uns fröhlich singen
und Halleluja klingen…

(Text: Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut, EM 236,2)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Februar und März 2019

Suche den Frieden und jage ihm nach!
– Psalm 34,15b –

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Wer möchte nicht gern gut leben und schöne Tage sehen?“ so heißt es in Psalm 34. Die kompakte Antwort folgt sogleich: „Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede; lass ab vom Bösen und tue Gutes, suche den Frieden und jage ihm nach!“
Spannend! Hier geht es also um ein Verhalten in konkreter Situation. Auf die aktive Seite des Friedens wird unser Augenmerk gelenkt. Frieden hat sowohl mit unserer Haltung als auch mit unserem Tun und Lassen zu tun. Da wird es bis in den Alltag hinein konkret. Worte können Menschen am Boden zerstören und für eine aggressive Atmosphäre sorgen. Worte können aber auch aufbauen und Positives zur Entfaltung bringen. Jesus nennt Menschen, die zum Frieden anstiften, glückliche Menschen. Er spricht sie selig: sie werden Gottes Kinder heißen. Den Frieden aktiv suchen ist eine Kompetenz, zu der jede und jeder fähig ist. Der andere Aspekt, um in Balance zu bleiben, gehört dazu. Es ist die passive Seite, Frieden sich schenken lassen. Gott nun ist so ein Friedensverschenker. Allein aus dem Geschenk des Friedens lässt sich Entspannung und Deeskalation gestalten. Ich bin gespannt, was ich dieses Jahr mit der Jahreslosung erlebe. Und neugierig zu erfahren, wie es Euch mit der Suche und der Jagd nach Frieden ergeht. Das muss nicht nur anstrengend sein, vielleicht findet der eine oder die andere auch Freude daran? Ich wünsche Ihnen/Euch einen langen Atem auf der Suche und der Jagd. „Go slow and win the race“ (Mach langsam und gewinne das Rennen.) sagte ein Fahrer nach einem Sieg bei der Autorallye Paris-Dakar über sein Erfolgsgeheimnis. Interessant wäre herauszufinden, ob das auch in Blick auf die Jahreslosung gilt.
Ein gutes Erleben damit wünscht Ihnen/Euch

Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Dezember 2018 und Januar 2019

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.
– Matthäus 2,10 –

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,
Sie ist eine der schönsten Geschichten der Bibel. Von suchenden Wissenschaftlern aus dem Orient erzählt sie, die einem besonderen Stern folgen. Die Weisen spüren instinktiv: mit diesem Stern hat es etwas auf sich. Etwas, was so viel Kraft in sich trägt, die Welt zu verändern. Nach langer Reise finden sie den wenige Tage alten Jesus in Bethlehem. In ihm erkennen sie den neuen jüdischen König, in diesem armen, frierenden Flüchtlingskind zugleich den Herrscher der Welt. Sie können nicht anders als Jesus innig anzubeten und ihm ihre Schätze darzubringen. Das Kind ist das Licht der Völker. Vom Suchen und Finden wird erzählt, auch von unserem. Von Gottes verborgener Herrlichkeit, der wir in dieser Advents- und Weihnachtszeit begegnen können. Gibt es solche Sternstunden, die uns auf die Suche gehen lassen? Haben wir überhaupt Sinn für das Gottesgeheimnis? Umso größer ist die Freude, ihn wiederzufinden. Als Zeichen der Hoffnung. Dass es möglich ist, dass Gott selbst sich mit Haut und Haar hineinbegibt in unsere Welt. Und damit neue Verhältnisse anbrechen, die von keinem Machthaber aufzuhalten sind. Angekommen an der Krippe begreifen die Weisen Gott an sich selbst. Als „Immanuel”: Mit uns ist Gott, so wie ihn die Propheten einst ankündigten. Wer nur ansatzweise diesen „Gott mit mir, mit dir, mit uns“ erahnt, wird Gott ehrfürchtig Dank entgegen bringen. Wird erfahren, dass Gott Dir das Ziel Deiner Sehnsüchte und auch die Antwort auf Deine Fragen aus Nacht und Dunkelheit bereitet hat. Du erkennst in Deiner eigenen Widersprüchlichkeit, was Du von Gott her bist und immer bleiben wirst.
Ihnen / Euch wünsche ich eine entdeckungsfreudige Advents- und Weihnachtszeit voller Überraschungen, Freude und Dankbarkeit!
Einen gesegneten Jahreswechsel
Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Oktober und November 2018

Foto: J. Haferkorn 2005

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Aller Augen warten auf Dich, Herr,
und Du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
– Psalm 145,15 –

Für das Selbstverständliche danken.
Die Läden quellen über an Nahrungs- und Lebensmitteln. Wer was braucht, geht einkaufen. Lebensmittelretter „retten“ überproduzierte Lebensmittel und teilen sie über eine foodsharing-community. Mülltaucher holen aus Abfalltonnen Weggeworfenes. Sie schätzen damit die zum Verzehr bestimmten Nahrungsmittel wert – kurz vor oder nach dem Verfallsdatum.
Frisches und gesundes Essen und Trinken ist für uns selbstverständlich. Und selbstverständlich sprechen wir ein Dankgebet vor der Mahlzeit. Ohne Säen und Ernten, Wachsen und Gedeihen, ohne Jahreszeiten gäbe es keine Nahrung und uns auch nicht.
Essen und Trinken wertzuschätzen und zu genießen, darum geht es zu Erntedank. Ist das Selbstverständliche wirklich selbstverständlich? Die Frage kommt, wenn z.B. der Regen ausbleibt. Wachstum und Gedeihen als göttlichen Segen bewusst zu machen, gibt dem Danken eine Richtung zum göttlichen Schöpfer, Fürsorger und Vollender.
In diesem Jahr soll in unserer Gemeinde die lange christliche Tradition des Erntedankfestes stärker wieder ins Bewusstsein gehoben werden. Darum lasst uns einen kleinen Teil aus der Fülle der Ernte in unserer Kirche sichtbar machen, um dadurch Freude und Dank hervorzulocken. Gott freut sich, wenn wir uns freuen.
Wir alle, ganz gleich, wer wir sind, leben aus Gottes Güte und Barmherzigkeit: unsere Kinder genauso wie wir Erwachsenen, Landwirte ebenso wie Hobbygärtnerinnen, Berufstätige wie Ehrenamtliche, Seniorinnen und Senioren. Wir leben, weil Gott seine Hand öffnet. Und nicht nur Menschen leben aus ihm: Gottes Schöpfung umfasst die Tiere, auch die Pflanzen. Alles sättigt er nach seinem Wohlgefallen.
Lassen Sie sich / Lasst Euch herzlich einladen zum diesjährigen Erntedankfestgottesdienst am 21. Oktober! DANKESCHÖN!

Seid herzlich gegrüßt zum beginnenden Herbst
Ihre/Eure Christin Eibisch

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn.
Drum dankt und dankt,
drum dankt und dankt
und hoffet auf ihn.
(Text: Matthias Claudius, Gesangbuch 113)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate August und September 2018:
Von Einer die auszog, das Zweifeln zu lernen.

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

eine meiner ersten Urlaubserinnerungen ist eine Wanderung im Allgäu. Papa mit kleinem Bruder in der Kraxe vorneweg, Mama mit kleiner Schwester auf dem Rücken hintenan, links der Abhang, rechts steil nach oben. Und ich mit meinen fünf Jahren in eigenen Wanderschuhen in der Mitte. An einer Leine. Es ist nicht die beste Urlaubserinnerung.
Heute ist mein Ausgleich zum Unialltag das Fahrradfahren. Am liebsten radle ich im südlichen Auwald immer der Nase nach und wenn ich einen unbekannten Weg sehe, dann biege ich hinein. Verfahren habe ich mich noch nie: Da ich einen Orientierungssinn wie eine Taube habe, weiß ich immer, in welche Richtung es zurück nach Leipzig geht.

Es gibt ja Leute, die einem vom Theologiestudium abraten – da sei die Gefahr einfach zu groß, vom Glauben abzufallen. Manche halten es schon für gefährlich die Heimatgemeinde oder den Heimatort zu verlassen. Bloß nicht hinaus und in Kontakt mit „der Welt“ kommen!
Viele von Euch werden jetzt in den Ferien in den Urlaub fahren und genau das tun: Neue Gegenden entdecken, neue Menschen kennenlernen, in einer anderen Kirche in den Gottesdienst gehen…
Aber wie ist das in unserem Glauben? Trauen wir uns da einen Schritt vor die Tür oder gar auf eine Reise? Ich bin seit einigen Jahren mit meinem Theologiestudium auf solch einer Reise, lerne Anderes und Neues kennen, formuliere meine Zweifel, stelle Fragen und forsche nach. Und im nächsten Jahr werde ich diese Reise auch auf die lutherische, römisch-katholische und orthodoxe Kirche, das Judentum und den Islam ausweiten. Und das alles ohne Leine! Denn auch mit meinen Fragen, Suchen und Zweifeln ist mein innerer Kompass auf Gott genordet, schließlich ist er mein Ziel.

Eure Anna Tunger

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Juni und Juli 2018

Buntglasfenster Bethesdakirche Leipzig, Pfingsten, Foto: Uwe Beyer

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Vergesst die Gastfreundschaft nicht;
denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.
– Hebräer 13,2 / Monatsspruch Juni –

Leben heißt vor allem: in Beziehung stehen.
In Beziehung stehen auch mit unbekannten Menschen. Die Begegnung mit Fremden kann mit Nachwirkungen bereichern. Es war im Juni 1985. Eine Woche waren mein Mann und ich in Rumänien wandern. Gegen Abend kamen wird aus den Bergen in eine Stadt. Wir waren sehr müde. Hatten kein Geld für ein Hotelzimmer. Wo würden wir unser Zelt aufbauen können? Wir betraten eine Kirche. Vorn waren Menschen um einen Sarg versammelt. Schnell zogen wir uns zurück, weil wir nicht stören wollten. Ein Mann folgte uns, fragte uns auf Deutsch, ob er helfen könne. Zu guter Letzt brachte er uns mit dem Auto in seine Gartenlaube, wo wir übernachten durften. Er ging in verbotener Weise das Risiko ein, Gäste aus dem Ausland privat zu beherbergen. Der Gastgeber sorgte für Trinkwasser, wir erfuhren ein wenig vom Alltag in Rumänien und seiner Familie. Dann überließ er uns der Nacht. Am anderen Morgen schlossen wir ab und hinterlegten den Schlüssel in einem Versteck. Was hat ihn wohl bewogen, uns heimlich aufzunehmen? Diese Lektion in Sachen Gastfreundschaft wirkt in mir nach. Wo und wie bieten wir unbekannten Menschen Gastfreundschaft an? Und welcher Art erleben wir sie? Pfingsten geht weiter, Gottes Geist weht und berührt.
Eine gute sommerliche Zeit mit der einen oder anderen überraschenden Begegnung, ein Öffnen für Erfahrungen mit Gastfreundschaft, das sei Euch und Ihnen gewünscht,

Ihre/Eure Christin Eibisch

Erwecke und belebe uns, du Geist der Freiheit.
Erleuchte und bewege uns, du Heiliger Geist.
(Text: H. Handt , Gesangbuch 247)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate April und Mai 2018

Buntglasfenster Bethesdakirche Leipzig, Foto: Frank Eibisch

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Licht strömt durch die Fenster in den Kirchsaal. Überall Fensterkreuze. Mit jedem Fenster hat der Buntfensterkünstler eine gute Nachricht hinterlassen. Fängt eines der Fenster meinen Blick ein, geht die Entdeckungsreise los. Durch Licht und Glas erreichen mich Farben und Symbole.

An diesem Fenster hier zieht mich als erstes das kräftige Blau an. Es mag das Blau des Himmels sein, was da an der Querseite des Sargs aufleuchtet. Und es erinnert mich an das Blau des Wassers und damit an die Taufe. In der Taufe wird der Name Gottes über dem Namen des Täuflings ausgesprochen, so als sagte Gott: „Ich bin dein und Du bist mein.“ – Und dann ist da das dunkle Braun in der Mitte. Es weist auf eine Tiefe hin. Aus dem Inneren des Sargkastens erhebt sich wie auf einer Schale ein gelbes Kreuz. Scheint die Sonne, strahlt das Kreuz sehr hell und dominiert das gesamte Fenster. In alle Richtungen zeigt es: die Enge des Grabes ist überwunden. „Jesus lebt! Mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken?“ (Johann Fürchtegott Gellert, Gesangbuch 649)

Dieses alte Trostlied kommt mir in den Sinn. Kreuzestod und Auferstehung zu neuem Leben – Karfreitag und Ostersonntag – gehören untrennbar zusammen.

Was für eine gewaltige Kraft ist da wirksam, das uns nichts scheiden kann von der Liebe Gottes!

Mitten im Leben ist dieser auferstandene Christus zu finden. Ich will aufmerksam bleiben, wo er mir begegnet. Und was entdeckst Du in diesem Kirchenfenster?

Ein frohes Osterfest und eine gesegnete fröhliche österliche Zeit wünscht
Ihre/Eure Christin Eibisch
 

Nicht mutig

Die Mutigen wissen
Dass sie nicht auferstehen
Dass kein Fleisch um sie wächst

Am jüngsten Morgen
Dass sie nichts mehr erinnern Niemandem wiederbegegnen Dass nichts ihrer wartet
Keine Seligkeit
Keine Folter
Ich
Bin nicht mutig.

(Marie Luise Kaschnitz.)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Februar und März 2018

Altarkreuz, Kirche Uckermark Foto: Frank Eibisch

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

in den meisten Kirchen findet man ein Kreuz, schlicht aus Holz oder Metall, mit oder ohne die Figur des Gekreuzigten. Je nach Zeitgeist treten besondere Akzente in den Vordergrund, je nach dem, wie Menschen Tod und Auferweckung Christi verstanden haben und verstehen.

Wer nicht im christlichen Glauben beheimatet ist, mag es seltsam anmuten, dass sich Christen das Bild eines Gekreuzigten vor Augen führen. Leiden und Schmerzen, Sterben und Tod verdrängt man. Das tut weh, bringt in große Hilflosigkeit. Lieber weg- als hinschauen.

Gesundheit und Power sind angesagt, und sich mit Energie durchs Leben kämpfen. Wozu den leidenden Christus am Kreuz betrachten?

Verweile ich vor einem Kreuz, fühle mich angeschaut, mit meinen Wunden, mit meiner Hilflosigkeit, mit meinem Entsetzen angesichts Erniedrigungen und Brutalität, die sich Menschen einander antun. Im Prophetenbuch Jesaja heißt es: Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. (Jesaja 53,3-5)

Christen haben diese Worte Jahrhunderte später auf Christus hin verstanden. Christus als einer, der mit unserem Leiden, dem Leid und Unrecht der Welt, zu tun hat. Der all dies nicht ausblendet, sondern durch den Tod in neues Leben verwandelt.

Am 14. Februar beginnt die Passionszeit. Unter dem Kreuz Christi da sein schenkt mir Halt und Trost und lässt mich mit meinen Fragen nicht allein.

Eine gute Winterzeit, mit herzlichen Grüßen
Ihre/Eure Christin Eibisch

 

Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da;
der dem ich vertraue, ist in dir mir nah.

Text: Eckart Bücken 1982 (Gesangbuch 213)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Dezember 2017 / Januar 2018

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Foto: Frank Eibisch

seit vielen Jahren begleiten mich diese beiden Hände in der Advents- und Weihnachtszeit. Ich fand sie in einem Weltladen, aus Ton wurden sie irgendwo in Lateinamerika gefertigt.
Weihnachten anders. Fremd. Nüchtern. Ohne Schnick und Schnack. Das Wesentliche klein, das Jesuskind in der Mitte, nackt und ausgeliefert. Vom Atem der Tiere gewärmt. Maria und Josef schauen betreten drein.

Glück sieht anders aus. Maria in Gebetshaltung, vielleicht betet sie in diesem Moment: „Ach du liebe Güte, Gott, was soll nun werden?“

Josefs ernstes Gesicht mag darauf deuten. Wenige Tage nach der Geburt fliehen sie. Sie müssen ihr Kind vor der mordenden Horde des Königs in Sicherheit zu bringen. Ohne Gepäck. Das Nötigste am Leib. Glück ist anders.

Foto: Frank Eibisch

Wichtiger als das private Glück der heiligen Familie ist die schützende Hand. Bergende Hände betten die beiden weihnachtlichen Szenen ein. Eine mobile Hand, die während der Geburt unterwegs in einem Stall da ist und auch auf der Flucht.
So geht Gottes Weg zu uns.

Wo werden wir ihn in unserer Advents- und Weihnachtszeit entdecken?
Wie werden wir Christi Geburt als Retter der Welt feiern?

Eine intensive und frohe Zeit wünscht Ihnen und Euch
Ihre/Eure Christin Eibisch

Des ewgen Vaters einig Kind
jetzt man in der Krippen findt;
in unser armes Fleisch und Blut
verkleidet sich das ewig Gut.
Kyrieleis.

Martin Luther 1524

 

Am Ende der Flucht – eine persönliche Geschichte
aus: http://www.zeit.de/2012/52/Weihnachten-Geschichten-2/seite-2  (leicht gekürzt)

Da, wo ich herkomme, ist es verboten, Weihnachtslieder zu singen. … Und ganz besonders verboten ist es, die Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Ich bin Iraner und floh… aus meiner Heimat, weil ich Christ geworden war – darauf steht im Iran die Todesstrafe. Meine drei Schwestern und meine Mutter wussten davon und akzeptierten meine Entscheidung, mein Vater hingegen verstieß mich; für ihn bin ich nicht mehr sein Sohn.

Auch an Weihnachten haben ein paar andere Christen und ich uns heimlich in einer Wohnung getroffen. Voller Vorfreude und voller Angst, entdeckt zu werden. Nur ganz leise haben wir ein Weihnachtslied gesungen. Probleme mit der Regierung hatte ich schon vorher: Während der Präsidentschaftswahlen wurde ich drei Mal verhaftet, weil ich gegen Mahmud Ahmadinedschad protestiert hatte. Beim ersten Mal war ich eine Woche lang in Haft, beim zweiten Mal zwei Wochen, beim dritten Mal zwei Monate. Nach meiner letzten Inhaftierung drohten mir die Polizisten: »Wenn du noch einmal negativ auffällst, bist du tot!«

2011 floh ich schließlich: Per Auto schaffte ich es über die Türkei bis nach Ungarn, von dort wurde ich in einem Lkw nach Österreich geschmuggelt. Als ich ankam, war es fünf Uhr morgens, ich hatte furchtbare Schmerzen im Bauch und in den Beinen und blieb drei Stunden lang am Straßenrand sitzen. Ich vermisste meine Heimat von der ersten Sekunde an. Meine Stadt, meine Familie, meine Freunde, meinen Laden.

Nach zwei Stunden Fußmarsch erreichte ich Wien. Passanten halfen mir, den Weg zum Flüchtlingsheim […] zu finden, und bezahlten meinen Fahrschein. Sechs Monate später bekam ich meinen positiven Asylbescheid. Die erste Zeit war sehr schwer. Besonders zu Weihnachten hatte ich starkes Heimweh. Aber wenn ich durch Wien spazierte, war ich auch voller Freude: Überall wurden Lichter befestigt – Sterne, Monde, Schneeflocken – und Christbäume aufgestellt. Alle Straßen leuchteten.

Mein erstes legales Weihnachten, Weihnachten 2011, feierte ich in der Baptistengemeinde in Salzburg. Viele Flüchtlinge aus dem Iran und Afghanistan waren dort. […] Am 24. trafen wir uns schon am Vormittag in der Kirche. Wir spielten Gitarre, sangen Weihnachtslieder auf Persisch und tanzten. Den ganzen Tag lang. Im Iran würde mir das niemand glauben: dass jemand in ein Gotteshaus geht und dort singt und tanzt. »Du bist verrückt!«, würden sie sagen. Es ist so unglaublich neu für mich, dass Menschen ihren Gott so feiern, voller Freude.

Kourosh Zari, 26, wuchs im iranischen Shiras auf. Nach seinem Übertritt zum Christentum floh er nach Europa.

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Oktober und November 2017:
Jesus lebt – Achtung Unfallgefahr!

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Foto: Frank Eibisch

diesen Grabstein fand ich auf einem Friedhof in der Uckermark. Die Inschrift mutet an, als sei dieser Stein mit seiner Botschaft für die Ewigkeit gemacht. In Stein gemeißelt. „Jesus lebt“ – an einem Ort, an dem die Toten versammelt sind und der Gedanke an die eigene Begrenztheit des Lebens nahe liegt. Was für ein Kontrast: Vergänglichkeit und Leben in Jesus.

Noch interessanter wird es mit diesem Zusatz: „Achtung – Unfallgefahr!“ Die Botschaft vom Leben auf dem Grabstein ist Veränderungen unterworfen, die der Boden mit sich bringt.

Erich Kästner stellt fest: „Wird’s besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“ Ewiges Leben schließt Unfallgefahr nicht aus.

Manchmal werden Gefährdungen des Lebens stärker spürbar. Spürbar, wie wenig wir unser Leben in der Hand haben. Im Dazwischen ist uns Raum gegeben, das Dasein zu gestalten, im Miteinander. Anteil zu nehmen, wenn es gefährlich und belastend für jemanden wird. Und Zeiten, in denen wir mehr Stabilität erleben, zu nutzen, um uns zu vergewissern darüber, was uns über die Zeiten hinausträgt. Wie sehr brauchen wir Menschen, die uns Mut zu sprechen und den Rücken stärken. Und wie sehr sind wir gerade auch darin gefordert, jemandem ein gutes Wort zuzusprechen.

Worte der Gewissheit findet Paul Gerhardt:

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, das soll mir niemand nehmen.
Er lebt und was ihm widerstrebt, das muss sich endlich schämen.
Er lebt fürwahr, der starke Held;
sein Arm, der alle Feinde fällt,
hat auch den Tod bezwungen.

Text: Paul Gerhard 1667, Gesangbuch 655,1

Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende entgegen. Ich wünsche Ihnen/Euch in den kürzer werdenden Tagen Muße für die Seele, sich zu vergegenwärtigen, „Dir leben wir, dir sterben wir. Wir gehen von dir zu dir.“ (Eugen Eckert 1991, Gesangbuch 658)

Herzlich grüßt  Ihre/Eure Christin Eibisch

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