Evangelisch-methodistische Bethesdakirche Leipzig

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Andacht

Jahreslosung 2025 – Verlag am Birnbach – Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

Der Weg zum Glück (01. März 2025)

Suchst du auch nach dem Glück? Tun wir eigentlich alle, oder? Am Ende geht es uns doch irgendwie darum, zufrieden, glücklich, befriedigt zu sein. Und was wir dafür alles in Kauf nehmen und ausprobieren! Keine Ahnung, wo du gerade im Leben stehst und wie du versuchst, deinen Weg zum Glück zu finden. Aber ich kann dir eine Abkürzung zeigen. Beziehungsweise nicht ich, sondern Gott, die Bibel. Denn das Gute ist, genau diese Suche zum Glück hat schon mal jemand probiert. Dieser Typ hieß Salomo und hat versucht, den Weg zum Glück zu finden. Salomo hat so gut wie jeden Hedonismus dieser Welt ausprobiert. Er wollte von dem, was gut zu tun scheint, ganz viel machen, weil er ausprobieren wollte, ob das wirklich gut ist, und den Weg zum Glück finden. Und dann schrieb er im Buch Prediger alles nieder und an sich sagt er: Ist alles sinnlos. Und am Ende kommt die Quintessenz: »Fassen wir alles zusammen, so kommen wir zu dem Ergebnis: Nimm Gott ernst und befolge seine Gebote! Das ist alles, worauf es für den Menschen ankommt.« (Prediger 12,13) Wenn das nicht eine starke Aussage ist! Wir brauchen nichts, nur Gott. Das ist das echte Glück.
(R. Heberlein)

Möge die Macht mit dir sein (01. Februar 2025)

Was macht dich stark? Was lässt dich vor anderen gut aussehen? Wie schaffst du es in deinem Freundes- oder Arbeitskolleginnenkreis die Menschen zu beeindrucken? Wir streben oft sehr nach materiellen Dingen, die uns dann wiederum Zuversicht und Mut geben. Nicht umsonst heißt es eben »Kleider machen Leute«. Ich denke, da ist auch schon was dran. Allerdings ist das nur oberflächlich. Paulus beschreibt es in seinem Philipperbrief sehr schön. Da schreibt er: »Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie’s mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.« (Philipper 4,11-13) Und das bringt es wunderbar auf den Punkt. Wir können viel versuchen, anstreben, Statussymbole um uns herum schaffen, aber die wahre Kraft kommt eben durch Gott. Wir dürfen, können und sollen zufrieden sein mit dem, was uns gegeben ist und das Beste daraus machen. Denn das Allerbeste haben wir schon – die Kraft durch Gott.
(R. Heberlein)

PRÜFT ALLES UND BEHALTET DAS GUTE (01. Januar 2025)

Ich hatte irgendwann mal die Idee, ein Buch zu schreiben und in einem Kapitel die Frage zu stellen: Was darf ich als Christ? Die Antwort darunter wäre: Alles. Nächstes Kapitel. Und auch wenn diese Idee vielleicht etwas provokativ oder herausfordernd ist, so würde ich diese Aussage noch immer unterstreichen. Ich glaube, es gibt nichts, was wir als Christinnen und Christen nicht dürfen. Zumindest gilt dies immer dann, wenn ein Ausschlusskriterium dahinterstehen würde. Sprich, wenn es bedeuten würde, dass, wenn du das machst, hast du es für alle Ewigkeiten verzockt. Ich bin der Überzeugung, das gibt es bei Gott nicht. Aber Gott geht es um eine ganz wichtige Sache: dass wir uns immer und immer wieder selbst prüfen. Gott geht es nicht um unsere Handlungen. Gott geht es um unsere Gedanken hinter diesen Handlungen. Die bloße Handlung, ein Fenster zu öffnen, kann etwas Wunderbares sein. Nämlich dann, wenn einem Menschen beispielsweise warm ist und er mich bittet, dies zu tun. Das wäre eine Handlung in Liebe. Das Fenster öffnen könnte ich aber auch tun, wenn jemandem sowieso schon kalt ist und ich ihn besonders ärgern möchte und deshalb das Fenster bei Minusgraden öffne. Somit kann eine Handlung für zwei verschiedene Dinge stehen. Und das ist wohl auch das, was uns die diesjährige Jahreslosung sagen möchte. »Prüft alles und behaltet das Gute.« (1.Thessalonicher 5,21) Bei Gott gibt es nicht schwarz und weiß. Es geht nicht darum, dass das eine definitiv richtig und das andere definitiv falsch ist. Ja, es gibt absolute Wahrheiten. Es geht an dieser Stelle aber darum, dass wir uns Dinge betrachten sollen. Dass wir Dinge hinterfragen sollen. Es geht darum, dass wir unsere Absichten hinter unseren Handlungen prüfen sollen. Wenn diese gut sind, wenn diese aus Liebe geschehen – wir erinnern uns an die Jahreslosung vom letzten Jahr: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. –, dann ist mir als Christin beziehungsweise Christ einfach alles erlaubt und es gibt kein Verbot. Wenn ich allerdings Zweifel habe an der Tat, an der Handlung, wenn ich vermute, es ist nicht in Gottes Sinn, so zu handeln, wenn es gegen Gottes Wort spricht, wenn es für mich oder andere schädlich ist, dann weg damit. Denn: Prüft alles und behaltet NUR das Gute.
(R. Heberlein)

HAPPY BIRTHDAY JESUS (01. Dezember 2024)

Der Künstler Matthias Schrei, besser bekannt als »Blockflöte des Todes«, schrieb einst ein Lied, welches für mich nicht nur zur Weihnachtszeit ein Klassiker geworden ist. »Happy Birthday Jesus« heißt es und bringt meines Erachtens mit Witz und ein wenig Ironie den Kerngedanken unserer weltlichen und gesellschaftlichen Sicht auf das Weihnachtsfest gut auf den Punkt. Hört es euch gern an. Es ist sehr gut! Hier schon einmal der Text zum weihnachtlichen Nachdenken. Habt eine gesegnete Adventszeit!
(R. Heberlein)

GOTT. IST. GUT. (01. November 2024)

Die eine oder der andere kennt vielleicht die Show »1, 2 oder 3«, in der es immer eine Frage gibt und die Kinder als Kandidatinnen und Kandidaten sich für eine der drei möglichen Antworten entscheiden müssen. Haben sie das getan, gibt es immer den Satz: »Ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn das Licht angeht.« Die Band Jupiter Jones formulierte diesen Satz in einem ihrer Lieder so um, dass er eine etwas andere Bedeutung bekommt. Nämlich: »Ob du wirklich richtig lebst, siehst du, wenn das Licht ausgeht.« Nun stellt sich die Frage, was es denn heißt, »richtig« zu leben. Wir als Christinnen und Christen haben dafür eine handfeste Anleitung für das Leben bekommen, ein über tausend Seiten dickes Buch, auch Bibel genannt. Aber aus über tausend Seiten herauszulesen, was richtiges Leben bedeutet, ist schwierig, vor allem, wenn teilweise so scheinbar widersprüchliche Dinge darin vorkommen. Doch mir wurde einmal gesagt, dass das, was wirklich wichtig ist, nicht nur einmal kurz in der Bibel erwähnt wird, wie beispielsweise manch ganz spezifischen und konkreten Vorschriften. Das wirklich Wichtige kommt immer wieder darin vor. Und das einzige, was sich wirklich komplett durch die Bibel zieht, ist die Liebe. Die Liebe zu Gott und die Liebe zu unseren Mitmenschen. Ich bin der festen Überzeugen, dass, wenn ich anfange, zu lieben, sich meine Einstellung verändert, sich meine Beziehungen (auch zu Gott) positiv entwickeln. Und genau so werde ich gelassener und bekomme immer weniger das Gefühl, etwas tun zu müssen. Und genau so komme ich dahin, mich Gott ganz hinzugeben. Und ich bin mir sicher, das ist richtiges Leben, denn: Gott. ist. gut.
(R. Heberlein)

Mission: Impossible? (01. Oktober 2024)

Es gibt diese eine Frage in meinem Leben, die mich besonders in letzter Zeit sehr beschäftigt, und ich denke, die grundsätzlich alle Christinnen und Christen, wenn nicht sogar alle Menschen, sehr stark beschäftigt. Die Frage nach der Erlösung und Errettung. Was muss ich tun, um errettet zu werden? Muss ich überhaupt glauben oder sind wir alle bereits durch Jesus erlöst? Eine theologische Frage, die natürlich in so einer Andacht nicht zu klären ist, allerdings ist sie auch in der Literatur, in der Wissenschaft, in Diskussionen am Ende eben nicht zu klären. Eine Frage des Glaubens, eine Frage der Auslegung, vielleicht auch eine Frage des Vertrauens? Und bei dieser ganzen Thematik stellt sich natürlich auch die Frage des Missionierens. Immer wieder hört man von Evangelisation, hört man davon, dass Leute Jesus kennenlernen sollen. Braucht es das, damit diese Menschen gerettet werden oder geht es um etwas ganz anderes? Zumindest las ich letztens ein Buch, das mir eine andere Sichtweise gab, die ich euch kurz an dieser Stelle mitgeben möchte. Die Idee ist dabei eben nicht zu missionieren, damit Leute gerettet werden. Weil gerettet sind wir womöglich alle (who knows?). Aber wir dürfen missionieren, damit die Menschen hier auf Erden zu Lebzeiten schon Gottes Herrlichkeit genießen können. Damit wir gemeinsam hier an Gottes Reich bauen und es vorbereiten, weil das einfach das Beste für uns ist. Gott ist gut! Und wenn ich diese grundlegende Annahme in meinem Leben verinnerliche, muss ich mich nicht theologisch darüber streiten, wie genau das jetzt mit der Erlösung funktioniert und wie nicht. Wenn ich davon ausgehe, dass Gott gut ist und nur Gutes mit uns vorhat, dann sollte ich den Leuten davon erzählen, die gute Nachricht, das Evangelium weitergeben. Damit eben nicht nur wir selbst diese Freude hier zu Lebzeiten schon spüren, sondern auch die, die vielleicht in Verbitterung, Traurigkeit und Hass leben, diese Freude kennenlernen dürfen. Lasst uns diese gute Nachricht in die Welt tragen!
(R. Heberlein)

Trotzdem statt aber (01. September 2024)

Bilde doch mal einen Satz, der das Wort »aber« beinhaltet und der für dich steht. Also beispielsweise: Ich möchte gerne ins Kino gehen, aber ich habe noch so viel Arbeit zu erledigen. Ich denke, wir kennen solche Sätze. Sätze, die unser eigentliches Vorhaben relativieren. Und jetzt, und diesen Hinweis habe ich selbst durch eine Andacht mal bekommen, schau dir deinen Satz nochmal an und ersetze das Wort »aber« durch das Wort »trotzdem«. Ich möchte gerne ins Kino gehen, trotzdem, dass ich noch so viel Arbeit zu erledigen habe. »Aber« ist immer ein Ausschlusskriterium. Es geht nicht, denn, aber, und so weiter … »Trotzdem« heißt, ich kann es irgendwie trotzdem machen. Ich möchte gerne in den Gottesdienst gehen, aber ich bin doch so müde. Ich gehe in den Gottesdienst, trotzdem, dass ich so müde bin. Ich würde gerne mehr beten, aber ich habe doch keine Zeit. Ich bete mehr, trotzdem, dass ich keine Zeit habe. Oft wird Christsein als »entweder oder« verstanden. Entweder du bist jetzt Christ und machst das jetzt alles ganz radikal oder du lässt es bleiben. Aber das ist es nicht. Natürlich spricht die Bibel davon, dass wir umkehren sollen, dass wir auch radikal sein sollen, radikal Liebe üben. Aber da geht es eben um solche Dinge wie unsere Grundhaltung, die viel radikaler sein sollte. Das heißt aber nicht unbedingt, dass wir alles über den Haufen werfen sollen. Paulus spricht an einer Stelle in der Bibel, dass, wenn wir berufen sind, wenn wir umkehren, wenn wir Christen werden, wir trotzdem in unserem Stand bleiben sollen. Beispielsweise sollen wir unseren Job nicht aufgeben. Wir sollen nicht alle Missionar*innen werden. Wenn wir das tun, würden a) die Leute fehlen, die die Missionsreisen bezahlen, und b) gäbe es ja keine Menschen mehr zu missionieren. Ist ja logisch. Es gilt natürlich nicht, wenn du irgendeinen Job hast, oder irgendeine Gewohnheit, die sehr antigöttlich oder sündhaft ist, die Menschen verletzt oder betrügerisch ist. Klar, das solltest du natürlich sein lassen. Es geht aber darum, wenn du beispielsweise Bäckerin bist und dich bekehrst, solltest du nicht aufhören, Bäckerin zu sein, um vielleicht irgendwo in der Kirche mitzuarbeiten. Sondern bleib doch Bäckerin und ehre so Gott. Vielleicht weil du Brötchen für die Gemeinde backst. Vielleicht weil du einfach Liebe an deine Kund*innen versprühst. Ein bekannter Satz in der Bibel lautet: »Ob ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tut, so tut alles zur Ehre Gottes.« (1. Korinther 10,31). Nicht, was genau, sondern Hauptsache zur Ehre Gottes. Und um den Kreis zu schließen: »Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.« (1. Korinther 16,14). ALLES. Lasst uns also aus dem »ABER« ein »TROTZDEM« machen.
(R. Heberlein)

Wir müssen uns verändern lassen (01. August 2024)

Als Papa gehe ich so manchen Abend mit dem Gefühl ins Bett: Morgen werde ich es besser machen. Morgen bin ich ein besserer Papa, ein besserer Mensch. Morgen bin ich geduldiger. Morgen werde ich ruhiger sein. Ab morgen bin ich quasi ein anderer. Ich denke, man muss nicht Papa oder Mama sein, um dieses Gefühl zu haben. Ich denke, wir kennen das alle, dass wir nach stetiger Selbstoptimierung suchen. Doch warum klappt das so selten? Vielleicht könnte man meinen, bei all diesen Gedanken ist das Wort »morgen« das Problem. Warum fangen wir nicht heute damit an? Ja, stimmt. Heute ist wohl besser als morgen. Aber ich glaube nicht, dass »morgen« bei der ganzen Sache das Problem ist. Ich denke, es ist ein anderes Wort, nämlich »ich«. Besonders an den Abenden, an denen ich sogar ins Gebet gehe und sage: Herr, morgen werde ich es besser machen!, folgt meist schon am frühen Morgen des nächsten Tages irgendetwas, bei dem ich vollkommen versage. Obwohl ich mir doch vorgenommen hatte, ruhiger und geduldiger zu sein, kommt irgendeine Situation, die mich genau das Gegenteil sein lässt, die mich an den Rand meiner Geduld und meiner Nerven bringt. Da scheint es also einen Zusammenhang zu geben. Das Ich-nehme-mir-vor-dass-ich-es-besonders-gut-machen-werde führt dazu, dass ich es eben gerade nicht schaffe. Und die Antwort liegt auf der Hand, und dennoch ist sie so schwer zu verstehen. Nicht ich kann Veränderung oder Besserung herbeiführen, sondern Gott allein kann das. Es ist so paradox, aber: Wir müssen uns verändern lassen. Ein Satz, der sehr schwer zu verstehen ist, aber meines Erachtens die einzige Lösung für dieses Problem darstellt. Wir müssen uns verändern lassen. Dinge abzugeben, fällt uns so schwer. Wie sang schon Jupiter Jones: »Ich will mich nicht beschweren, ich will mich eigentlich erleichtern.« Geben wir uns in Gottes Hände und spüren eine Leichtigkeit, die unvergleichlich und zugleich so verändernd ist.
(R. Heberlein)

Jesus Freak (30. Juni 2024)

Heute habe ich einen Lesetipp für euch. Ich hab mal gehört, dass es sieben Bücher im Leben eines Menschen geben soll, die ihn wirklich verändern. Das ist natürlich nur so dahingesagt, aber dennoch kann ich euch sagen, dass es in meinem Leben bisher ein Buch auf dieser Liste gab, nämlich von Shane Claiborne »Ich muss verrückt sein, so zu leben: Kompromisslose Experimente in Sachen Nächstenliebe«. Neulich allerdings kam nun ein zweites Buch auf dieser Liste hinzu, nämlich die Biografie von Martin Dreyer, dem Gründer der Jesus Freaks und Hauptautoren der Volxbibel. Dieses Buch, »Jesus Freak«, hat mich unfassbar beeindruckt. Mit einer absoluten Ehrlichkeit und Offenheit beschreibt der Autor seine Abstürze, vor allem aber eben auch seine Erfahrungen mit Jesus, die beinahe wirklich unglaublich sind. Und die mich im Glauben wieder ganz neu motiviert haben. Mich hat dieses Buch sehr zum Nachdenken angeregt, darüber, wie mein Glaube eigentlich ist, wie er mal war und wie er definitiv sein sollte. Neben dem, dass ich euch dieses Buch hiermit als Leseempfehlung sehr ans Herz lege – vielleicht ja die passende Strandlektüre im Urlaub? –, finde ich es toll, in welchen Formen Gott zu uns spricht. Eben nicht nur durch Predigten oder persönliche Zeugnisse, nein, auch durch Musik, durch Filme, Bücher und dergleichen. Ich wünsche euch Gottes Segen und ein offenes Ohr und Auge dafür, wie Gott mit euch sprechen und euch erreichen möchte.
(R. Heberlein)

Wer vo euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern? (02. Juni 2024)

Letztens bekam ich eine Sprachnachricht von meiner besten Freundin. Wir schicken uns quasi immer Sprachnachrichten hin und her und wir berichten uns dann immer gegenseitig von unserem Tag. Und in einem ganz kleinen Nebensatz wünschte sie mir dann, dass mein Tag schnell vorbeiginge. Es war kein besonders schlimmer Tag, es war einfach ein ganz normaler »Alltagstag« sozusagen. Und dieser Satz triggerte mich, dieser Satz löste etwas in mir aus. Ist das wirklich etwas, was man sich wünscht? Dass der Tag schnell vorbeigeht? Weil das bedeuten würde, mein heutiger Tag soll doch hoffentlich schnell vergehen. Aber morgen ist ja auch wieder Alltag – dann hoffen wir, dass dieser bitte auch schnell vergeht. Und irgendwann sind wir tot. Aber wann leben wir eigentlich? Was macht denn unser Leben aus? Unser Leben macht ja aus, dass wir eigentlich jeden Tag gut leben. Sagt ja auch Jesus: Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern? […] Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat. (Matthäus 6,27+34) Und sicherlich gibt es mal Tage, die unangenehmer sind. Aber ich glaube, wenn ich in meinem Alltag Dinge regelmäßig tue, bei denen ich hoffe, dass sie schnell vorbeigehen, dann sollte ich definitiv an meinem Alltag etwas ändern. Denn das sollte nicht die Norm sein. Wenn wir immer nur hoffen, dass dieser und jener Tag schnell vorbeigeht, ja, dann kann man wirklich mal fragen: Wann leben wir eigentlich?
(R. Heberlein)

Der kleine Skeptiker (28. April 2024)

Im Bauch einer schwangeren Frau waren einmal zwei Embryos. Einer davon ist der kleine Gläubige und einer der kleine Skeptiker.
Der kleine Skeptiker fragt: Glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?
Der kleine Gläubige: Ja klar, das gibt es. Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir dann stark genug sind für das, was uns erwartet.
Der kleine Skeptiker: Blödsinn, das gibt’s doch nicht. Wie soll denn das überhaupt aussehen ein Leben nach der Geburt?
Der kleine Gläubige: Das weiß ich auch noch nicht so genau. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen.
Der kleine Skeptiker: So ein Quatsch! Herumlaufen, das geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Außerdem geht das gar nicht, dass es ein Leben nach der Geburt gibt, weil die Nabelschnur schon jetzt viel zu kurz ist.
Der kleine Gläubige: Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.
Der kleine Skeptiker: Es ist noch nie einer zurückgekommen von nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Und das Leben ist eine einzige Quälerei, und dunkel.
Der kleine Gläubige: Auch wenn ich nicht so genau weiß, wie das Leben nach der Geburt aussieht, jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen und sie wird für uns sorgen.
Der kleine Skeptiker: Mutter?!? Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?
Der kleine Gläubige: Na hier, überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein.
Der kleine Skeptiker: Quatsch von einer Mutter habe ich ja noch nie was gemerkt, also gibt es sie auch nicht.
Der kleine Gläubige: Manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören, oder spüren wenn sie unsere Welt streichelt. Ich glaube auf jeden Fall, dass unser eigentliches Leben erst dann beginnt.
(nach Henri J. M. Nouwen)

Not a fan (01. April 2024)

Ich schaue ja bekanntlich gerne Filme. Und letztens sah ich einen, der quasi eine einzige große Predigt war. Es ging hauptsächlich um unsere Werke im Glauben. Dass also der Glaube ohne Werke tot ist (Jakobus 2,14-26). Und genau aus diesem Film möchte ich heute eine kleine Geschichte, die diese Thematik meines Erachtens sehr passend veranschaulicht, wiedergeben. Hier der Auszug aus der Predigt:
Angenommen, ich würde mit meiner Familie wegfahren, in Urlaub für einen Monat. Und in der Zeit wohnt ein jung verheiratetes Pärchen im Haus, um auf alles aufzupassen. Meine Frau und ich machen ein Notizbuch zurecht, mit allen Informationen, die in unserer Abwesenheit vielleicht nützlich sein könnten. Da steht drin, ja zum Beispiel, wann die Pflanzen Wasser brauchen, was unsere Haustiere benötigen. Da sind Details im Notizbuch, wie, der Abfall wird am Donnerstagmorgen abgeholt, Mittwochabend müsst ihr ihn rausstellen. Toilette im Erdgeschoss leckt. Also bitte denkt auch dran, dort unbedingt das Wasser abzustellen. Gehen wir mal davon aus, das Pärchen ist glücklich über das Notizbuch und verspricht uns, sich konsequent daran zu halten. Aber wenn wir dann irgendwann zurückkommen, so nach 30 Tagen, schon bei der Einfahrt auf das Grundstück sehen wir, wie der Müll leider überall rumfliegt. Da ist wohl was schief gelaufen. Die Pflanzen sind vertrocknet und die Toilette im Erdgeschoss ist übergelaufen, da ist alles feucht geworden. Und dann sehe ich hinterm Haus nach und muss feststellen, dass all unsere Haustiere gestorben und begraben sind. Und die beiden kommen auf uns zu, mit dem Notizbuch, ganz aufgeregt, uns zu sehen. Sagen, wie hilfreich es war, diese Informationen gehabt zu haben. Sie sagen, sie haben alles gut durchgelesen und sie haben sogar diskutiert über das kleine Notizbuch. Ja, wirklich. Sie haben sich Stellen angestrichen, die ihnen besonders wichtig vorkamen. Sie haben sogar andere Pärchen eingeladen, um gemeinsam in dem Notizbuch zu lesen. Was würde ich denn dem Paar sagen? Ich würde sagen, hinweg von mir, ihr Übeltäter, richtig? Ich meine, es geht hier nicht darum, ob sie wissen. Es geht um das Tun. Es reicht nicht aus, den Willen Gottes zu kennen. Wir haben danach zu leben. (aus dem Film: not a fan. – Die Geschichte eines Nachfolgers)
R. Heberlein

Die Erreichung der 50.0000 (03. März 2024)

Letztens postete ein Bekannter von mir in seinem WhatsApp-Status einen YouTube-Link zu einer Predigt. Der Titel war vielversprechend: »Jesus und die AfD«. Und ich nehme gleich vorweg, dass die Predigt zwar gut, aber jetzt auch aus meiner Sicht nicht überragend war. Aber darum soll es an dieser Stelle auch nicht gehen. Etwas anderes fand ich sehr bemerkenswert. Diese Predigt war aus einem Gottesdienst heraus gefilmt. Und ich sah mir die Kommentare an, die einerseits mit einer Anzahl von über 500 beachtlich und andererseits durchweg positiv waren. Und ich sah mir die Aufrufe für das Video an, das mit mittlerweile über 50.000 doch eine ordentliche Reichweite hat. Das Überraschende war, dass, als zum Ende des Videos das Bild die komplette zuhörende Gemeinde zeigte, dort insgesamt 17 Menschen plus ein Ministrant saßen. Und das faszinierte mich. Dieser Pater, der die Predigt hielt, hielt sie für 18 Leute. Wie oft denke ich, dass ich eine doch ziemlich gute Predigt vorbereitet hätte und wie sehr hoffe ich, dass doch viele und vor allem genau die und die und genau die am Sonntag im Gottesdienst sein werden, damit sie diese Predigt hören. Und wie »vergeudet« sie doch wäre, wenn da vielleicht nur 5 Menschen sitzen und sie hören würden. Dieser Blickwinkel ist sehr egoistisch und klein. Denn ich weiß doch, dass Gott Großes bewirken kann. Gott kann aus ganz kleinen und einfachen Dingen sehr, sehr Großes entstehen lassen. Unsere Aufgabe ist nicht, dafür zu sorgen, dass wir möglichst viele Zuschauende oder Zuhörende bekommen. Sondern ich glaube, unsere Aufgabe ist, dass das, was es bei uns zu schauen und zu hören gibt, gut ist. Dass wir die gute Nachricht verkünden. Dass der Inhalt stimmt. Dass wir Gott die Ehre geben. Und er kann damit Großes bewirken. So wie bei dem Priester aus dem Video. Die Predigt hielt er vor 18 Menschen. Aber Zehntausende haben sie am Ende gesehen. Sicher war das nie seine Absicht gewesen. Aber vielleicht genau deshalb haben seine Worte diese Reichweite bekommen. Gott ist groß. Vor allem in unserer begrenzten Handlungsfähigkeit. Lasst uns das immer wieder bewusst machen und treu in den kleinen Dingen sein. Denn Gott bewirkt Großes!
R. Heberlein

03. Februar 2024

Forrest Gump beschrieb das Leben ziemlich prägnant in einem Satz: »Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt.« Ist das im Leben so? Weiß ich wirklich nie, was ich bekomme? Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat der einsame Typ auf dieser Bank an der Bushaltestelle ja recht und man weiß tatsächlich nicht, was einen erwartet. Außerdem ist es wohl eine Frage der Perspektive. Es kann spannend sein, nicht zu wissen, was als Nächstes kommt und ich kann mit Offenheit, Spannung und Neugier dem Ungewissen gegenübertreten. Es kann mir aber auch Angst machen, wenn ich keinen Plan vom Leben habe, in den Tag hineinlebe und die Zukunft ein dunkler Fleck zu sein scheint. Genau dann fange ich an zu zweifeln: Sorgt Gott tatsächlich für mich? Wird alles gut ausgehen? Gibt es Gott denn wirklich? Vielleicht kennt ihr Menschen, die genau diese Gedanken haben – vielleicht seid ihr selbst einer davon. Was tun, wenn ich nicht hundertprozentig vertrauen kann? Wenn ich nicht wie die Kinder sein kann, so wie es Jesus von uns möchte? Gott sei Dank gibt es die Bibel und Gott sei Dank hat Gott auf all unsere Fragen eine Antwort parat. Gott sagt uns, was wir mit den Zweiflern tun sollen: »Erbarmt euch derer, die zweifeln.«, heißt es im Brief des Judas. Wir sollen sie nicht abstoßen. Wir sollen sie nicht missachten. Wir sollen sie nicht mit ihren Zweifeln allein lassen. Wir sollen uns ihrer erbarmen. Wir sollen uns um sie kümmern. Allein dieser kurze Vers zeigt, dass Zweifeln keine Schande ist oder gar von Gott verachtet wird. Zweifel gehören zum Leben dazu. Trotzdem sollen wir uns immer wieder auf Gott ausrichten, auf das hören, was er uns sagt. Denn es heißt: »Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten.« (Psalm 34,8). Wenn wir uns immer wieder an Gott halten, dann wird er für uns sorgen. Er wird uns gnädig sein, wenn wir zweifeln oder Fehler machen. Und dann – möge das Leben eine auch noch so große Pralinenschachtel sein – können wir uns sicher sein, dass, egal was kommt, Gott bei uns ist und uns beisteht.
R. Heberlein

»Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.” (1. Korintherbrief 16, 14) vom 01. Januar 2024

Ein neues Jahr liegt vor uns, und mit ihm die Gelegenheit, Neues zu beginnen und Altes hinter uns zu lassen. Die Jahreslosung für 2024 gibt uns eine einfache, aber kraftvolle Richtlinie mit auf den Weg: »Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.« In einer Welt, die oft von Hektik, Stress und unterschiedlichen Meinungen geprägt ist, kann diese Losung uns daran erinnern, wie wichtig es ist, Liebe in all unseren Handlungen zu verwurzeln. Liebe ist mehr als nur ein Gefühl – es ist eine bewusste Entscheidung, die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, zu prägen. Wenn wir uns diese Losung zu Herzen nehmen, können wir unseren Alltag, sei es im Beruf, in der Familie oder in der Gemeinschaft, auf eine liebevolle Weise gestalten. Das bedeutet nicht, dass wir immer einer Meinung sein müssen, aber es erinnert uns daran, respektvoll miteinander umzugehen, Verständnis füreinander zu haben und Großzügigkeit zu zeigen. Liebe ist eine Kraft, die Brücken baut, Herzen heilt und Gemeinschaften stärkt. In diesem neuen Jahr lade ich uns alle dazu ein, bewusst zu handeln und dabei die Liebe als Leitfaden zu wählen. In den kleinen und großen Momenten des Lebens können wir diese einfache Wahrheit leben: Alles, was wir tun, geschehe in Liebe. Möge dieses Jahr ein Jahr der Liebe, des Friedens und der Gemeinschaft für uns alle sein.
R. Heberlein

»Und Gott sprach: ‘Es werde Licht!’ Und es ward Licht.” (1. Mose 1,3) vom 01. Dezember 2023

Schonmal über die Vielfalt dieses Lichts nachgedacht? Gott schenkt uns ja nicht nur ein Licht, sondern eine ganze Palette an Farben. Wie in einem Regenbogen, repräsentiert jede Farbe eine besondere »Eigenschaft« Gottes. Rot steht für die Liebe, die uns in Christus geschenkt wird. Grün erinnert an die Hoffnung und das Wachstum, Blau steht für den Frieden, den Jesus bringt, und Gelb repräsentiert die Freude seiner Geburt. Lasst uns diese Adventszeit nutzen, um die Vielfalt um uns herum zu schätzen. Möge unser Miteinander so bunt sein wie das Licht Christi. Lasst uns in Liebe, Hoffnung, Frieden und Freude gemeinsam auf die Ankunft unseres Herrn warten. Gottes Segen für eine nicht nur beleuchtete, sondern vor allem bunte Adventszeit!
R. Heberlein

“»Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.« (Albert Camus)” vom 29. Oktober 2023

Habt ihr schon bemerkt, wie die Bäume draußen in den schönsten Farben erstrahlen? Der Herbst malt die Welt um uns herum in ein wahres Feuerwerk aus Gelb, Orange und Rot. Ähnlich wie die Blätter sich im Herbst verändern und in neuer Pracht erstrahlen, so durchleben auch wir ständig Veränderungen. Manchmal mögen sie uns kalt erscheinen, so wie der Wind, der die Blätter von den Bäumen fegt. Ich denke, die aktuelle Situation im Weltgeschehen muss ich dabei nicht näher erläutern. Doch in dieser ständigen Veränderung liegt auch eine tiefe Verheißung. Sie erinnert uns daran, dass wir selbst in unseren dunkelsten Stunden Hoffnung schöpfen können, denn genauso wie der Herbst dem Winter weicht, so folgt auch auf jede Herausforderung ein neues Kapitel des Wachstums und der Erneuerung. Lasst uns diese Zeit nutzen, um auch in unseren Herzen Platz für Veränderung zu schaffen. So wie die Natur sich ihren Gegebenheiten anpasst, so dürfen auch wir uns immer wieder neu ausrichten und uns auf das besinnen, was wirklich zählt. Der Herbst lehrt uns, loszulassen, um Raum für Neues zu schaffen. Er erinnert uns daran, dass selbst im Fallen der Blätter ein Versprechen auf neues Leben verborgen liegt. Ich wünsche euch Gottes Segen!
R. Heberlein

“Wo war Gott?” (01. September 2023)

Vor ein paar Wochen war ich mit einer Gruppe meiner Schule in Oświęcim, Polen. Besser wohl bekannt unter dem Namen, den damals die Nazis diesem Ort gegeben haben, nämlich Auschwitz. Wir besuchten dort sowohl das Arbeits- als auch das Vernichtungslager, erfuhren von zahlreichen, schrecklichen Einzelschicksalen und vielen, vielen anderen Grausamkeiten. Bei einem Gespräch mit einem Priester vor Ort wurde ihm eine für mich sehr einprägsame Frage gestellt: Wo war Gott? Wo war Gott in Auschwitz? Der Priester antwortete, dass ihm die Fragestellung nicht gefiele. Denn diese setzt gewissermaßen voraus, dass es nicht die Verantwortung von Menschen gewesen sei. Es waren aber Menschen. Einer der bewegendsten Momente war wahrscheinlich die Begegnung mit Lidia Maksymowicz. Sie wurde damals mit drei Jahren nach Auschwitz geschickt und ist nun eine der letzten noch lebenden Überlebenden. Bei all den schrecklichen Geschichten, die sie uns berichtete, erzählte sie uns auch, dass sie den Glauben nicht verloren hat.
Wir hörten während unserer Zeit dort immer wieder von Gesten und Taten der Nächstenliebe. So gab es beispielsweise Pater Maximilian Kolbe, der sein Leben für einen Häftling gab und anstelle seiner in den Tod gegangen ist.
Also: Warum, Gott?
Ich: Keine Ahnung.
Aber: Gott ist bei uns.
Auch in den dunkelsten Stunden unseres Lebens und unserer Geschichte.
Gott ist bei uns in den kleinen und großen Gesten des Alltags.
Gott ist bei uns.
Fürchte dich nicht, ich stehe dir bei! Hab keine Angst, ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, ich schütze dich mit meiner siegreichen Hand! (Jesaja 41,10)
R. Heberlein

“Wenn du nicht wächst, verrottest du.” (27. August 2023)

Dieses Zitat, das ich in einer Serie aufgeschnappt habe, erinnert uns daran, wie wichtig es ist, nicht auf der Stelle zu treten, sondern, naja, eben zu wachsen. In unseren Beziehungen, in unserem Alltag und vor allem in unserem Glauben. Schon Petrus ermutigt uns, in der Gnade und Erkenntnis Christi zu wachsen (2. Petrus 3,18). Jesus selbst vergleicht sich mit einem Weinstock, aus dem wir unsere geistliche Nahrung ziehen (Johannes 15,5). Unsere Beziehung zu Gott sollte sich also kontinuierlich vertiefen. Nicht immer einfach, das weiß ich nur zu gut! Was hilft? Keine Ahnung, aber Dranbleiben ist ein guter (erster) Schritt. Im Gebet, im Bibellesen, in der (christlichen) Gemeinschaft. Lasst uns täglich wachsen! Das wünsche ich euch, das wünsche ich mir. Denn verrotten klingt nicht nach einer schmackhaften Alternative…
R. Heberlein

“Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz” (30. Juli 2023)

»Nicht jeder Schatz besteht aus Silber und Gold, weißt du!« Dieses Zitat stammt von einem der wohl berühmtesten Piraten unserer Neuzeit: Jack Sparrow (’tschuldigung … ich meine natürlich CAPTAIN Jack Sparrow, klar soweit?!) Doch sind wir mal ehrlich … manchmal hätten wir es schon gerne, wenn unser Schatz aus ebendiesem Silber und Gold bestünde, nicht wahr? Welch weiteren Schätze man sich damit nicht alles kaufen könnte … Die Bibel sagt, dass alle Anhäufung von Schätzen auf Erden so vergänglich und damit so sinnlos ist. Unser Schatz – und damit auch unser Herz – sollte nur bei dem EINEN sein, klar soweit?!
R. Heberlein

»Der Kern des menschlichen Wesens bildet sich aus neuen Erfahrungen.« (29. Juni 2023)

Dieses Zitat stammt aus einem der schönsten und motivierendsten Filme, die ich kenne: Into the Wild. Ein Film, der dazu ermutigt, alternative Wege zu gehen, neue Erfahrungen zu machen, sich aufzumachen und das Leben neu und anders zu entdecken. Ja, auch wir werden einige neue Erfahrungen machen in der anstehenden (Vakanz-)Zeit. Doch genau solche und andere Erfahrungen treiben uns an, lassen uns nicht stillstehen. Ich wünsche uns, dass wir in unserem Alltag ob ganz persönlich oder als Teil dieser Gemeinde sowohl die guten als auch die weniger guten Erfahrungen annehmen, um sie als Antrieb zu nutzen. Als Antrieb, uns und andere voranzubringen und so Gottes Reich auf Erden zu bauen und zu gestalt en. Denn SEIN Reich komme…
R. Heberlein

28. Mai 2023

Letztens hörte ich in meiner Lieblings-Soap einen Satz, der, wie ich nach kurzer Recherche feststellte, nicht neu ist, sondern auf irgendwelchen Sprüche-/Zitaten-Websites anscheinend schon länger zu finden ist. Und dieser Satz ist so simpel und doch eindrucksvoll, dass ich überrascht war, ihn nicht zu kennen. Und er passt zu einer Situation, die mir letztens auf dem Schulhof mit meiner Chefin passierte. Es ging darum, dass ich mich anlässlich eines Schulfestes mit zahlreichen Gästen und einem großen Wirrwarr mit meiner Klasse zusammenfinden sollte. Dummerweise sagte ich meiner Klasse im Vorhinein: »Wir treffen uns auf dem Schulhof.« Ohne zu wissen, dass da so viel los sein würde, dass ich 20 junge Menschen niemals hätte überblicken können. Als ich sie also versuchte, zusammenzufinden, meinte meine Chefin recht trocken zu mir: »Habt ihr euch keinen Treffpunkt ausgemacht?« Meine Antwort: »Schulhof halt.« Sie lachte. Ich daraufhin: »Mann, ich bin halt nicht perfekt.« Sie daraufhin: »Aber fast.« Natürlich meinte sie dies ironisch, ohne falsche Bescheidenheit an den Tag zu legen. Ich bin nicht perfekt, das weiß ich. Und dennoch streben wir oft danach, genau diese Perfektion zu erreichen. Schaffen werden wir dies nie. Und das ist okay. Das ist so was von vollkommen okay. Denn es gibt einen, der perfekt ist. Und das reicht. Das reicht so was von vollkommen. Und dazu also passend der Spruch, der mir ganz neu war und so schön, unser Streben nach Perfektion abmildert:
»Wir alle machen Fehler; deswegen ist hinten beim Bleistift noch ein Radiergummi dran.«
R. Heberlein

30. April 2023

Ich liebe das Leben! Und wir als Christen haben dieses Leben in ganz besondere Weise erst vor wenigen Wochen gefeiert – Ostern! Und da ich auch Filme liebe, habe ich ein Zitat* gefunden, welches das Feiern dieses wunderbaren Lebens sehr treffend beschreibt.
»Wir haben den wichtigsten Auftrag, der uns allen erteilt ist, kurzerhand den Rücken gekehrt: ein Leben zu leben, das reich an Erfahrungen ist. Das zu tun, bleibt unsere freie Entscheidung. Nutzt euer Dasein, Leute! Wieso machen wir den Tod nicht zu unserem engsten Freund, damit wir vielleicht am Ende eine Sekunde, eine Millisekunde Schätzenswertes erleben in dem bisschen Zeit, das uns bleibt? Und das Wichtigste von allem: Lasst uns gut leben, damit wir gut sterben können, denn wir waren dem Tod noch nie so nahe wie gerade in diesem Moment.«
(aus dem Film: The Professor / Richard Says Goodbye – *lediglich an zwei Stellen, habe ich aufgrund des Ausdrucks Worte weggelassen, die den Inhalt aber nicht tangieren)
Lasst uns unser Leben leben – immer wieder, an jedem Tag neu –, denn es ist ein Geschenk. Ein Geschenk dessen, der genau dieses Leben in seinen Händen hält und uns dennoch nicht wie Marionetten steuert. Wir dürfen entscheiden, wie wir dieses Leben gestalten. Wir dürfen unsere eigenen Erfahrungen machen. Dank sei dem, der es gibt!
R. Heberlein

Leben im Wandel, Buchstücke… (30. März 2023)

Klimawandel – Kulturwandel – Sinneswandel – Wandlung – Verwandlung…
Ständig sind wir von Veränderungen umgeben. Wir lustwandeln durch einen Park, hinterlassen dabei Spuren und verwandeln dabei, kaum merklich, unsere Umgebung. Wandel geschieht nicht von heute auf morgen, es ist ein langsamer stetiger Prozess. Ob wir es wollen oder nicht – die Welt um uns ist ständig im Wandeln, so wie wir selbst.
Manchmal hoffen wir auf eine Veränderung, manchmal kommt es völlig anders als erhofft. Manchmal kann es nicht schnell genug gehen und manchmal sollte am liebsten alles so bleiben wie es ist. Laut etymologischem Wörterbuch wandelt man nicht zielgerichtet, es ist eher ein tastendes Hin- und Hergehen, Suchen, Finden, sich finden lassen.
Am Anfang steht die Sehnsucht, dass etwas anders werden möge. Diese Sehnsucht ist Kraftquelle für den Wandel, auch wenn Wandel eine „Hilfe von außen“ braucht.
Zwischen sehnsuchtsvollem Anfang und verlockendem Ziel liegt ein längerer Weg der Verwandlung. Es braucht ein behutsames Tempo, damit meine Seele, mein Fühlen und Denken mitkommen und alles bereit wird zum Wandel. Dazu wird Ausdauer gebraucht, Geduld.
Wandel ist das Gegenteil von Erstarrung. Um im Wandel zu leben, brauche ich die Bereitschaft, loszulassen. Das, was war und jetzt gerade noch ist, zurück zu lassen, mich auf Neues einzulassen, darauf hoffend, dass der eingeschlagene Weg zu einem guten Ziel führt.
Streckenweise erlebe ich diesen Prozess sehr mühevoll. Ich suche nach Orientierung, nach Struktur, woran ich mich festhalten kann, wenn so viel im Fluss ist. Muss ich da allein durch? Bekomme ich Hilfe von außen? Wie wird sich Gott im Wandel zeigen, wenn sich das Neue noch gar nicht oder erst schemenhaft in Sicht ist, sich fremd anfühlt, vielleicht auch Angst macht?
Es steht das Fest der großen Verwandlung vor der Tür: Ostern. Wir feiern mit der Auferstehung von Jesus Christus die Wandlung vom Tod ins Leben. Und sind damit hineingenommen in den göttlichen Lebensatem.
„Unser Ende ist ein Anfang, unsre Zeit birgt Ewigkeit.
Aus dem Zweifel steigt der Glaube, aus dem Staub Unsterblichkeit.
Aus dem Tod folgt Auferstehung und das Ende ist Gewinn,
unentdeckt, bis seine Zeit kommt;
Gott allein kennt den Sinn.“ (Lied im Gesangbuch 661,3)
Darum grüßen wir uns am Ostersonntag im Gottesdienst mit dem alten neuen Gruß:
„DER HERR IST AUFERSTANDEN, ER IST WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN!“

26. Februar 2023

“Du bist der einzige Jesus, den mache Leute je treffen werden.”
Zugegeben, ein äußerst herausfordernder Satz, den Shane Claiborne und Jonathan Wilson-Hartgrove in ihrem Buch Gott antwortet anders da schreiben. Und doch ein Satz mit unheimlich viel Tiefe. Denn ja, womöglich begegnen wir Menschen, die noch nie etwas von Jesus hörten und es auch nicht werden. Womöglich bist du die einzige Person, die von all dem berichten könnte – quasi im Auftrag Gottes.
Welch große Ehre und Verantwortung zugleich! Eine Verantwortung, die unmöglich, ja beinahe undenkbar scheint. Und doch ist es eigentlich nicht schwer, denn mit unserer Lebensweise können und dürfen wir Gott verherrlichen, von ihm berichten, die gute Nachricht weitergeben. Nicht nur Sonntags im Gottesdienst, nicht nur, wenn du gerade ganz bewusst im Auftrag Gottes unterwegs bist, nicht nur, wenn dich Leute nach IHM fragen. Einfach so, so wie du bist. Denn du bist der einzige Jesus, den manche Leute je treffen werden.
R. Heberlein

26. Januar 2023

„In dieser Zeit, wo Gewalttätigkeit in Lüge gekleidet so
unheimlich wie noch nie auf dem Throne der Welt sitzt,
bleibe ich dennoch überzeugt, dass Wahrheit, Liebe,
Friedfertigkeit, Sanftmut und Güte die Gewalten sind,
die über allen anderen Gewalten stehen. Ihnen wird
die Welt gehören, wenn nur genug Menschen die Gedanken
der Liebe, der Wahrheit und der Friedfertigkeit rein
und stark und stetig genug denken und leben.“
Albert Schweitzer

“Die ursprüngliche Liebe” (20. Dezember 2022)

Sonia und Max halten es nicht mehr miteinander aus. Seit sieben Jahren bewohnen sie mit den Kindern eine schöne Wohnung. Die äußeren Umstände passen. Doch ihnen ist das Vertrauen zueinander abhanden gekommen. Und die Liebe. Was da ist, tut nur noch weh. Nun wollen sie jede und jeder für sich klären, wie es weitergeht. Ihr Leben, wie sie es jetzt führen, geht so nicht mehr. Angeregt durch eine Beraterin denkt Sonia und denkt Max zurück an die Zeit als sie sich ineinander verliebten. An das, was Sonia an Max und Max an Sonia so faszinierte, was sie schweben ließ… an ihr erstes Wochenende in Paris, an Träume, die zu gemeinsamen Träumen und Erfüllungen wurden… In den tiefen Wunden, die sie sich zugefügt hatten, steigt nun die Erinnerung an ihre
Liebe auf und an das, was sie einst gemeinsam wollten…
Was ist das mit der Geburt von Jesus Christus und Gott? – so fragten sich Christinnen und Christen mehrere Generationen nach Jesu irdischem Leben. Es wurde spürbar: das römische Reich hatte seine große Zeit hinter sich, verlor mehr und mehr an Kraft. Große Veränderungen waren im Gange. Was lange als stabil und gewohnt galt, wurde unabsehbar.
Wie ist das mit der Geburt von Jesus Christus und Gott? Einst schuf Gott die Welt. Er liebt es, Leben ins Leben zu rufen. Dann kam Jesus aus Nazareth zur Welt. „Von Anfang an gab es den, der das Wort ist…Und er, das Wort war Gott in allem gleich. Dieses Wort gehörte von Anfang an zu Gott… Durch dieses Wort wurde alles geschaffen… Er, das Wort, was zugleich das Leben in Person. Und dieses Leben bedeutete das Licht für die Menschen. Das Licht leuchtet durch die Dunkelheit, und die Dunkelheit konnte es nicht überwältigen… Er, das Wort, wurde ein Mensch. Er lebte bei uns, und wir sahen seine Herrlichkeit…“ Gott selbst zog ein in seine geliebte Welt. Ganz gewöhnlich wurde er geboren. Und durchlief sein Leben weitestgehend wie andere Menschen auch. Gott wohnte unter Menschen und blieb dabei Gott.
Zum Christfest feiern wir diese ursprüngliche Liebe Gottes. Sie wird die Welt und uns darin zum Ziel führen. Zur Vollendung. Mir schenken sie Trost, es macht mich zuversichtlich in anstrengender Zeit.
Es lohnt sich, die Worte aus dem Vorwort zum Johannesevangelium mit Muße auf sich wirken zu lassen.
(c) Dieter Schütz / pixelio.de

“Was für ein Mann…” (30. November 2022)

…denke ich. Dem Henker riss er das Schwert aus der Hand und rettete Todgeweihte. Goldklumpen soll er heimlich aufs Fensterbrett gelegt und Mädchen vor der Prostitution bewahrt haben. Eine hungernde Stadt versorgte er mit Getreide. Als Sohn reicher Eltern verteilte er sein Hab und Gut unter den Armen. Für Kinder hatte er ein besonderes Herz und beschenkte sie.
Von Nikolaus weiß man wenig Gesichertes. Im 4. Jahrhundert war er Bischof von Myra. Das liegt an der Südküste der heutigen Türkei. Weil er zu Lebzeiten so Vielen half, wurde Nikolaus nach seinem Tod in Erinnerung zum „Volksheiligen“. Seefahrer, Kaufleute, Kinder und sogar Fleischer wählten ihn zum Patron. (In jeder Stadt, in der Handel getrieben wird, gab und gibt es eine Nikolaikirche.)
Ab dem 10. Jahrhundert tauchte er am 6. Dezember, seinem Todestag, als heimlicher Gabenbringer in rotem Bischofsmantel auf, ausgerüstet mit Bischofsmütze und Hirtenstab. Bis zur Reformation war der Nikolaustag Tag der Bescherung. Martin Luther übte generelle Kritik an der Heiligenverehrung und führte die Bescherung im Zusammenhang mit dem schenkenden Christuskind am 24. Dezember ein.
Wer weiß, vielleicht ist am 6. Dezember morgens eine kleine erfreuliche Überraschung im Schuh…?
(Quelle: nach „ach / das kleine Buch vom großen Staunen.)
Ein Buch-Tipp zum Schluss:
Anselm Grün/Giuliano Ferri: Die Legende vom heiligen Nikolaus; in kindgerechter Sprache erzählt.

“Der Sommer geht vorbei…” (26. Oktober 2022)

„Der Sommer geht vorbei…“ singt Konstantin Wecker in seinem kleinen Herbstlied.
Die Bäume entledigen sich ihres letzten Laubes.
Ein eigenartiges Licht zeigt sich. Vorbei sind die langen Tage. Auch wenn es momentan überdurchschnittlich warm ist, feuchte, kahle, kalte Tage werden nicht lange auf sich warten lassen. Die sommerliche Morgenfrische und lauschig entspannte Sommerabende sind schöne Erinnerungen.
Loslassen hat seine Zeit.
Eine Begleiterin schenkte mir Gedanken zum Loslassen.
Zum Ende des Kirchenjahres sind sie mir bedeutsam, darum teile ich sie hier:
Loslassen heißt nicht, sich nicht mehr um den anderen zu kümmern;
es heißt: Ich kann nicht alles für den andern tun.
Loslassen heißt nicht den Kontakt abbrechen;
es ist die Erkenntnis, dass ich den anderen nicht kontrollieren soll.
Loslassen heißt seine Machtlosigkeit zugeben.
Das bedeutet: Das Ergebnis liegt nicht in meinen Händen.
Loslassen heißt nicht, jemand anderen zu ändern oder zu beschuldigen.
Ich kann nur mich selbst ändern lassen.
Loslassen heißt nicht, Situationen für andere zu lösen,
sondern sie die Ergebnisse ihrer eigenen Handlungen erfahren lassen.
Loslassen heißt nicht, zu richten,
sondern dem anderen erlauben, Fehler zu machen.
Loslassen heißt nicht, den anderen zu ignorieren,
sondern anzunehmen.
Loslassen heißt nicht, den anderen zu beschützen,
sondern dem anderen zu erlauben, Realität zu erfahren.
Loslassen heißt nicht, das Vergangene bedauern,
sondern zu wachsen und das immerwährende Jetzt anzunehmen.
LOSLASSEN HEISST: SICH WENIGER FÜRCHTEN UND MEHR LIEBEN.
(Die Quelle ist mir nicht bekannt.)

„Wenn du deine Hand auftust!“ – Ein wunderbares Fest: Erntedank
(20. September 2022)

Wir sammeln zum Lob unsres Schöpfers die Stimmen in Lied und Gebet;
wir rufen mit Dank ins Gedächtnis, dass er uns die Ernten bestimmt.
In ländlichen Gebieten werden tolle Erntekronen gebunden. Wagenladungen voller sonnengereifter Weintrauben vom Hang am Geiseltalsee fahren zur Weiterverarbeitung… In meiner Erinnerung türmt sich ein kleiner Kartoffelberg, den die Kinder und ich aus dem Gartenbeet, damals Mitte der 90er Jahre, anhäuften. Das war ein echter Kartoffel-Freuden-Tag, den wir feierten. – Leckere Äpfel erfrischen Leib und Seele.
Wir danken dir, Gott, für das Gute, für Freude und Fülle der Frucht,
für Vorrat in Schränken und Lagern, für das, was der Einkauf uns bringt.
Gott für die Ernte zu danken, lebt vom Sammeln, vom Innehalten und zu staunend betrachten, was geworden ist. Die individuell gewachsenen Möhren, die blanken Kastanien. Den Gaumen erfreuen hat seine Zeit. Genießen hat seine Zeit. Und die Ernte teilen hat seine Zeit.
Aber auch das kommt schnell vor Augen: Ich fuhr mit dem Rad durch trocken-dürre Wälder Sachsen-Anhalts, sah verdorrte Mais- und Kornfelder, Flussläufe mit sehr wenig Wasser. Waldbrände machen zu schaffen.
Doch auch von der Not und vom Hunger, von Ohnmacht klagt dir unser Lied,
von Gaben, gebraucht zur Vernichtung, von Land, das verbrannt liegt und brach.
Wir schrein für der Hungrigen Notstand: dass Frucht auf den Feldern verfault.
dass Obstgärten achtlos verkommen, dass Waren dem Markt man entzieht.
Erntedank legt auch nahe, es Gott zu klagen: wo Nahrung vergammelt, Essen achtlos entsorgt wird und noch immer Menschen hungern. Lebensmittelretter nehmen dies nicht hin, sie bleiben nicht beim Beklagen der unhaltbaren Zustände. Auch in Leipzig ist foodsharing möglich.
Das Lied wächst zur Tiefe und Weite: Die Erde, die Völker sind eins.
Es gibt keinen Dank ohne Geben, kein Wort ohne wirksame Tat.
Der Text dieses unbekannten Liedes überrascht mich. Mehr als 50 Jahre alt, ist er aktueller denn je. Danken und eklagen der Missstände lädt zur Fürbitte und zu aktivem Protest ein. Den Lebensstil zu überdenken, den wir pflegen, dies ist Gebot der Stunde und jeder und jedem freigestellt. Nichts Neues unter der Sonne, jedoch überlebensnotwenig. In diesem Sinne wünsche ich ein genussvolles und fröhliches Erntedankfest.
Teilen reich macht.
Drum hilf uns Gott, du Herr aller Ernte, dass ehrlich sei unser Protest,
dass wir, was wir haben, auch teilen und sorgen mit dir für die Welt.
(Gesangbuch 114, Text: Fred Kaan (England), deutsch: Dieter Trautwein 1971)

Eine Weg-Geschichte: Anders schön. (10. August 2022)

Sonntag Mittag. Es ist sonnig, nicht zu heiß, also bestes Fahrradwetter. Spontan beschließen Frank und ich nach Magdeburg zu fahren, um von dort den Elbradweg nach Dessau zu radeln. Das hatten wir uns schon länger vorgenommen.
Auf dem Bahnsteig warten wir mit vielen anderen 9-Euro-Ticket-Inhaberinnen und -Inhabern und dem dazugehörigen teilweise überdimensionierten Gepäck sowie zahlreichen Kinderwagen auf den Regionalexpress. Viel zu kurz war der Zug. Wir kommen mit unseren Rädern nicht mit. Keine Chance. Auch der Versuch, mit der nächsten S-Bahn nach Halle zu fahren, scheitert. Auch dieser Zug ist viel zu kurz. Die Laune ist gesunken. Frank will aufgeben. – Lass uns noch eine S-Bahn abwarten!
Diese fährt nach Lutherstadt-Wittenberg. Wir finden bequem Platz und atmen auf. Wie schade, das Radeln an der Elbe von Magdeburg nach Dessau ist für heute passé. Wir überlegen, wo wir aussteigen und stattdessen mit den Rädern lang fahren wollen.
Ach, Wittenberg liegt ja auch an der Elbe! Und den Abschnitt nach Torgau waren wir bisher noch nicht gefahren. Also war die Entscheidung klar.
So radelten wir diesen schönen Streckenabschnitt. Was für eine Vielzahl von Kirchen in den kleinen Dörfchen, darunter auch sehr große Kirchen. Und das Eis in Mauken an der Fähre nach Pretzsch – einfach himmlisch! – Von Torgau war die Rückfahrt kein Problem.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Trotzdem kann anders auch schön sein.
Ich bin daran erinnert, wie es ist, wenn Pläne sich aus irgendwelchen Widerwärtigkeiten nicht durchführen lassen. Setze ich ausschließlich auf das eine Vorhaben und lasse enttäuscht davon ab, weil es sich nicht geradlinig durchführen lässt, entsteht schnell Frustration und Unlust. Bleibe ich jedoch offen für Spielarten oder ganz andere Möglichkeiten, wird sich häufig etwas finden, was jetzt passt. Anders ist auch schön.
Gott in allem finden, besonders eben dann, wenn Pläne aufgegeben werden müssen, das fordert nicht nur mich heraus. Wenn’s nicht um einen Sonntagsausflug geht, sondern um eine echt schwierige Situation, kommt mir Paul Gerhardt in den Sinn – während die S-Bahn nach Wittenberg durch seinen Geburtsort Gräfenhainichen fährt:
Befiel du deine Wege und was dein Herze kränkt,
der aller treusten Pflege, des der den Himmel lenkt.

Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
(Gesangbuch EmK, Nr. 371)

Weg-Geschichte 1 (27. Juli 2022)

Darf ich vorstellen? Das ist Raphael. Diesen Engel traf ich auf unserer Reise der Weser entlang, in der Klosterkirche
von Bursfelde. Er ist auf dem Bogen gemalt, durch den man in den Altarraum geht. Irgendwie fühlte ich mich von ihm angeschaut, müde wie ich war, mit Schmerzen in verschiedenen Körperteilen. Wieviele Menschen vor mir mögen schon göttliche Hilfe bei diesem Gottesboten erbeten haben…
Im 1. Chronikbuch 26,7 trägt ein Torwächter den Namen Raphael. „Gott hat geheilt.“ heißt Raphael auf deutsch.
Bekannt und beliebt wurde eine Geschichte aus dem Buch Tobit (eines der Spätschriften des Alten Testamentes). Sie erzählt von einem Erzengel Raphael, der Tobias (der Name bedeutet „Gott ist gütig.“) auf seiner Reise begleitet.
Er gibt ihm ein Heilmittel gegen die Erblindung seines Vaters Tobit. Vom ihm als Reisebegleiter und Heiler wurde in früheren Zeiten gerne erzählt.
‚Einen guten Reisebegleiter und jemanden, der mir die Kraft schenkt, heil ans Ziel zu kommen, kann auch ich gut gebrauchen‘, dachte ich. Und nahm den Raphael in Form einer Karte mit.
Diese Kirche ist ein besonderer Ort, an dem Frank und ich unsere Radreise bewusst in Gottes Hände legten. Das taten schon viele vor uns mit ihrer Lebensreise.

warten und entspannen (28. Juni 2022)

Letzten Freitag habe ich es probiert: Ich habe das 9 EuroTicket genutzt. Dabei gewann ich viel Zeit, um auf Züge
zu warten.
Zwischenzeitlich erinnerte ich mich an ein Gespräch mit einem Kollegen, der einige Jahre als Missionar in
Mosambik lebte. Er erzählte, was er neu lernen musste: WARTEN. Trotz vereinbarter Termine. Warten an der
Bushaltestelle, warten beim Arzt, warten auf einem Amt, warten, wann eine Veranstaltung beginnen wird…
Überall wird gewartet. Warten nimmt in Afrika einen großen Teil des Lebens ein. Darüber wundert sich niemand.
Und keiner regt sich auf.
Während ich weiter übers Warten nachdenke, genieße ich die Sonne, verarbeite die Aggressionen Mitreisender,
die ich zu Beginn meiner Fahrt miterlebte, studiere unterschiedliche Erscheinungsformen von Menschen, höre
einen podcast und entspanne mich. Ich versuche, nicht mehr auf die Uhr zu schauen, denn davon kommt der Zug
auch nicht schneller. Mein Zeitplan ist außer Kraft gesetzt. Das nächste, worauf ich hoffe, ist das leichte Mittagessen bei meinen Eltern am Ziel meiner Reise. Warum muss auch alles auf die Minute genau getaktet sein?
Ich bin in guter Gesellschaft mit Menschen, die in der Bibel zur Sprache kommen. Es wird von Menschen erzählt,
die warten und hoffen, dass sich etwas tut, dass die Zeit erfüllt wird, dass sich was ändert, dass Gott wieder
erfahrbar wird…“Ich halte Ausschau nach dem Herrn. Ich will auf Gott warten, der mir hilft: Mein Gott wird mich
gewiss hören.“ (Micha 7,7) Also gar nicht schlimm, wenn ich auf dem S-Bahnsteig stehe und Ausschau halte, ob
der Zug in der Ferne schon zu sehen ist! Es hilft mir, Warten zu üben. Nicht nur, dass die S-Bahn mich von A nach
B bringt, sondern, dass Gott eine Perspektive zeigen wird, dass er sich kümmert in den drängenden Problemen
und Krisen. Ausschau halten ist aktives Warten, auch bei der langwährenden Wohnungssuche für Familie R.
Bei der Rückfahrt kam meine Wartegeduld ans Ende. Alle Züge hatten Verspätungen. Der Zug, für den ich ein
Ticket gebucht hatte, mehr als eine Stunde. Nachdem ich inzwischen schon eine Stunde gewartet hatte,
entschloss ich mich ein neues Ticket für den Zug zu buchen, der in 2 Minuten abfuhr. Er brachte mich verspätet,
jedoch entspannt, schnell und in angenehmer Kühle nach Hause.
Fazit: Warten ist keine Zeitverschwendung für mich, solange ich nicht unter Zeitdruck gerate, ein gutes Buch dabei hab und Kopfhörer, um den Lärm zu reduzieren oder etwas Angenehmes zu hören. Während des Wartens
entstehen manchmal interessante Ideen durch das, was es zu beobachten gibt. Auch mit Gott kann ich in Verbindung treten. Also ist warten nicht immer verschwendete Zeit, sondern kann auch zu sinnvoller Zeit werden.
Nächste Woche fahren Frank und ich mit den Rädern in den Urlaub. Die Reise beginnt mit einer Zugfahrt. Mal
sehen, was passiert und ob wir entspannen werden.

Gedanken zum Pfingstfest (Pfingsten 2022)

Auf haltezeichen.de, einem Angebot von Leipziger Christ:innen verschiedenster Gemeinden, findet sich ein Pfingstgruß unserer Pastorin: Zum Lesen, zum Anhören und Ansehen.
Wer schon immer einmal wissen wollte, wie Christin Eibischs Gedanken in Gebärdensprache aussehen, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen!

Dankbar (23. Mai 2022)

Vor einigen Tagen regnete es, ich war mit dem Rad unterwegs und suchte in einem anderen Stadtteil die Adresse, bei der ich mich einfinden sollte. Die Hausnummerierung ist in dieser Straße kurios. Ich war nahe am Verzweifeln, GoogleMaps war mir ein Rätsel. Ein Zuspätkommen wollte ich mir gerade bei diesem Termin nicht leisten.
So sandte ich ganz unentspannt einen kurzen Hilferuf zu Gott, da lief mir doch glatt eine junge Frau mit Stöpsel in den Ohren über den Weg. Ich sprach sie an und bat, mir zu helfen die richtige Hausnummer zu finden. Sie
kannte sich auch nicht aus, konnte aber GoogleMaps besser verstehen als ich. So war ich Punkt Um zum Termin.
Als ich nach Hause radelte, freute ich mich über die Hilfe, die mir Gott geschickt hatte: Diese fremde Frau, die mich nicht im Regen stehen gelassen hatte. DANKE DAFÜR!
Am 15. Mai berichtete Andrea W. vom Gemeindewochenende und gab folgende Anregung weiter:
Notiere etwas, wofür du dankbar bist, vielleicht kannst du dazu eine kleine Geschichte erzählen. Lege den Zettel in eine kleine Origami-Schachtel. Sie liegen im Eingangsbereich aus. Deine gefüllte Schachtel kannst du auf dem
Altartisch ablegen und bei nächster Gelegenheit im Gottesdienst bei „miteinander teilen“ der Gemeinde Anteil
an deinem DANK geben.

28. März 2022

Dieser Tage entdecke ich folgendes Gebet für mich:
Schweigen möchte ich, Herr,
und auf dich warten.
Schweigen möchte ich, Herr,
damit ich verstehe,
was in deiner Welt geschieht.
Schweigen möchte ich,
damit ich den Dingen nahe bin,
allem Sein und allen Geschöpfen,
so dass ich ihre Stimme höre.
Schweigen möchte ich,
damit ich lerne,
dein und mein Wort zu unterscheiden.
Ich möchte schweigen,
damit ich unter den vielen Stimmen die Deine erkenne.
(nach Jörg Zink)

Glanz der Gnade (04. März 2022)

An allererster Stelle geht mir an die Nieren, was alle traurig macht, bestürzt und mitnimmt: der Krieg und was damit verbunden ist.
Als ich die Predigt für Sonntag zu 2. Korinther 6, 1-10 vorbereitete, stieß ich auf Sätze von Nelson Mandela, die ich mir vor längerer Zeit notiert hatte. Sie trösten mich und haben mich in der Arbeit zur Predigt geleitet.
„Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen das Hassen lernen.
Und wenn sie hassen lernen können, dann können sie auch lieben lernen.“
Nelson Mandela beschrieb es als Gnade, dass er in dieser Zeit nicht verbitterte, sondern reifte. Am Ende umarmte er seine Wärter. Dieser Mann wusste vom Glanz der Gnade zu erzählen:
„Unsere größte Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind”,
sagte er in seiner Antrittsrede als Präsident von Südafrika.
„Unsere größte Angst ist, dass wir kraftvoll sind – über alles Messbare hinaus.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die wir am meisten fürchten.
Wir fragen uns selbst: Wer bin ich schon, um strahlend, prächtig, begabt, fabelhaft zu sein?…
Du bist ein Kind Gottes. Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt.
Wir sind alle bestimmt, zu leuchten wie es die Kinder tun.
Wir sind geboren, um den Schein Gottes, der in uns ist, kundzutun.
Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem.“
(Eine genaue Quellenangabe habe ich nicht, vermutlich aus Mandelas Biographie „Der lange Weg zur Freiheit“)

Wer gewinnen will, muss Klartext akzeptieren (21. Februar 2022)

Ein Impuls von Ulrike Burkhardt-Kibitzki zu Markus 8,31-38 (https://www.impuls-zur-woche.de)
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben dabei verliert. (Vers 36 BasisBibel)
Wenn die Zahl der Jahre, die vielleicht noch vor einem liegen, immer kleiner wird, hingegen die zurückliegenden
Jahre immer mehr, denken viele Menschen über ein Lebensresümee nach – insbesondere anlässlich hoher Geburtstage, was aber durchaus schon der Sechzigste sein kann. Dann fragt man sich: Bin ich die, die ich einst werden wollte? Haben sich meine Träume erfüllt? Was ist gelungen und was nicht? Kann ich zufrieden mit meinem
Leben sein? Das betrifft sowohl die Entwicklung der Persönlichkeit, des Glaubenslebens, aber natürlich auch materielle Aspekte. Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut und keine vergeistigten Wesen, die als Eremiten leben.
So wie ich Jesus verstehe, hat er keine grundlegenden Einwände gegen das, was unser Leben auch materiell
schön und reich macht. Entscheidend ist eher die Haltung, in der wir uns mit den »weltlichen« Dingen umgeben.
Sind wir gierig und maßlos, unersättlich und süchtig danach? Dann verlieren wir uns tatsächlich in der Seelenlosigkeit der Dinge. Wer sich an die Dinge der Welt verliert, ist verloren. So krass benennt es Jesus. Klartext hilft mehr als pseudodiplomatisches Drumherumreden. Jesus ist radikal in seinen Ansichten. Manchmal schmerzhaft, aber dann doch heilsam. Denn niemand will ja als Verlierer vom Platz gehen, wenn man doch genau weiß, dass man große Chancen auf einen Gewinn hat.

Ankommen und aufgenommen werden (18. Januar 2022)

„Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern. Und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“, sagte Jesus zu Leuten, die sich für ihn interessierten. „Aber ich habe es euch ja schon gesagt: Obwohl ihr mich gesehen habt, glaubt ihr nicht. Alle, die mir mein Vater anvertraut, werden zu mir kommen. Und ich weise niemanden ab, der zu mir kommt.“
Kurz vor Weihnachten stand ich an der Poststelle an. Ordentlich aufgereiht in einer Schlange warte ich mit anderen, um eine Postsendung loszuwerden. Als ich direkt vor der Tür stand, kam ein Mann in Schlips und Anzug raus und meinte: „So, jetzt ist Schluss. Wir können Ihr Paket nicht mehr annehmen.“ Etwas ratlos stand ich da, die Poststelle hatte doch noch 2 Stunden geöffnet? Ich wartete ab. Als Leute herauskamen, ging ich hinein. Der gebrochen deutschsprechende Türsteher wollte mich und die Leute nach mir abwimmeln. Ich fragte freundlich nach, was denn los sei und blieb. Schließlich kam der Anzugmann noch einmal und meinte, ich und die beiden nach mir könnten ihre Sendungen noch aufgeben. Sie hätten keinen Lagerplatz mehr, um die vielen Pakete anzunehmen. Ich war erleichtert, mein leichtes handliches Gepäck doch noch los werden zu können.
Anliegen abgelehnt. Wie oft erleben Menschen, nicht willkommen zu sein. Nicht gehört, nicht aufgenommen zu
werden. Geflüchtete. Bedürftige. Da liegen die Nerven blank. Nicht selten geht‘s um die nackte Existenz.
In der Jahreslosung 2022 kommt uns ein weiterer Zusammenhang entgegen. Menschen erleben, wie befreiend es ist, im Geiste Jesu zu leben. Und vertrauensvoll ans Leben heranzugehen. Einzelerfahrungen des Vertrauens können aber auch zu Schlüsselmomente werden, die im Laufe der Zeit verblassen und zu entfernten Erinnerungen werden.
Von Vertrauen zu sprechen und zu vertrauen, sind zwei unterschiedliche Schuhe. Sich völlig offen im Gottvertrauen zu üben, das ist eine echte Herausforderung! Sei es, die Kinder in einer neuen Lebensphase zu begleiten, sei es einen beruflichen Wechsel anzustreben, sei es, altgewordene Eltern zu begleiten, sei es, wesentliche Entscheidungen zu treffen. Garantierte Sicherheiten gibt es nie. Die Zusage Jesu gilt denen, die sich im Gottvertrauen üben, ganz gleich wie sehr eigene Erwartungen auch enttäuscht werden:
Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Darauf ist Verlass. Garantiert. Bei Gott ist ausreichend Platz  für alle, die zu ihm kommen.
Unter diesem Vorzeichen will ich achtsam bleiben in meinen Vertrauensübungen für das, was sich zeigen wird.
Und wie ist es bei Ihnen/ bei Dir? Wann fällt es schwer, wann fällt es leicht, Entscheidungen auf Basis des Gottvertrauens zu treffen?

Videobotschaft der Superintendenten zum 1. Advent

Auf YouTube steht eine kurze Videobotschaft zum 1. Advent der Superintendenten Werner Philipp und Christhard Rüdiger zum Anschauen bereit.

Wer sie lieber lesen möchte, nutze gern die dazugehörige Niederschrift.

Variationen alles wird anders (25. November 2021)

Zur Zeit hören Frank und ich einen Klavierpodcast mit dem Titel „Variationen: Alles wird anders“. Dabei handelt es sich um eine Reihe von – wie wir finden – wunderbaren Gesprächen über Klaviermusik.
Als ich heute morgen die ersten Gespräche führte und Mails las, fiel mir dieser Titel ein. Variationen: Alles wird anders. Ja, fast alle erleben das im Moment. Ganz schnell wird alles anders. Kurzfristige Planungen stehen stärker als sonst unter Vorbehalt. Niemand weiß, ob sie oder er morgen nicht auch aus dem gewohnten Alltag fällt, sich in Quarantäne begeben muss oder gar erkrankt. Die Fähigkeit zu variieren und zu improvisieren, sich zu verändern, umzustellen und/oder anzupassen steht im Moment besonders hoch im Kurs.
Das strengt an. Das macht schon am Morgen müde. Vielen bereitet es Befürchtungen und Sorgen… Trotzdem können einige Menschen relativ gelassen bleiben. Sie bleiben in ihrer inneren Mitte, bei all dem, was zu tun ist.
Variationen spielen mit einem Thema. Ein Thema ist gegeben, es wird immer wieder anders aufgenommen und entfaltet. Mal bedächtig, mal jagend, durch alle möglichen Farben, Tonarten, Rhythmen hindurch entwickeln sie ihre je eigene Dynamik.
Variationen gibt es praktisch überall: in der Natur, in der Malerei, in der Schauspielerei, Wissenschaft, Philosophie, auch im eigenen Leben. Ist nicht jeder Mensch eine Variation göttlicher Lebenslust?
GOTT ist in jeder und jedem erkennbar. In der derzeitigen Situation geht’s um’s Grundlegende, ums Vertrauen in
Gottes Nahesein, Vertrauen in seinen Schutz, Vertrauen in seine Fürsorge – was auch immer passiert. VERTRAUEN findet in vielen Variationen Ausdruck. Darin können Christinnen und Christen sich jetzt üben. Und daran werden sie erkennbar.
Ich wünsche einen gesegneten Eingang in die Adventszeit.
Ihre / Eure Christin Eibisch
Gott,
der du das Licht erschaffen
und mit ihm das Dunkel durchbrochen hast.
Leuchte uns
mit deiner Liebe,
mit deiner Nähe,
mit deiner Kraft.
Schenk uns Halt und zeige uns den Weg.
Wenn dein Licht brennt,
dann können wir leben.
Amen.
(aus: TeDeum.Extra.: Geist-der uns Beistand ist, S.10)

27. Oktober 2021

“Für mich gibt es nur eine einzige Familie auf der Welt, und ihr Familienname lautet Menschheit.“
„Ob jemand köstliche Brötchen backt, sorgfältige Abrechnungen schreibt oder als Arzt kranke Menschen behandelt – wir alle sind auf der Erde, um unsere Aufgabe zu erfüllen. Und dies mit Liebe zu tun. Für andere. Aus meiner Sicht ist das der Königsweg zum Lebensglück.“
Giora Feidman (Klappentext auf dem Buch: Klang der Hoffnung. Wie unsere Seele Frieden findet)

„Gott spannt leise feine Fäden,…“ (24. September 2021)

so beginnen die ersten Verse des Refrains eines Liedes im Jugendliederbuch „kreuz&quer“. Ein Netz kreuz und quer, in dem viele Fäden nicht nur in eine Richtung gehen, sondern sich vernetzen. Es ist ein schönes Bild für Gemeinde. Weil es sehr leise entstehen kann und die feinen Fäden uns von der Mitte her im Miteinander halten.
Im Rückblick auf die vergangen 1 ½ Jahre im Vorstand und anderen Gesprächen suchen wir nach einer Beschreibung der aktuellen Situation in unserer Gemeinde. Es geht dabei in erster Linie darum, die Situation wahrzunehmen und im Gespräch darüber zu sein, wie es uns gerade selbst, mit der Gemeinde und mit Gott geht. Und wie wir weiter gehen wollen. Es geht auch um Teilhabe an der aktuellen Situation jedes Einzelnen.
Aufgefallen ist, dass wir – trotz der für alle ungewöhnlichen Umstände – die feinen Fäden miteinander weitergesponnen haben. Dafür spüren wir an vielen Stellen große Dankbarkeit. Aufgrund der digitalen Möglichkeiten und die durch Corona bedingten Freiräume ist es aber auch manchmal leise geworden zwischen uns. Es fehlt das Gegenüber am anderen Ende des Fadens. Dann bleibt die Frage: „Wie geht es Dir/Euch?“ unbeantwortet.
Wir regen an, den Faden nicht vollständig los zu lassen, dort wo er schon sehr dünn geworden ist und die Freude am gemeinschaftlichen, persönlichen unterwegs sein im Glauben auch wieder neu zu entdecken. Eine Einladung, die Fäden wieder aufzunehmen oder einfach dran zu bleiben. Damit das Gemeindenetzwerk stabil und persönlich bleibt und auch lose Fäden ihren Platz finden können. Und auch neue geknüpft werden. Und wir „weiterspinnen“…
Alles zu seiner Zeit. Pastorin Christin Eibisch und Steffen L. grüßen herzlich

“Ich sage DANKE!” (27. August 2021)

Dieser Tage stieß ich wieder einmal auf Vikor E. Frankl. „Trotzdem Ja zum Leben sagen…“ lautet der Titel seines biographischen Buches, das er als Überlebender nach Auschwitz schrieb. Der Psychiater erlebte hautnah, wie zutiefst gedemütigte und leidende Menschen Kraft zum Überleben fanden, wenn sie begriffen, wofür sie lebten.

Wofür bin ich auf der Welt? Diese Frage meldet sich wohl immer mal zu Wort. Manchmal ist es eine echte Durststrecke, bis sich eine Antwort neu auftut.

Vor einer Zeit traf ich einen Mann, so Anfang 40 schätzungsweise. Der sieht Sinn darin und seine spezielle Aufgabe, das Leben voll Dankbarkeit wahrzunehmen. Dies drückt er, wann immer sich Gelegenheit bietet, aus. Jeden Tag schreibt er in sein Tagebuch einen Dank, wofür er bisher noch nicht gedankt hatte.

Dankbarkeit empfinden, verändert die Gefühle von Missmut, Groll, Selbstmitleid oder Widerstand. Dankbarkeit
befreit von dem Zwang, sich anderen zu vergleichen. Sie ermöglicht, sich mit anderen über Gelungenes zu freuen. Dankbarkeit kann ansteckend sein und ein gutes Klima schaffen. Sie ist ein weiches Bett, in das Ärgerliches hineingelegt werden kann. Und sie verbindet Menschen.

Letzten Sonntag hatten wir im Gottesdienst eine Zeit des miteinander Teilens. Diese Zeit hat mich sehr berührt und ging mir nach. Ein Beitrag begann mit der Schilderung einer konkreten persönlichen Dankbarkeit, die von Herzen
kam. Darauf hin stand ein Gast auf, der die Bethesdagemeinde zum ersten Mal besuchte, stellte sich vor und bedankte sich. Weitere Beiträge um Fürbitte und Dank folgten.
Dankbarkeit schwappt zu anderen über, wenn wir bereit sind, unsere Dankbarkeit auch auszusprechen. in Worten zu teilen. Dafür ist Raum im Gottesdienst. Danke dafür!

Ihre / Eure Christin Eibisch

„Überraschung in der weiten Welt“ (25. Juli 2021)

Erfüllt, erholt und überaus dankbar sind Frank und ich von unserer Urlaubsreise zurückgekehrt.
Am 18. Juli nachmittags besuchten wir die Eismeerkathedrale in Tromsø. Ein Orgelkonzert war angekündigt. Während kurzweilige, witzige Stücke erklangen, u.a. aus dem „Karneval der Tiere“, liefen Kinder mit ihren Müttern und Vätern durch die Kirche, schauten sich hier und da um, betrachteten das eindrückliche Altarbild wie ein Suchbild, auf dem sich verschiedene Motive finden lassen. Eine junge Frau sprach die Kinder einzeln an und lud sie ein, sich kreativ zu beteiligen. Dafür waren mehrere attraktive Angebote platziert. Eine entspannte Atmosphäre und für mich ungewöhnlich für ein Orgelkonzert.
Die größte Überraschung allerdings war die Kantorin: Sie ist eine Mitschülerin der Berliner Theresienschule, an der ich Abitur gemacht hatte. Ihre Schwester war in meiner Klasse, sie selbst zwei Jahrgänge über mir. Nun lebt sie dort „oben“ seit vielen Jahren.
Die freudige Überraschung beiderseits war groß, auch wenn keine Gelegenheit war, ausführlicher miteinander zu sprechen. Denn im Anschluss an das Konzert scharten sich Kinder mit ihren Eltern, die die Orgel durch ihre Anleitung ausprobieren und kennenlernen konnten.

Die große Welt Gottes ist klein. Die kleine Welt Gottes groß. In der Ferne kann man Nähe finden. Und in der Nähe
Ferne. Es kommt auf den Blickwinkel an. Gott macht sich bemerkbar, in ihm hat alles seinen Ursprung und findet sein Ziel. Auch hier: auf den Blickwinkel kommt es an.

Ihre / Eure Christin Eibisch

„Amen Atmen“ (28. Juni 2021)

Eben mal für ein paar Augenblicke den Tag voller Beschäftigung unterbrechen. Stille. Durchatmen. Mich hineinlegen in ein Vertrauenslied oder Gebet, das ich nicht erst formulieren muss, sondern was vor mir da ist und von vielen Menschen gebetet wurde und wird.
Auf https://amen-atmen.de/ finden sich u.a. kurze podcast-Gebetszeiten für morgens, mittags und abends. Sie
helfen, innezuhalten, sich mit Gott zu verbinden, sich am Morgen bewusst sich auf den Tag auszurichten und am
Abend den Tag vor Gott Revue passieren zu lassen.
Schön gemacht finde ich auch die 5-Minuten-Videos zum Thema beten, z.B. darüber, mitten im Alltag einen heiligen Ort oder Zeit zu finden. (siehe Inspirationen) Im Alltag aus Gottes Gegenwart leben, das tut gut.
Mich interessiert, wie es Ihnen/Dir mit einer Gebetszeit am Tag ergeht. Vielleicht hast Du/haben Sie ja Lust, das
mal auszuprobieren, und zwar nicht erst wenn mal mehr Zeit ist, sondern mitten drin: AMEN ATMEN.

Hier ein „Appetithappen“ aus dem Schluss eines Morgengebetes:

So lade ich dich, Gott, nun ein, den Tag, der vor mir liegt, zu gestalten – in mir und mit mir.
Atme in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes denke.
Wirke in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes fühle!
Pulsiere in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes tue!
Dir gebe ich meinen Tag und mein Leben.
Erfülle mich mit deiner Kraft und mit deiner Liebe.
Heute. Und an allen Tagen. Und in Ewigkeit.
Amen. (nach Augustinus)

Ihre / Eure Christin Eibisch

umgestürzter Bau„Umgefallen“ (30. April 2021)

Auf unserer Seeumrundung fiel uns am Wegesrand ein Baum ins Auge. Er war entwurzelt und – warum auch immer – umgefallen. Das allein ist nichts Außergewöhnliches.
So mancher Baum fällt um, auch wenn er noch nicht so alt ist, warum auch immer. Außergewöhnlich an diesem Baum sind die vielen Triebe, die aus dem Stamm hervorsprießen und gerade ergrünen. ‚Leben drängt nach Leben‘, dachte ich. Wie schön, daran erinnert zu werden. Aus abgebrochenem, entwurzelten, kranken, unvollendetem Leben kann vielfach neues Leben entstehen. Das ist gut zu wissen.
Und doch ist ein „Umfallen“, eine Krise, schwer auszuhalten im Herzen. Er mag von Weisheit, Erfahrung und Erkenntnis getragen sein, dieser Satz, dass in der Krise eine Chance liegt. Gleichzeitig geht eine Krise auch mit Schmerzen einher. Umfallen tut weh! Wer in eine Krise gerät, kommt in Gefahr. Es braucht Zeit, Schmerzhaftes zu akzeptieren. Und Grenzen und Beschränkungen zu akzeptieren, auch wenn das innere Gefühl nach ganz anderem Wollen drängt. So geht‘s mir gerade. Doch ich weiß, Krisen gehen mit Chancen einher. All das Beschwerliche, Mühsame, Ärgerliche dieser Zeit aushalten, das ist jetzt dran.
Und das Beste aus dem derzeit Möglichen machen, auch zu schauen, wo ich mich im Sinne der Bewahrung der
Schöpfung verändere. Daran erinnern mich der umgefallene Baum mit den grünenden Schösslingen.

Ihre / Eure Christin Eibisch

„Du musst Dein Mikro einschalten!“  (15. April 2021)

Zu beinahe jeder digitalen Konferenz gehört er, dieser Satz „Du musst Dein Mikro einschalten!“ Ich beginne zu
reden und zu gestikulieren, daraufhin huscht ein Schmunzeln über die Bildschirm-Gesichter der anderen.
Schmunzeln – bis der entsprechende Knopf gefunden ist, mit dem die Stummschaltung aufgehoben werden
kann. Weil Frau und Mann noch ein bisschen ungeübt sind, darum ist dieser Satz so etwas wie ein Standard geworden. Sinnvoll ist es, das Stummschalten in einer Videokonferenz! Stummschalten ist das Erste, was ich gelernt habe! „Du musst Dein Mikro einschalten, wenn wir Dich hören sollen!“, sagt der Moderator. Ohne eingeschaltetes Mikrofon kann man viel reden. Allein es würde nichts nützen, ganz gleich, wie laut sie oder er spricht.
Die anderen können sie und ihn nicht hören. Wenn ich rede, ist noch lange nicht gesagt, dass ich gehört werde.
Andere müssen in Hörweite sein, mit und ohne technische Voraussetzungen.
Wie nötig ein funktionierender Hörsinn ist, erleben besonders jene, deren Hörsinn mit zunehmenden Alter
schwächer wird. Immer feinsinniger werdende Hörgeräte ermöglichen darum -zig Menschen die Teilnahme am
gemeinschaftlichen Leben. Implantierte Hightechgeräte geben Kindern und Erwachsenen mit geringem Hörrest
die Chance zu kommunizieren.
Als vorgestern während der Vorstandssitzung wieder mehrfach gesagt wurde: „Du musst Dein Mikro einschalten, wenn wir Dich hören sollen!“ erinnerte ich mich an folgende kleine Geschichte. Sie handelt von einem Geschäftsmann. Dieser suchte auf einen Sprung nach anstrengendem Tag eine Bar auf, nahm zwischen ein paar anderen Gästen Platz und atmete auf. „Plötzlich fiel ihm auf, dass im Ohr seines Nachbarn eine Banane steckte, ja
eine Banane! Verwundert fragte er sich: ,Ob ich ihn darauf aufmerksam machen soll? Aber was gehts mich an.’
Doch es bohrte in ihm weiter. Nach ein, zwei Drinks stieß er seinen Nachbarn freundlich an: ,Entschuldigen Sie,
hm. In Ihrem Ohr steckt eine Banane.’ – Darauf der Nachbar: ,Was?’ – Der Geschäftsmann noch mal: ,Sie haben
eine Banane im Ohr.’ – Und wieder der Nachbar: ,Was meinen Sie?’ – ,In Ihrem Ohr steckt eine Banane!’ brüllt nun
der Geschäftsmann. – ,Sprechen Sie doch etwas lauter’, antwortet der Nachbar, ,ich habe eine Banane im Ohr.’
Dazu schreibt Anthony de Mello (1931 – 1987), der viele Menschen auf ihrem Weg geistlich begleitet und beraten
hat: „Das ist der springende Punkt: Die Leute… wollen sich eigentlich nicht ändern; die Leute wollen eigentlich
nicht glücklich sein. Wie mir jemand sehr weise sagte: „Versuch nicht, sie glücklich zu machen! Du schaffst dir nur
Probleme. Versuch nicht, einem Schwein das Singen beizubringen! Du verschwendest nur deine Zeit und irritierst
das arme Schwein.“
So beginnt sein Buch: „Der springende Punkt – Wach werden und glücklich sein.“ Eines der humorvollsten und
weisesten Bücher, das ich fast zuletzt aus meinem Bücherschrank weggeben würde.
Immerhin, ein kleiner erster Schritt ist es ja schon mal, wenn ich in einer nächsten Viko, bevor ich etwas sage, die
Stummschaltung aufhebe. Vielleicht ist das in Bezug auf Gott auch so, denke ich noch… Mikro einschalten!

Ihre / Eure Christin Eibisch

Karfreitag und Ostern 2021

Auch in diesem Jahr fanden in unserer Kirche über Ostern keine Präsenz-Gottesdienste statt. Das bedeutete jedoch nicht, dass Ostern ausfiel! Das wichtigste Fest der Christenheit fand statt und wurde gefeiert, na klar!
Denn die Auferstehung Jesu hat ja stattgefunden. Sie ist die Basis unseres Glaubens.

Daher gab es zwei digitale Gottesdienste der Bethesdakirche für Karfreitag und Ostern mitzuerleben, die auch nach Ostern gehört werden können. Denn: Die Osterbotschaft gilt an jedem Tag!

27. März 2021: Was mich beschäftigt…

Diese Woche spürte ich ihn: den lebendigen Geist. Und das kam so:
Anfang der Woche hatte ich mit einer Mischung von Unlust, Missmut, Alleinseingefühl, Traurigkeit, Ärger,
Gleichgültigkeit in mir zu tun. Zusammengefasst und unfein ausgedrückt: Ich hatte die Schnauze richtig voll.
Am Morgen stand eine Zoom-Sitzung auf der Tagesordnung. Die Vorsitzende hielt eine Andacht. Nach und nach
öffnete sich mein Herz. Ich hatte mir das nicht vorgenommen. Was ich hörte, erreichte nicht nur meinen Verstand, sondern auch mein Gefühl. Es war für mich, als wenn eine dicke dunkle Wolkendecke auarach, der Himmel nach und nach aublarte, bis das Himmelsblau wunderbar zur Geltung kam.
Einige Zeit später erhielt ich einen Anruf. Wir hatten uns lange nicht gesehen und gesprochen. Unterbrach der
Anruf auch meine Arbeit, freute ich mich doch sehr, seine Stimme zu hören. Wir tauschten uns darüber aus, was
gerade oben auf lag. Anderntags schrieb er, dass es ihm gut getan hat wieder einmal mit mir zu reden und dass
er jetzt an manchen Stellen etwas klarer sieht.
Diese kleinen Erlebnisse im Alltag erinnern mich an meine Bedürftigkeit danach, zu spüren, in Kontakt mit anderen zu sein. Gottes flexibler Geist schenkt mir, was ich brauche.
Vorgestern fand ich die Gedanken der Andacht meiner Kollegin im Fasten-Wegweiser. Es ist nichts Gigantisches.
Doch mich hat der lebendige Geist erreicht.

„Alles ist da.
Neulich war ich in eiern Kirche und sah einer Frau zu, die ein altes Mosaik freilegte und restaurierte. Sie war
ganz versunken in ihre Arbeit mit Bürste, Pinsel und Spachtel. Es schien für sie überhaupt keine Rolle zu spie-
len, wie lange es noch dauern würde. Das Mosaik befand sich in einer entlegenen, dunklen Kapelle, wohin
sich kaum jemand verirren würde. Aber auch das spielte keine Rolle. Das Einzige, was zählte, war: dass die
Mosaiksteine nachher wieder leuchteten, einer nach dem anderen, und es würden noch viele Hundert sein.
Ich saß lange da und mit einem Mal spürte ich, dass ich neidisch war: neidisch auf die Gegenwart, in der die
Farben leben konnten. Eine selbstgenügsame Gegenwart.“ (aus: Pascal Mercier: Das Gewicht der Worte)

Was mir aus meiner Dunklen-Wolken-Stimmung heraus geholfen hat? Auf einmal kam es mir zugeflogen:
Jedes einzelne Mosaiksteinen ist wichtig für das große Ganze. Während die Restauratorin sich jedem einzelnen
Steinchen zuwendet und es reinigt, ist das Mosaik als Gesamtbild nicht zu sehen. So ist das. Manchmal steht
nicht das Gesamtbild im Vordergrund, sondern die Arbeit an den einzelnen Details. Dieser Gedanke schenkte mir
wieder Zugang zu Trost und Zuversicht. DANKE!

Ihre / Eure Christin Eibisch

Andacht für Sonntag, den 14.02.2021

Für Sonntag, den 14. Februar 2021 hatte Matthias A. eine Andacht vorbereitet. Eine gesegnete Zeit und viel Freude beim Anhören.

28. Januar 2021: Was mich beschäftigt…

Die Corona-Pandemie geht mir auf die Nerven. Mit all dem, womit alle beschäftigt sind: Einschränkung des Bewegungsradius, Verzicht auf Gäste zum Geburtstag, keine Umarmungen, gemeinsam mit meinem Mann unser
frischgeborenes Enkel und seinen Eltern nicht besuchen zu können. Kein Kirchenkaffee, keine Mitbringparty
nach dem Gottesdienst, kein fröhliches Kinderlachen in der Kirche, Konzerte abgesagt oder verlegt, dass die
Impfungen nicht so schnell vonstattengehen wie erhofft, wenige Menschen nur hinter Masken sehen… Und das
alles schon so lange! Wie lange noch? Na klar, „jammern auf hohem Niveau“, höre ich oft sagen. Nützt ja nichts,
wir müssen durch. Klar.
„Wie lange noch?“, fragen Menschen Gott von alters her. Damit steht diese Frage nicht nur im Raum, sie bekommt eine Adresse: Wie lange noch, Gott? Hast Du Dir das so vorgestellt, HERR? In persönlicher Bedrängung, in
Einsamkeit bleiben Betende zwar allein, jedoch bleiben sie nicht einsam. Ihre Worte finden Platz im Chor derer,
die bei Gott Zuflucht suchen. Innerste Bedrängungen und äußere, Ängste und Sorgen finden Gottes hörendes
Ohr, unser Mitleiden mit Menschen, die zu zerbrechen drohen und wirklich zerbrechen an Grausamkeit und Ungerechtigkeit. Es lohnt sich Psalmen zu lesen, z.B. Psalm 4. Dabei erleben Betende eine Überraschung zum
Schluss. Die verrate ich hier aber nicht. Also: Auch Gebete, die beginnen mit „Gott, ich klage Dir…“ oder „Gott,
ich halte es nicht mehr aus, dass…“ können Platz an der Gebetswand im Kirchsaal der Bethesdakirche finden.

Ihre / Eure Christin Eibisch

Andacht zum Jahreswechsel 2020/2021

Wer zum Jahreswechsel den Übergang mit einem Innehalten gestalten möchte, findet hier eine Anregung, um Rückschau in Gottes Gegenwart zu halten.

„Seid barmherzig, wie auch euer himmlischer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6,36) – Gottesdienst zur Jahreslosung 2021

An dieser Stelle besteht die Möglichkeit, den Neujahrsgottesdienst als Audio-Gottesdienst zu erleben und am 03. oder 10. Januar 2021 daheim zu feiern. Alle sind eingeladen, den Psalm und die Lieder mitzusingen.

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate April und Mai 2020

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

was ist am Ostermorgen wirklich geschehen? Vieles an den biblischen Berichten erscheint märchenhaft, ja fast ein bisschen naiv. Wer etwas an der Grenze des Fassungsvermögens erlebt, stammelt herum oder ringt um Worte. Überwältigt vom unsagbaren Geschehen entstand über eine Generation hin ein Bericht in mehreren Varianten. Nicht alle Einzelheiten sind wichtig. Um die eine Botschaft geht es, die Maria ihren Freunden mitteilt: „Ich habe den Gekreuzigten lebendig gesehen!“ (Joh 20,18) Was wird wohl das dann mit der Auferstehung sein? Darauf können wir gespannt sein. Darum singt, wo auch immer und wie auch immer Ihr das Osterfest feiern werdet in diesem Jahr die Hymne

„Auferstehen, auferstehen werd auch ich
und den Auferstanden sehen,
denn er kommt und wecket mich.“
Text: Friedrich Mohn, EM 241,4

Wie werde ich den Osterspaziergang und das Osterfrühstück mit Euch vermissen! Es wird andere Gelegenheiten geben. Seid herzlich in den Frühling hinein gegrüßt und bleibt behütet,

Ihre / Eure Christin Eibisch

Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen,
Hoffnung, die aus dem Tod erstand, die uns befreit.
Text: Lothar Zenetti, 1973, EM 134

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Februar und März 2020

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Kreuz aus der Stiftskirche St. Servatus Quedlinburg, Foto: Frank Eibisch

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24)
Statt eines Zuspruchs kommt uns mit der Jahreslosung ein Appell an Gott entgegen. Genauer gesagt: Ein Hilfeschrei eines verzweifelten Vaters, der um seinen Jungen bangt. Jesus soll helfen! Kurz zuvor sagt Jesus zu ihm: „Wer glaubt, kann alles!“ Was für eine auf die Spitze getriebene Aussage! Fallen nicht genügend Beispiele ein, die diese Behauptung widerlegen? Ärgerlich, so ein Satz. Neben dem Ärger versuche ich auf eine andere Weise zu hören: im liebevollen Ton des Zuspruchs. Dann lockt er, das Gottvertrauen auszuprobieren. Wie so oft macht der Ton die Musik. Auch wenn das kleine Wörtchen „alles“ wohl ein Stachel bleibt. „Ich glaube… Jesus Christus, du Sohn Gottes, ich setze all mein Vertrauen auf dich.“ so spricht der Vater, der alles für seinen Sohn tut. Darin wird er mir zu einem motivierenden Vorbild. Doch der Zwiespalt bleibt, das Hin-und-Hergerissensein zwischen Vertrauen auf das was durch Gottes Geist werden wird und dem Bedürfnis, das Ergebnis selbst in Hand nehmen zu wollen. Doch Gottes Wirken bleibt unverfügbar. Dieser Zwiespalt lässt sich nicht auflösen. Wir leben darin. Wie gut, dass wir uns vertrauensvoll und skeptisch oder zweifelnd dem überlassen dürfen, in dessen Hand unser gesamtes Leben liegt. Was für ein schönes Bild: Mein Leben liegt in deiner Hand, barmherziger Gott.

Wir sind dein Eigentum, wir sind in deinen Händen.
Wir trauen deiner Macht an allen Enden.
Text: Hans-Georg Lotz, EM 352 – Die drei weiteren Strophen nehmen genau diesen Zwiespalt auf und münden in einem Dank für dieses Leben ein.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen / Euch ein spannendes Erleben mit diesem Satz. Was wird er bei Ihnen, bei Dir bewirken?

Herzliche Grüße,

Ihre / Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Dezember 2019 und Januar 2020

Quelle: Volker E.Kempf Das Wunder im Stall / Spraypainting auf Leinwand

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Was für ein Wunder!“ sagen frisch gebackene Eltern begeistert, die erlebt haben, wie ihr Kind auf die Welt gekommen ist. So wird es auch Maria und Josef ergangen sein.
Gott kommt zur Welt als Menschenkind. Der „Ich bin da“ begibt sich hinein in die Zeit, in die Geschichte, die Freude und das Verhängnis. „Und das Wort wurde Mensch und wir sahen seine Herrlichkeit.“ (Johannes 1,14)
“Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt!“ (Jochen Klepper) Nichts verändert das Angesicht der Erde so sehr wie Gottes Menschwerdung.
„Ich bin da.“ So ist Gott. Nicht: „Vielleicht. Mal sehen, ob ich Zeit habe, ob ich’s einplanen kann in meinem Kalender.“ „Ich bin da.“ Verlässlich. Immer und ewig.
Das wäre ja mal spannend: in den Tagen der Advents- und Weihnachtszeit die Fühler danach auszustrecken und zu schauen, wo Dir denn der Mensch gewordene Gott begegnet. Abends nimmst Du Dir dann einen Moment Zeit um den Tag mit seinen Begegnungen passieren zu lassen. Ein Stichwort in ein Notizheft schreiben zur Erinnerung, das reicht. Wer weiß, vielleicht entsteht daraus ein kleines Büchlein der Wunder, ein Geschenk für Dich? Und es gibt vom Mensch gewordenen Gott heutzutage einiges zu erzählen?
Für solch eine Geschichte wäre auch Platz im Gottesdienst bei „Glaube teilen“. Nur Mut!

„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ (David Ben Gurion)

Spannend herauszufinden, wie diese beiden Pole zusammenpassen.

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht Dir/wünscht Ihnen

Deine/Ihre Christin Eibisch

Und: einen fröhlichen Jahreswechsel!

Ich sehe Dich mich Freuden an und kann nicht satt mich sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen.

(Paul Gerhardt)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Oktober und November 2019


Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

es gibt sie noch, die Ökumenische Friedensdekade. Seit Anfang der 1980er Jahre läuft sie jedes Jahr zehn Tage bis zum Buß- und Bettag, dieses Jahr also vom 10.-20. November.

Rückblickend, so meine ich, haben die Impulse, Aktionen und Gebete der Friedensdekade besonders junge Menschen in der DDR geprägt und inspiriert, ermutigt und gestärkt. Ihr Erleben und ihr Friedenswille flossen in die friedliche Revolution vor 30 Jahren ein. Im Frühjahr 1982 fand ich mich zum Vorstellungsgespräch für das Studium an der Sektion Theologie zu Berlin ein. Diese befand sich in einer zugigen provisorischen Baracke. Im Vorzimmer des zuständigen Professors war zentral eine Lenin-Büste auf rotem Tuch platziert. Bevor das Gespräch begann, ermahnte man mich eindringlich, mit dem Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ nie wieder zu erscheinen. Aus meinen Glaubensansichten damals machte ich keinen Hehl und zitierte munter entsprechende visionäre Worte aus dem Propheten Micha (4,1-4): „…Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken…“ Freunden von mir wurden von staatlichen Amtsträgern die Aufnäher aus dem Ärmel ihres Parkas geschnitten. In der DDR gab es offiziell keine Friedensbewegung. Und doch gab es sie!
60 Jahre werden es, dass die Bronzestatue, die dieses biblische Motiv darstellt, im Garten des UNO-Hauptgebäudes in New York steht. Es war ein Geschenk der damaligen Sowjetunion.

„Friedensklima“, so lautet das diesjährige Thema. Vielfältige Informationen findet man hier. Gemeinsam feiern die Leipziger Kreuzkirche und die Bethesdakirche wieder einen Gottesdienst zum Beginn der Friedensdekade am 10.November um 09:30 Uhr in der Kreuzkirche.

Visionen können Menschen Kraft schenken, leiten und prägen. Davon gibt es viele Geschichten.
Bleiben wir, wo immer es möglich ist, Friedensbotinnen und Friedensboten Christi.

Das wünsche ich uns aus dankbarem Herzen und grüße herzlich

Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate August und September 2019

Quelle: Sr. Christamaria Schröter Ein Stück Himmel sehen und fliegen können
© 2017 Christusbruderschaft Selbitz . Buch- & Kunstverlag D-95152 Selbitz
Kunstkarte Nr. 13 www.verlag-christusbruderschaft.de

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

kürzlich fiel mir eine Postkarte ins Auge. Sogleich stellte sich ein Schmunzeln ein. Da sehe ich einen Menschen – Frau oder Mann oder Kind -, die Haare stehen zu Berge. Oder ist es ein Engel? Dieses Wesen lächelt. Punkt, Punkt, Strich, fertig ist das zuversichtliche Gesicht… Die Hand in orange deutet daraufhin, dass sie oder er offensichtlich eine schwere Last beiseite schiebt. Der Blick ins Freie wird möglich. Oder sind die beiden Bögen am unteren Rand in grün Füße an Beinen, die sich nach rechts bewegen? „Ein Stück Himmel sehen und fliegen können“ hat Schwester Annamaria Schröter dieses Bild genannt.
Wenn ich ein Stück Himmel sehe, dann spüre ich Weite. Manchmal komme ich ins Träumen, Lebenslust entsteht, Gottes Güte wahrzunehmen und zu feiern. Unweigerlich passiert es: Lächeln steckt an, macht fröhliche Stimmung, gute Laune und geht über von Mensch zu Mensch.
Das engelsgleiche Wesen in Orange mit zum Himmel strebenden Haaren mag eine unsichtbare Verbindung mit dem Himmel haben. Und es steht auf dem Boden (der Tatsachen), zeigt ein gütig-zuversichtliches, ja göttliches Lächeln. Vielleicht zaubert es auch ein Lächeln in Ihr und Dein Gesicht? Und Dein Lächeln bewirkt ein Lächeln bei einem anderen, und das Lächeln des anderen ruft ein Lächeln bei einem weiteren Menschen hervor und so geht es immer weiter…
Das Lächeln und die Zuversicht kommen von Gott und gehen zu Gott und dazwischen ist viel Gelegenheit, sich von der Sehnsucht nach Weite inspirieren zu lassen. Wie wohltuend.
Einen leichten Sommer, eine inspirierende Zeit und den Blick ins Weite
wünsche ich Ihnen / Dir

Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Juni und Juli 2019

Pfingsten – Gottes Geist bewegt

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Pfingsten – wie schön! Ein langes Wochenende lockt dazu, mal rauszukommen. Die Verwandtschaft zu besuchen oder sich in Gottes schöner Schöpfung zu tummeln. Das tut gut.

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes und Geburtstag der Kirche. Mich erstaunt, dass es die Christenheit immer noch gibt. Ohne Heiligen Geist gäbe es heute keine Gemeinde. Kirche und aufwirbelnder Wind, Kirche und Bewegung, Kirche und Aufbruch, Überlebtes und Neuwerden, wie passt das zusammen?

Die Pfingstgeschichte in der Apostelgeschichte 2,22ff macht gewiss, dass Gott auch in unserem Leben alles zum Besten lenkt. Wir kennen das: Scheitern mit und an unseren Plänen, seien sie noch so gut erdacht und beabsichtigt. Ja, manchmal kann sogar alles in einer Katastrophe zusammenfallen. Wie Jesus sind wir aufgefangen von Gott. Dort, wo wir am Ende sind, führt er uns zu neuer Freiheit. Richtet uns auf, so wie er Jesus nicht im Tod ließ, sondern auferweckte. Wenn wir am Ende sind, nichts mehr tun können, schafft er neues Leben. Wenn mir alles aus der Hand genommen ist, richtet Gott mich auf.

Pfingsten ermöglicht, dass Jesu Geist Menschen tröstet, heilt und zusammenführt, dass Jesu Ausstrahlung weitergeht. Der Heilige Geist Jesu will uns durchpusten und dazu bewegen, bei ihm zu bleiben. Ja, Jesus hat seinen Geist sogar über uns ausschüttet, er selbst ist durch uns am Werk. Seine Sache geht nicht nur äußerlich weiter, er selbst führt sie mit uns fort.

Pfingsten, ein Fest der Öffnung. Dazu braucht es, dass ich selbst mich öffne. Sich etwas zu Herzen gehen lassen, damit beginnt es. Und dann staunend erleben, wohin, wozu und wofür uns Gottes Geist treibt: neue Worte, eine neue Sprache, neue Töne. – Von der Enge ins Freie. Verwirrung, kreatives Chaos, fröhliches geistgewirktes Durcheinander. Menschen, die ich verstehe und die mich verstehen; die meine Sprache sprechen, deren Sprache ich spreche, trotz völlig unterschiedlichen Hintergrunds… Das tut gut.

Ich wünsche Ihnen/Dir ein bewegendes Pfingstfest.
Mit besten Wünschen für den Frühsommer

Ihre/Eure Christin Eibisch

Erwecke und belebe uns, du Geist der Freiheit.
Erleuchte und bewege uns, du heiliger Geist.
Du bist der Mut, der das Leben verwandelt,
machst Gottes Bild in den Glaubenden neu.
Du bist der Mut, der das Leben verwandelt,
in dir bleibt Gott dem Geschaffenen treu.

(Text: Hartmut Handt, EM 247,3)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate April und Mai 2019

Fensterbild, Dom St. Marien zu Havelberg, Anfang 15. Jhd (Foto: Frank Eibisch, Mai 2013)

„Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ – heißt es im Volksmund. Einen langen Atem braucht’s. Nicht alles, was schnell und zielstrebig Erfolg hat, wird sich durchsetzen. Besser ist es, durchzuhalten, durch Höhen und Tiefen. Bei Widerstand und auf Umwegen. Lass dich nicht beirren! Denn: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
In diesem Sprichwort mag etwas vom Osterglauben mitschwingen:
Am Ende steht das Lachen Gottes. Auf den Irrsinn dieser Welt schaut Gott, schaut sich das an und lacht. Lacht Zerstörung, Vernichtung, Dummheit, Bösartigkeit von Menschen aus. Es gibt eine Nacht, in der alle von Herzen lachen: über die Machthaber dieser Welt, die sich aufplustern und über den Tod. Der scheinbar das letzte Wort spricht und doch nicht das letzte Wort hat. Betende Menschen singen von alters her mit Psalm 2: Die Könige der Welt erheben sich. Und die Fürsten tun sich zusammen gegen den HERRN und seinen Gesalbten… Doch der im Himmel wohnt, lacht darüber. Der HERR spottet über ihr Tun.
Viele Menschen haben wahrlich nichts zu lachen! Bedrohte und Geknechtete, Verängstigte und Kaputtgespielte, Gemobbte und Gejagte, Diskriminierte und Verachtete. Am dritten Tag nach dem Desaster von Jesu Hinrichtung schenkt Gott ein Lachen. Die Auferweckung zu neuem Leben hat den Tod besiegt. Gott lacht! Welch ein Segen, wenn das in uns hinein fällt, mitten im Alltag, gerade dann, wenn wir uns nach Trost sehnen. Und unser Herz wird ein wenig weiter.
„Humor ist eine Erscheinungsform der Religion. Nur wer über den Dingen steht, kann sie belächeln,“ sagt Pater Brown gelassen in der englischen Kriminalkomödie.
Am Ende wird Gottes Lachen bleiben. Viel zu lachen zum Fest der Auferstehung Jesu wünsche ich Ihnen und Euch. In diesem Sinne: Fröhliche Ostern
Ihre/Eure Christin Eibisch

Er hat den Tod bezwungen,
das Leben und errungen.
Drum lasst uns fröhlich singen
und Halleluja klingen…

(Text: Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut, EM 236,2)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Februar und März 2019

Suche den Frieden und jage ihm nach!
– Psalm 34,15b –

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Wer möchte nicht gern gut leben und schöne Tage sehen?“ so heißt es in Psalm 34. Die kompakte Antwort folgt sogleich: „Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede; lass ab vom Bösen und tue Gutes, suche den Frieden und jage ihm nach!“
Spannend! Hier geht es also um ein Verhalten in konkreter Situation. Auf die aktive Seite des Friedens wird unser Augenmerk gelenkt. Frieden hat sowohl mit unserer Haltung als auch mit unserem Tun und Lassen zu tun. Da wird es bis in den Alltag hinein konkret. Worte können Menschen am Boden zerstören und für eine aggressive Atmosphäre sorgen. Worte können aber auch aufbauen und Positives zur Entfaltung bringen. Jesus nennt Menschen, die zum Frieden anstiften, glückliche Menschen. Er spricht sie selig: sie werden Gottes Kinder heißen. Den Frieden aktiv suchen ist eine Kompetenz, zu der jede und jeder fähig ist. Der andere Aspekt, um in Balance zu bleiben, gehört dazu. Es ist die passive Seite, Frieden sich schenken lassen. Gott nun ist so ein Friedensverschenker. Allein aus dem Geschenk des Friedens lässt sich Entspannung und Deeskalation gestalten. Ich bin gespannt, was ich dieses Jahr mit der Jahreslosung erlebe. Und neugierig zu erfahren, wie es Euch mit der Suche und der Jagd nach Frieden ergeht. Das muss nicht nur anstrengend sein, vielleicht findet der eine oder die andere auch Freude daran? Ich wünsche Ihnen/Euch einen langen Atem auf der Suche und der Jagd. „Go slow and win the race“ (Mach langsam und gewinne das Rennen.) sagte ein Fahrer nach einem Sieg bei der Autorallye Paris-Dakar über sein Erfolgsgeheimnis. Interessant wäre herauszufinden, ob das auch in Blick auf die Jahreslosung gilt.
Ein gutes Erleben damit wünscht Ihnen/Euch

Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Dezember 2018 und Januar 2019

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.
– Matthäus 2,10 –

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,
Sie ist eine der schönsten Geschichten der Bibel. Von suchenden Wissenschaftlern aus dem Orient erzählt sie, die einem besonderen Stern folgen. Die Weisen spüren instinktiv: mit diesem Stern hat es etwas auf sich. Etwas, was so viel Kraft in sich trägt, die Welt zu verändern. Nach langer Reise finden sie den wenige Tage alten Jesus in Bethlehem. In ihm erkennen sie den neuen jüdischen König, in diesem armen, frierenden Flüchtlingskind zugleich den Herrscher der Welt. Sie können nicht anders als Jesus innig anzubeten und ihm ihre Schätze darzubringen. Das Kind ist das Licht der Völker. Vom Suchen und Finden wird erzählt, auch von unserem. Von Gottes verborgener Herrlichkeit, der wir in dieser Advents- und Weihnachtszeit begegnen können. Gibt es solche Sternstunden, die uns auf die Suche gehen lassen? Haben wir überhaupt Sinn für das Gottesgeheimnis? Umso größer ist die Freude, ihn wiederzufinden. Als Zeichen der Hoffnung. Dass es möglich ist, dass Gott selbst sich mit Haut und Haar hineinbegibt in unsere Welt. Und damit neue Verhältnisse anbrechen, die von keinem Machthaber aufzuhalten sind. Angekommen an der Krippe begreifen die Weisen Gott an sich selbst. Als „Immanuel”: Mit uns ist Gott, so wie ihn die Propheten einst ankündigten. Wer nur ansatzweise diesen „Gott mit mir, mit dir, mit uns“ erahnt, wird Gott ehrfürchtig Dank entgegen bringen. Wird erfahren, dass Gott Dir das Ziel Deiner Sehnsüchte und auch die Antwort auf Deine Fragen aus Nacht und Dunkelheit bereitet hat. Du erkennst in Deiner eigenen Widersprüchlichkeit, was Du von Gott her bist und immer bleiben wirst.
Ihnen / Euch wünsche ich eine entdeckungsfreudige Advents- und Weihnachtszeit voller Überraschungen, Freude und Dankbarkeit!
Einen gesegneten Jahreswechsel
Ihre/Eure Christin Eibisch

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Oktober und November 2018

Foto: J. Haferkorn 2005

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Aller Augen warten auf Dich, Herr,
und Du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
– Psalm 145,15 –

Für das Selbstverständliche danken.
Die Läden quellen über an Nahrungs- und Lebensmitteln. Wer was braucht, geht einkaufen. Lebensmittelretter „retten“ überproduzierte Lebensmittel und teilen sie über eine foodsharing-community. Mülltaucher holen aus Abfalltonnen Weggeworfenes. Sie schätzen damit die zum Verzehr bestimmten Nahrungsmittel wert – kurz vor oder nach dem Verfallsdatum.
Frisches und gesundes Essen und Trinken ist für uns selbstverständlich. Und selbstverständlich sprechen wir ein Dankgebet vor der Mahlzeit. Ohne Säen und Ernten, Wachsen und Gedeihen, ohne Jahreszeiten gäbe es keine Nahrung und uns auch nicht.
Essen und Trinken wertzuschätzen und zu genießen, darum geht es zu Erntedank. Ist das Selbstverständliche wirklich selbstverständlich? Die Frage kommt, wenn z.B. der Regen ausbleibt. Wachstum und Gedeihen als göttlichen Segen bewusst zu machen, gibt dem Danken eine Richtung zum göttlichen Schöpfer, Fürsorger und Vollender.
In diesem Jahr soll in unserer Gemeinde die lange christliche Tradition des Erntedankfestes stärker wieder ins Bewusstsein gehoben werden. Darum lasst uns einen kleinen Teil aus der Fülle der Ernte in unserer Kirche sichtbar machen, um dadurch Freude und Dank hervorzulocken. Gott freut sich, wenn wir uns freuen.
Wir alle, ganz gleich, wer wir sind, leben aus Gottes Güte und Barmherzigkeit: unsere Kinder genauso wie wir Erwachsenen, Landwirte ebenso wie Hobbygärtnerinnen, Berufstätige wie Ehrenamtliche, Seniorinnen und Senioren. Wir leben, weil Gott seine Hand öffnet. Und nicht nur Menschen leben aus ihm: Gottes Schöpfung umfasst die Tiere, auch die Pflanzen. Alles sättigt er nach seinem Wohlgefallen.
Lassen Sie sich / Lasst Euch herzlich einladen zum diesjährigen Erntedankfestgottesdienst am 21. Oktober! DANKESCHÖN!

Seid herzlich gegrüßt zum beginnenden Herbst
Ihre/Eure Christin Eibisch

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn.
Drum dankt und dankt,
drum dankt und dankt
und hoffet auf ihn.
(Text: Matthias Claudius, Gesangbuch 113)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate August und September 2018:
Von Einer die auszog, das Zweifeln zu lernen.

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

eine meiner ersten Urlaubserinnerungen ist eine Wanderung im Allgäu. Papa mit kleinem Bruder in der Kraxe vorneweg, Mama mit kleiner Schwester auf dem Rücken hintenan, links der Abhang, rechts steil nach oben. Und ich mit meinen fünf Jahren in eigenen Wanderschuhen in der Mitte. An einer Leine. Es ist nicht die beste Urlaubserinnerung.
Heute ist mein Ausgleich zum Unialltag das Fahrradfahren. Am liebsten radle ich im südlichen Auwald immer der Nase nach und wenn ich einen unbekannten Weg sehe, dann biege ich hinein. Verfahren habe ich mich noch nie: Da ich einen Orientierungssinn wie eine Taube habe, weiß ich immer, in welche Richtung es zurück nach Leipzig geht.

Es gibt ja Leute, die einem vom Theologiestudium abraten – da sei die Gefahr einfach zu groß, vom Glauben abzufallen. Manche halten es schon für gefährlich die Heimatgemeinde oder den Heimatort zu verlassen. Bloß nicht hinaus und in Kontakt mit „der Welt“ kommen!
Viele von Euch werden jetzt in den Ferien in den Urlaub fahren und genau das tun: Neue Gegenden entdecken, neue Menschen kennenlernen, in einer anderen Kirche in den Gottesdienst gehen…
Aber wie ist das in unserem Glauben? Trauen wir uns da einen Schritt vor die Tür oder gar auf eine Reise? Ich bin seit einigen Jahren mit meinem Theologiestudium auf solch einer Reise, lerne Anderes und Neues kennen, formuliere meine Zweifel, stelle Fragen und forsche nach. Und im nächsten Jahr werde ich diese Reise auch auf die lutherische, römisch-katholische und orthodoxe Kirche, das Judentum und den Islam ausweiten. Und das alles ohne Leine! Denn auch mit meinen Fragen, Suchen und Zweifeln ist mein innerer Kompass auf Gott genordet, schließlich ist er mein Ziel.

Eure Anna Tunger

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Juni und Juli 2018

Buntglasfenster Bethesdakirche Leipzig, Pfingsten, Foto: Uwe Beyer

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Vergesst die Gastfreundschaft nicht;
denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.
– Hebräer 13,2 / Monatsspruch Juni –

Leben heißt vor allem: in Beziehung stehen.
In Beziehung stehen auch mit unbekannten Menschen. Die Begegnung mit Fremden kann mit Nachwirkungen bereichern. Es war im Juni 1985. Eine Woche waren mein Mann und ich in Rumänien wandern. Gegen Abend kamen wird aus den Bergen in eine Stadt. Wir waren sehr müde. Hatten kein Geld für ein Hotelzimmer. Wo würden wir unser Zelt aufbauen können? Wir betraten eine Kirche. Vorn waren Menschen um einen Sarg versammelt. Schnell zogen wir uns zurück, weil wir nicht stören wollten. Ein Mann folgte uns, fragte uns auf Deutsch, ob er helfen könne. Zu guter Letzt brachte er uns mit dem Auto in seine Gartenlaube, wo wir übernachten durften. Er ging in verbotener Weise das Risiko ein, Gäste aus dem Ausland privat zu beherbergen. Der Gastgeber sorgte für Trinkwasser, wir erfuhren ein wenig vom Alltag in Rumänien und seiner Familie. Dann überließ er uns der Nacht. Am anderen Morgen schlossen wir ab und hinterlegten den Schlüssel in einem Versteck. Was hat ihn wohl bewogen, uns heimlich aufzunehmen? Diese Lektion in Sachen Gastfreundschaft wirkt in mir nach. Wo und wie bieten wir unbekannten Menschen Gastfreundschaft an? Und welcher Art erleben wir sie? Pfingsten geht weiter, Gottes Geist weht und berührt.
Eine gute sommerliche Zeit mit der einen oder anderen überraschenden Begegnung, ein Öffnen für Erfahrungen mit Gastfreundschaft, das sei Euch und Ihnen gewünscht,

Ihre/Eure Christin Eibisch

Erwecke und belebe uns, du Geist der Freiheit.
Erleuchte und bewege uns, du Heiliger Geist.
(Text: H. Handt , Gesangbuch 247)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate April und Mai 2018

Buntglasfenster Bethesdakirche Leipzig, Foto: Frank Eibisch

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Licht strömt durch die Fenster in den Kirchsaal. Überall Fensterkreuze. Mit jedem Fenster hat der Buntfensterkünstler eine gute Nachricht hinterlassen. Fängt eines der Fenster meinen Blick ein, geht die Entdeckungsreise los. Durch Licht und Glas erreichen mich Farben und Symbole.

An diesem Fenster hier zieht mich als erstes das kräftige Blau an. Es mag das Blau des Himmels sein, was da an der Querseite des Sargs aufleuchtet. Und es erinnert mich an das Blau des Wassers und damit an die Taufe. In der Taufe wird der Name Gottes über dem Namen des Täuflings ausgesprochen, so als sagte Gott: „Ich bin dein und Du bist mein.“ – Und dann ist da das dunkle Braun in der Mitte. Es weist auf eine Tiefe hin. Aus dem Inneren des Sargkastens erhebt sich wie auf einer Schale ein gelbes Kreuz. Scheint die Sonne, strahlt das Kreuz sehr hell und dominiert das gesamte Fenster. In alle Richtungen zeigt es: die Enge des Grabes ist überwunden. „Jesus lebt! Mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken?“ (Johann Fürchtegott Gellert, Gesangbuch 649)

Dieses alte Trostlied kommt mir in den Sinn. Kreuzestod und Auferstehung zu neuem Leben – Karfreitag und Ostersonntag – gehören untrennbar zusammen.

Was für eine gewaltige Kraft ist da wirksam, das uns nichts scheiden kann von der Liebe Gottes!

Mitten im Leben ist dieser auferstandene Christus zu finden. Ich will aufmerksam bleiben, wo er mir begegnet. Und was entdeckst Du in diesem Kirchenfenster?

Ein frohes Osterfest und eine gesegnete fröhliche österliche Zeit wünscht
Ihre/Eure Christin Eibisch
 

Nicht mutig

Die Mutigen wissen
Dass sie nicht auferstehen
Dass kein Fleisch um sie wächst

Am jüngsten Morgen
Dass sie nichts mehr erinnern Niemandem wiederbegegnen Dass nichts ihrer wartet
Keine Seligkeit
Keine Folter
Ich
Bin nicht mutig.

(Marie Luise Kaschnitz.)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Februar und März 2018

Altarkreuz, Kirche Uckermark Foto: Frank Eibisch

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

in den meisten Kirchen findet man ein Kreuz, schlicht aus Holz oder Metall, mit oder ohne die Figur des Gekreuzigten. Je nach Zeitgeist treten besondere Akzente in den Vordergrund, je nach dem, wie Menschen Tod und Auferweckung Christi verstanden haben und verstehen.

Wer nicht im christlichen Glauben beheimatet ist, mag es seltsam anmuten, dass sich Christen das Bild eines Gekreuzigten vor Augen führen. Leiden und Schmerzen, Sterben und Tod verdrängt man. Das tut weh, bringt in große Hilflosigkeit. Lieber weg- als hinschauen.

Gesundheit und Power sind angesagt, und sich mit Energie durchs Leben kämpfen. Wozu den leidenden Christus am Kreuz betrachten?

Verweile ich vor einem Kreuz, fühle mich angeschaut, mit meinen Wunden, mit meiner Hilflosigkeit, mit meinem Entsetzen angesichts Erniedrigungen und Brutalität, die sich Menschen einander antun. Im Prophetenbuch Jesaja heißt es: Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. (Jesaja 53,3-5)

Christen haben diese Worte Jahrhunderte später auf Christus hin verstanden. Christus als einer, der mit unserem Leiden, dem Leid und Unrecht der Welt, zu tun hat. Der all dies nicht ausblendet, sondern durch den Tod in neues Leben verwandelt.

Am 14. Februar beginnt die Passionszeit. Unter dem Kreuz Christi da sein schenkt mir Halt und Trost und lässt mich mit meinen Fragen nicht allein.

Eine gute Winterzeit, mit herzlichen Grüßen
Ihre/Eure Christin Eibisch

 

Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da;
der dem ich vertraue, ist in dir mir nah.

Text: Eckart Bücken 1982 (Gesangbuch 213)

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Dezember 2017 / Januar 2018

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Foto: Frank Eibisch

seit vielen Jahren begleiten mich diese beiden Hände in der Advents- und Weihnachtszeit. Ich fand sie in einem Weltladen, aus Ton wurden sie irgendwo in Lateinamerika gefertigt.
Weihnachten anders. Fremd. Nüchtern. Ohne Schnick und Schnack. Das Wesentliche klein, das Jesuskind in der Mitte, nackt und ausgeliefert. Vom Atem der Tiere gewärmt. Maria und Josef schauen betreten drein.

Glück sieht anders aus. Maria in Gebetshaltung, vielleicht betet sie in diesem Moment: „Ach du liebe Güte, Gott, was soll nun werden?“

Josefs ernstes Gesicht mag darauf deuten. Wenige Tage nach der Geburt fliehen sie. Sie müssen ihr Kind vor der mordenden Horde des Königs in Sicherheit zu bringen. Ohne Gepäck. Das Nötigste am Leib. Glück ist anders.

Foto: Frank Eibisch

Wichtiger als das private Glück der heiligen Familie ist die schützende Hand. Bergende Hände betten die beiden weihnachtlichen Szenen ein. Eine mobile Hand, die während der Geburt unterwegs in einem Stall da ist und auch auf der Flucht.
So geht Gottes Weg zu uns.

Wo werden wir ihn in unserer Advents- und Weihnachtszeit entdecken?
Wie werden wir Christi Geburt als Retter der Welt feiern?

Eine intensive und frohe Zeit wünscht Ihnen und Euch
Ihre/Eure Christin Eibisch

Des ewgen Vaters einig Kind
jetzt man in der Krippen findt;
in unser armes Fleisch und Blut
verkleidet sich das ewig Gut.
Kyrieleis.

Martin Luther 1524

 

Am Ende der Flucht – eine persönliche Geschichte
aus: http://www.zeit.de/2012/52/Weihnachten-Geschichten-2/seite-2  (leicht gekürzt)

Da, wo ich herkomme, ist es verboten, Weihnachtslieder zu singen. … Und ganz besonders verboten ist es, die Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Ich bin Iraner und floh… aus meiner Heimat, weil ich Christ geworden war – darauf steht im Iran die Todesstrafe. Meine drei Schwestern und meine Mutter wussten davon und akzeptierten meine Entscheidung, mein Vater hingegen verstieß mich; für ihn bin ich nicht mehr sein Sohn.

Auch an Weihnachten haben ein paar andere Christen und ich uns heimlich in einer Wohnung getroffen. Voller Vorfreude und voller Angst, entdeckt zu werden. Nur ganz leise haben wir ein Weihnachtslied gesungen. Probleme mit der Regierung hatte ich schon vorher: Während der Präsidentschaftswahlen wurde ich drei Mal verhaftet, weil ich gegen Mahmud Ahmadinedschad protestiert hatte. Beim ersten Mal war ich eine Woche lang in Haft, beim zweiten Mal zwei Wochen, beim dritten Mal zwei Monate. Nach meiner letzten Inhaftierung drohten mir die Polizisten: »Wenn du noch einmal negativ auffällst, bist du tot!«

2011 floh ich schließlich: Per Auto schaffte ich es über die Türkei bis nach Ungarn, von dort wurde ich in einem Lkw nach Österreich geschmuggelt. Als ich ankam, war es fünf Uhr morgens, ich hatte furchtbare Schmerzen im Bauch und in den Beinen und blieb drei Stunden lang am Straßenrand sitzen. Ich vermisste meine Heimat von der ersten Sekunde an. Meine Stadt, meine Familie, meine Freunde, meinen Laden.

Nach zwei Stunden Fußmarsch erreichte ich Wien. Passanten halfen mir, den Weg zum Flüchtlingsheim […] zu finden, und bezahlten meinen Fahrschein. Sechs Monate später bekam ich meinen positiven Asylbescheid. Die erste Zeit war sehr schwer. Besonders zu Weihnachten hatte ich starkes Heimweh. Aber wenn ich durch Wien spazierte, war ich auch voller Freude: Überall wurden Lichter befestigt – Sterne, Monde, Schneeflocken – und Christbäume aufgestellt. Alle Straßen leuchteten.

Mein erstes legales Weihnachten, Weihnachten 2011, feierte ich in der Baptistengemeinde in Salzburg. Viele Flüchtlinge aus dem Iran und Afghanistan waren dort. […] Am 24. trafen wir uns schon am Vormittag in der Kirche. Wir spielten Gitarre, sangen Weihnachtslieder auf Persisch und tanzten. Den ganzen Tag lang. Im Iran würde mir das niemand glauben: dass jemand in ein Gotteshaus geht und dort singt und tanzt. »Du bist verrückt!«, würden sie sagen. Es ist so unglaublich neu für mich, dass Menschen ihren Gott so feiern, voller Freude.

Kourosh Zari, 26, wuchs im iranischen Shiras auf. Nach seinem Übertritt zum Christentum floh er nach Europa.

Andacht aus dem Gemeindebrief für die Monate Oktober und November 2017:
Jesus lebt – Achtung Unfallgefahr!

Liebe Freundinnen und Freunde der Bethesdakirche,
liebe Schwestern, liebe Brüder,

Foto: Frank Eibisch

diesen Grabstein fand ich auf einem Friedhof in der Uckermark. Die Inschrift mutet an, als sei dieser Stein mit seiner Botschaft für die Ewigkeit gemacht. In Stein gemeißelt. „Jesus lebt“ – an einem Ort, an dem die Toten versammelt sind und der Gedanke an die eigene Begrenztheit des Lebens nahe liegt. Was für ein Kontrast: Vergänglichkeit und Leben in Jesus.

Noch interessanter wird es mit diesem Zusatz: „Achtung – Unfallgefahr!“ Die Botschaft vom Leben auf dem Grabstein ist Veränderungen unterworfen, die der Boden mit sich bringt.

Erich Kästner stellt fest: „Wird’s besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“ Ewiges Leben schließt Unfallgefahr nicht aus.

Manchmal werden Gefährdungen des Lebens stärker spürbar. Spürbar, wie wenig wir unser Leben in der Hand haben. Im Dazwischen ist uns Raum gegeben, das Dasein zu gestalten, im Miteinander. Anteil zu nehmen, wenn es gefährlich und belastend für jemanden wird. Und Zeiten, in denen wir mehr Stabilität erleben, zu nutzen, um uns zu vergewissern darüber, was uns über die Zeiten hinausträgt. Wie sehr brauchen wir Menschen, die uns Mut zu sprechen und den Rücken stärken. Und wie sehr sind wir gerade auch darin gefordert, jemandem ein gutes Wort zuzusprechen.

Worte der Gewissheit findet Paul Gerhardt:

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, das soll mir niemand nehmen.
Er lebt und was ihm widerstrebt, das muss sich endlich schämen.
Er lebt fürwahr, der starke Held;
sein Arm, der alle Feinde fällt,
hat auch den Tod bezwungen.

Text: Paul Gerhard 1667, Gesangbuch 655,1

Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende entgegen. Ich wünsche Ihnen/Euch in den kürzer werdenden Tagen Muße für die Seele, sich zu vergegenwärtigen, „Dir leben wir, dir sterben wir. Wir gehen von dir zu dir.“ (Eugen Eckert 1991, Gesangbuch 658)

Herzlich grüßt  Ihre/Eure Christin Eibisch

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